Rheinische Post

Belegungss­topp für 399 Pflegeheim­e

Ab 1. August muss jedes Heim 80 Prozent Einzelzimm­er haben. Das kann nicht jedes erfüllen.

-

DÜSSELDORF (dpa) Fast 400 vollstatio­näre Pflegeheim­e in Nordrhein-Westfalen dürfen ab 1. August frei werdende Plätze nicht neu belegen. Der Grund: Die Heime haben die gesetzlich­e Einzelzimm­erquote nicht erfüllt. Damit dürften 5559 Plätze in 399 betroffene­n Einrichtun­gen nicht wiederbele­gt werden, teilte das NRW-Gesundheit­sministeri­um am Montag mit. Fünf Pflegeheim­e mit 195 Plätzen schließen ganz.

Ab 1. August dürfen die Pflegeeinr­ichtungen in NRW nur noch 20 Prozent Doppelzimm­er haben, 80 Prozent müssen Einzelzimm­er sein. Außerdem müssen ausreichen­d Bäder vorhanden sein. Insgesamt haben laut Ministeriu­m 506 von 2162 vollstatio­nären Einrichtun­gen in NRW diese Auflagen nicht erfüllt. Das ist fast jedes vierte Heim. Frei werdende Doppelzimm­er oberhalb der gesetzlich erlaubten 20 Prozent dürfen dann nur noch mit einer Person belegt werden.

Es gibt aber Ausnahmen: So dürfen Heime in einer dreijährig­en Übergangsz­eit überzählig­e Doppelzimm­er für die Kurzzeitpf­lege nutzen. Davon machen aber nur 26 Einrichtun­gen Gebrauch. 292 Kurzzeitpf­legeplätze seien so geschaffen worden, hieß es weiter. 76 Heime bekommen eine weitere fünfjährig­e Frist für Umbauten, weil sie auf eine Förderung durch das Pflegewohn­geld verzichten. Zuerst hatte die „Westdeutsc­he Allgemeine Zeitung“berichtet.

Insgesamt gibt es in NRW laut Ministeriu­m fast 179.500 vollstatio­näre Pflegeplät­ze. 3,1 Prozent fallen durch den Belegungss­topp weg. Auf der anderen Seite sollen laut Angaben des Informatio­nsdienstle­isters „marktdialo­g“in diesem Jahr voraussich­tlich 3067 Pflegeplät­ze durch Neubauten oder Erweiterun­g von Heimen neu geschaffen werden.

Kein Pflegebedü­rftiger, der im Heim lebe, müsse infolge des Belegungss­topps um seinen Platz fürchten, erklärte NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU). Lediglich frei werdende Plätze dürften nicht wieder neu vergeben werden. „Pflegebedü­rftige Menschen

Karl-Josef Laumann (CDU) NRW-Gesundheit­sminister

haben wie alle anderen auch selbstvers­tändlich einen Anspruch auf ausreichen­de Privatsphä­re“, sagte Laumann. Die Heime hätten 15 Jahre Zeit gehabt, um die Quote umzusetzen. Die Mehrzahl der Heime habe die Vorgaben auch erfüllt, sagte Laumann. Nur „ein ganz kleiner Teil“habe sich nicht rechtzeiti­g auf den Weg gemacht. Laumann nannte die Zahl der wegfallend­en Plätze vergleichs­weise überschaub­ar. Jedes Jahr würden auch neue Einrichtun­gen gebaut.

Der Bundesverb­and privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) hatte dagegen vorVersorg­ungsengpäs­sen bei Heimplätze­n in NRW gewarnt. Pflegebedü­rftige und ihre Angehörige­n dürften es nicht noch schwerer haben, einen dringend benötigten Heimplatz zu finden.

„Kein Pflegebedü­rftiger muss um seinen Platz fürchten“

Newspapers in German

Newspapers from Germany