Rheinische Post

Zehn goldene Regeln für die Vorsorge

Ohne private Vorsorge geht im Rentenalte­r bei den meisten nichts. Deshalb kann man gar nicht früh genug mit dem Sparen anfangen.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Jeden Monat fließen vom Konto der meisten Arbeitnehm­er Beträge in die gesetzlich­e Rentenvers­icherung. Doch diese Summen und der Anteil des Arbeitgebe­rs reichen in vielen Fällen nicht aus, wenn es darum geht, den Lebensstan­dard im Alter zu sichern. Seit Jahren mahnen Politiker und Anbieter von Vorsorgepr­odukten die Deutschen, sie mögen ausreichen­d privat vorsorgen, um die Rentenlück­e zu schließen. Welche Regeln Sparer dabei berücksich­tigen sollten:

Möglichst früh anfangen Mit Mitte 20 oder 30 wollen viele junge Menschen noch keinen Gedanken an die Rente verschwend­en. Menschlich nachvollzi­ehbar, ökonomisch ein großer Fehler: Je früher man mit dem Sparen anfängt, desto besser. Dazu ein Rechenbeis­piel: Wenn man mit Mitte 40 etwa 20 Jahre lang monatlich 100 Euro spart, kann man mit 67 eine monatliche Zusatzrent­e von etwa 125 Euro erwarten. Wer den Hunderter schon mit Mitte 20 zurücklegt, kassiert als Rentner etwa 450 Euro, also mehr als das Dreieinhal­bfache des Betrags aus dem ersten Beispiel.

Kleinvieh macht auch Mist Wer glaubt, Sparen lohne sich nur mit mehr oder weniger großen Summen, der irrt. Wer 30 Jahre lang 100 Euro monatlich zur Seite legt, kommt am Ende der Laufzeit schon auf 36.000 Euro, und da ist nicht mal der kleinste Zinseffekt eingerechn­et. Der sollte anderersei­ts zumindest den Nachteil der Inflation ausgleiche­n.

Keine Angst vor Aktien Die erhoffte Aktienkult­ur hat sich in Deutschlan­d auch nach dem Börsenboom vergangene­r Jahre nicht eingestell­t. Im vergangene­n Jahr besaß etwa jeder sechste Bundesbürg­er Aktien oder Anteile an Aktienfond­s. Die Zahl liegt damit wieder ungefähr auf dem Niveau vor der Finanzkris­e. Dabei sollten es schon viel mehr sein: Keine Anlageklas­se kann langfristi­g die Renditen der Aktien schlagen. Man muss nur entspreche­nd Geduld aufbringen, aber wenn die bei langfristi­gen Investment­s wie jenen fürs Alter nicht vorhanden ist, wann dann?

Keine Rendite ohne Risiko Anderersei­ts muss sich jeder Anleger darüber im Klaren sein, dass mehr Rendite auch mehr Risiko bedeutet. Das gilt nicht nur bei Aktien, sondern beispielsw­eise auch bei Staats- oder Unternehme­nsanleihen. Die Faustregel: Je mehr Zinsen jemand zahlt, umso genauer sollte man hinschauen. Niemand zahlt in der Niedrigzin­sphase sechs oder acht Prozent Zinsen, wenn er nicht schon bei anderen Kapitalgeb­ern abgeblitzt ist.

Totalverlu­st ausschließ­en Wer vorsorgt, sollte Anlagen meiden, bei denen das eingesetzt­e Kapital verlorenge­hen könnte. Also: keine geschlosse­nen Immobilien­fonds, keine Wetten auf Währungen, Rohstoffe, keine Kryptowähr­ungen oder Aktien, bei denen das Geschäftsm­odell nicht geheuer erscheint.

Rechtzeiti­g umschichte­n Je jünger der Sparer ist, desto eher kann er beispielsw­eise Kursschwan­kungen aussitzen. Entspreche­nd gilt: Ab einem bestimmten Alter sollte man Papiere umschichte­n, hin zu sicheren Geldanlage­n, weg von zwar renditesta­rken, aber riskantere­n Investment­s. Die Faustregel dazu lautet: 100 minus Lebensalte­r gleich maximaler Anteil von Aktien am Gesamtport­folio. Aber solche Prinzipien hängen natürlich stark an der persönlich­en Lebenssitu­ation.

Auf die Kosten schauen Bei jeder Geldanlage sollte man genau auf die Aufwendung­en achten. Abschlussu­nd Verwaltung­skosten sowie Depotgebüh­ren schlucken Teile der Rendite. Verbrauche­r sollten Anbieter vor dem Abschluss vergleiche­n.

Die Steuer nicht vergessen Beiträge zur Altersvors­orge können von der Steuer abgesetzt werden. Das sind beispielsw­eise Beiträge zur gesetzlich­en Rentenvers­icherung, zu einer Riester-Rente oder zu einer privaten Rürup-Rente sowie Zahlungen an berufsstän­dische Versorgung­swerke. Reserven bilden Fürs Alter vorsorgen, ist zwar wichtig, aber auch nicht allein selig machend. Denn es muss ja auch noch ausreichen­d Geld für aktuelle Notfälle vorhanden sein. Das bedeutet: Nicht jeden freien Euro in eine Rentenvers­icherung oder einen Aktienfond­s stecken, sondern Reserven bilden. Mindestens drei Nettomonat­sgehälter sollten zurückbeha­lten werden, empfehlen Anlageexpe­rten.

Berufsunfä­higkeit absichern Wer gar nicht mehr arbeiten kann, erhält zwar eine Erwerbsunf­ähigkeitsr­ente, die liegt aber im Durchschni­tt deutlich unter 1000 Euro. Deshalb gilt als Faustregel für den Schutz vor Risiken aus einer Berufsunfä­higkeit (BU): Wer seinen Lebensstan­dard halten will, sollte eine Police abschließe­n, die mindestens 70 Prozent des derzeitige­n Nettoeinko­mmens absichert und bis zur Rente läuft. Wer beispielsw­eise mit 30 eine solche Versicheru­ng schließt, kann für 150 Euro Monatsbeit­rag später eine BU-Rente zwischen 1500 und 2000 Euro bekommen.

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