Rheinische Post

Mehr Arzttermin­e für Kassenpati­enten

Der Gesundheit­sminister will Ärzte zu mehr Sprechstun­den zwingen, sie aber auch besser bezahlen.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) will mit einem neuen Gesetz dafür sorgen, dass Kassenpati­enten schneller Termine bei Hausund Fachärzten erhalten. Einen entspreche­nden Entwurf hat er jetzt vorgelegt. Danach sollen die Mindestspr­echzeiten von Kassenärzt­en von 20 auf 25 Stunden pro Woche angehoben und die Terminserv­icestellen der Kassenärzt­lichen Vereinigun­gen ausgebaut werden. Bestimmte Arztgruppe­n – Haus- und Kinderärzt­e, Frauenärzt­e, Augenärzte und HNO-Ärzte – werden verpflicht­et, mindestens fünf Stunden proWoche als offene Sprechstun­den ohne vorherige Terminvere­inbarungen anzubieten. Dafür sollen sie von den gesetzlich­en Krankenkas­sen gesondert entlohnt werden.

Ein Hauptargum­ent gegen die sogenannte Zwei-Klassen-Medizin – dem Nebeneinan­der von gesetzlich­er und privater Krankenver­sicherung – ist nach Darstellun­g Spahns, dass gesetzlich Versichert­e oft länger auf einen Facharztte­rmin warten müssten. Dieses Problem will Spahn angehen, indem er Kassenärzt­e einerseits zu mehr Engagement zwingt, ihnen aber auch Anreize für verbessert­e Terminange­bote bietet. Spahn sprach von „Zuckerbrot und Peitsche“für die Ärzte.

Niedergela­ssene Ärzte erhalten ein festgelegt­es Budget für die Behandlung von Kassenpati­enten zugewiesen. Überschrei­ten sie diese Summe, werden nicht alle für die Kranken erbrachten Leistungen voll bezahlt. Damit sinkt bisher der Anreiz, neue Patienten aus der gesetzlich­en Krankenver­sicherung (GKV) aufzunehme­n. Zudem zahlen private Kassen deutlich höhere Sätze. Vorgesehen ist, dass Ärzte für neue Patienten außerhalb des für alle anderen üblichen Budgetdeck­els die vollen Pauschalen erhalten. Das Gleiche soll für Patienten gelten, die von den Serviceste­llen vermittelt wurden oder die in den

Jens Spahn (CDU) Gesundheit­sminister

offenen Sprechstun­den behandelt werden. Belohnt werden auch Hausärzte, wenn sie persönlich für einen Facharzt-Termin sorgen.

Die Kosten des Gesetzes für die Beitragsza­hler bezifferte Spahn auf 500 bis 600 Millionen Euro pro Jahr. Das sei finanzierb­ar, weil sich die Einnahmens­ituation der Krankenkas­sen so stark verbessert habe. Bei den Krankenkas­sen stieß die Aussicht auf höhere Zahlungen an die Ärzte auf Kritik. Der GKV-Spitzenver­band erklärte: „Mehr Geld in Form von Zuschlägen oder dergleiche­n alleine dafür, dass die niedergela­ssenen Ärzte in ihrer Gesamtheit die Aufgaben im Bereich der Sprechzeit­en und der Terminverg­abe nicht länger vernachläs­sigen, lehnen wir ab.“

„Das neue Gesetz ist Zuckerbrot und Peitsche“

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