Inklusion auf dem Abenteuerspielplatz
Vor drei Jahren startete auf dem Platz in Oberkassel eine Inklusionsgruppe. Sie richtet sich an alle Kinder mit Handicap.
OBERKASSEL Im Floßteich planschen dutzende Kinder auf der Suche nach Erfrischung, nur ihre Köpfe ragen aus dem Wasser. Andere füttern gerade die Tiere oder streicheln sie und in einem schattigen Winkel malen und basteln Mädchen: Sommeridylle auf dem Abenteuerspielplatz (ASP). Alle spielen miteinander, Mädchen, Jungen und seit drei Jahren auch Kinder mit Handicap. Denn 2015 wurde das pädagogische Konzept des Spielplatzes am BrüggenerWeg 8 in Kooperation mit dem Comenius-Gymnasium durch eine Inklusionsgruppe erweitert.
Immer dienstags von 17 bis 18.30 Uhr kommen Kinder, vorwiegend mit geistiger Behinderung, zusammen, um zu spielen, Spaß zu haben und jede Menge Abenteuer zu erleben. Wenn sie sich auch je nach Lust und Laune auf dem Platz tummeln können, so hat Sozialpädagoge Tulio Riecke immer ein wachsames Auge auf sie. Unterstützt wird er von Comenius-Oberstufen-Schülern, die sich außerhalb der Ferien ehrenamtlich für die Kinder mit Behinderung auf dem ASP einsetzen. Und die Schüler waren es auch, die den Stein ins Rollen gebracht haben, wie Riecke berichtet. „2014 hatten sie eine Woche lang die Betreuung der Basketball-Athleten bei den ,Special-Olympics‘ übernommen.“Die Begegnungen und Erlebnisse mit den Athleten seien für sie so prägend gewesen, dass sie denWunsch äußerten, auch in ihrem Umfeld Be-
reiche zu schaffen, in denen sich Menschen mit und ohne Behinderung begegnen können.
2015 wurde die Idee umgesetzt – und welcher Ort für das unbefangene Miteinander könnte besser sein, als das weitläufige Areal des Abenteuerspielplatzes. „Das hat sich so gut eingespielt“, sagt Riecke, „dass die Kinder mit Down- oder Prader-Willi-Syndrom oder körperlichen Einschränkungen auch an anderen Tagen zu uns kommen. Einige machen so gute Fortschritte, dass sie sogar bei unseren Übernachtungs-Aktionen mitmachen können.“
Seit sieben Jahren gehört Tulio Riecke zum ASP-Team. Weil er zuvor schon viel in Behindertengruppen gearbeitet und auch bei der„Lebenshilfe“Erfahrungen mit geistig behinderten Menschen gesammelt hatte, wurde ihm die Betreuung der Inklusionsgruppe anvertraut. Er, dem das soziale Engagement in die Wiege gelegt wurde – seine gesamte Familie arbeitet in sozialen Berufen – strahlt nur so, wenn er von seinen „Kindern“erzählt. Sein Credo lautet: Hemmschwellen abbauen und eine Brücke schlagen zwischen behinderten und nichtbehinderten Kindern. Denn: „Jedes Kind soll Himmel, Erde, eben alle Elemente wahrnehmen können.“Und: „Jedes Kind ist willkommen.“
Mit dem neuen Angebot will das ASP-Team Eltern Mut machen, soweit wie möglich ein normales Leben mit ihren behinderten Kindern zu führen. „Es ist für uns wichtig, zu vermitteln, dass es eine solche Einrichtung in Niederkassel gibt“, sagt Christiana Jacob, Pressesprecherin des ASP-Vereins. So sei der Verein auch mit Förderschulen in Kontakt. Es gehe nicht darum, die Kinder an die Hand zu nehmen, sondern so normal wie möglich am Alltag teilnehmen zu lassen.
Das alles kostet Geld. Zum Thema Finanzierung sagt Christina Jacob: „Anfangs war die Lebenshilfe Träger der Inklusionsgruppe.“Jetzt haben Stiftungen die Unterstützung übernommen. Und eine Honorarkraft werde komplett vom Verein durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Erlöse aus Sommerfesten finanziert.