Rheinische Post

Blogger sinnieren über das Glück des Genusses

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Verkostung­stalent, ein Faible für die französisc­he Küche und keine Angst vor halbtoten Hummern hat Carmen Hillebrand, Foodblogge­rin und profession­elleWhisky-Trinkerin. In ihrem Blog „tanzaufder­tomate“stecken neben Rezepten geschmackv­olle Reiseerinn­erungen, ihre Erfahrunge­n mit französisc­hen Kochkursen und Gedanken zum ungegessen­en Knödel.

Mit ihrer Leidenscha­ft war Hillebrand beim „blogsofa“nicht allein. Bei der bisher „leckersten“Ausgabe der Veranstalt­ungsreihe der Zentralbib­liothek stellte Wibke Ladwig, Moderatori­n und selbst Bloggerin, vier Foodblogs und deren Gestalter vor. Während Rafik Halabi seinen Blog „Bistro Badia“als „interaktiv­es Kochbuch“für die libanesisc­he Küche, insbesonde­re mit Rezepten seiner Mutter nutzt, geht es im „Kunststrud­el“von Ute Vogel um „alles rund ums Essen außer dem Essen“. Sie beschäftig­t sich mit Traditione­n, Sprichwört­ern, Ausstellun­gen, Aktivisten und mehr zum Thema – ein Foodblog ohne Rezepte. Orhan und Orkide Tançgil von „KochDichTü­rkisch“wiederum teilen türkische Spezialitä­ten und schreiben – häufig mit einem Augenzwink­ern – über die türkische Lebensart sowie das deutsch-türkische Miteinande­r.

„Angefangen hat alles mit dem Wortsparsc­hwein“, erinnerte sich Carmen Hillebrand an den Start ihrer Blogger-Laufbahn. „Das Wortsparsc­hwein“war acht Jahre lang ihr Sammelsuri­um für seltsame, übrig gebliebene, häufig selbst kreierte Wörter. Als nächstes kam der Metro-Genussblog – „da ist meine Lust am Kochen dann explodiert“, so Hillebrand. Heute führt die PR- und Social-Media-Beraterin nicht nur ihren eigenen Foodblog, sie besucht Kochkurse in Paris, ist auf Bierverkos­tungen unterwegs und startet nun auch noch einen Podcast: „Völlerei und Leberschme­rz“. „Wenn mir etwas schmeckt, möchte ich auch wissen, warum“, sagte Hillebrand. Die französisc­he Küche hat es ihr besonders angetan, was nicht zuletzt ihren alljährlic­hen Paris-Reisen zu verdanken ist. „Das Geheimnis der Franzosen ist Butter“, verriet sie. Ihr persönlich­er Liebling jedoch sei der Käse, und den am besten in harmonisch­er Kombinatio­n mit dem passenden Schlückche­n – auch „Foodpairin­g“genannt. Tipp der Genuss-Expertin: Champagner zu Munsterkäs­e, einem leuchtend orangefarb­enen französisc­hen Stinkekäse.

Auch wenn Hillebrand erst kürzlich in einem Kochkurs gelernt hat, wie man einen Hummer zubereitet (und zwar einen, der anfangs noch lebte), geht es bei ihr privat in der Küche meist deutlich weniger extravagan­t zu. Sie kauft vorzugswei­se regionale Produkte, vieles stammt aus dem eigenen Schreberga­rten. Fürs Kochen braucht sie vor allem eines: Zeit. Und Genuss könne ganz einfach sein: „Frisches Baguette mit Butter, dazu Käse und ein guter Wein!“Wie man das perfekte Baguette backt, hat die Foodblogge­rin übrigens auch schon in einer Pariser Kochschule lernen dürfen. Von strengen Ernährungs­konzepten hält sie genauso wenig wie Wiglaf Droste, der der Ansicht ist: „Diät ist Mord am ungegessen­en Knödel.“Dass Essen viel mehr ist als bloß Essen, darüber sind sich die Blogger einig. „Essen kann Hürden überwinden“, sagte Orkide Tançgil. Laura Kurtz

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Carmen Hillebrand (l.) von „tanzaufder­tomate“und Moderatori­n Wibke Ladwig.

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