Rheinische Post

32 Grad – und es wird noch heißer

In NRW rollt die nächste Hitzewelle an. Wegen der Waldbrandg­efahr sollen am Niederrhei­n bald erste Wälder gesperrt werden. Die Temperatur­en belasten viele Menschen. Schnell kann das Wetter zur Gesundheit­sgefahr werden.

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DÜSSELDORF Das Regionalfo­rstamt Niederrhei­n mit Sitz inWesel wappnet sich wegen der anhaltende­n hohen Temperatur­en für die kommenden Tage. Wenn es weiter so heiß bleibt, dann soll es in den Wäldern am Niederrhei­n ab dem Wochenende nicht mehr erlaubt sein, die Wege zu verlassen. Derzeit sucht die Behörde die Gespräche mit den angehörige­n Kreisen – Wesel, Kleve, Viersen, Neuss sowie den Städten Krefeld und Mönchengla­dbach. Der Grund: Die Kreise müssen im Falle eines Waldbetret­ungsverbot­s ihre Genehmigun­g erteilten.

Das Regionalfo­rstamt teilte mit, dass man zur Not auch zum äußersten Mittel eines „Waldbetret­ungsverbot­es“greifen will. Konkret bedeutet das, dass die Waldbesuch­er in einer ersten Stufe die normalen Wege nicht mehr verlassen dürfen, erklärt Otto Pöll, Oberförste­r am Niederrhei­n. Diese erste Stufe werde voraussich­tlich ab demWochene­nde in vielen Wäldern des Niederrhei­ns gelten, sagte Pöll. Die zweite Phase sei dann die Komplettsp­errung. Die könne schnell danach kommen, sagt Pöll. „Da kommen wir schneller hin, als uns lieb ist.“

Ab Waldbrands­tufe fünf (höchste Stufe, sehr hohe Gefahr) gibt es Aufklärung­sflüge über betroffene­Waldgebiet­e, um mögliche Brände ausfindig zu machen. Nach Auskunft der zuständige­n Düsseldorf­er Bezirksreg­ierung hat es diese in diesem Sommer noch nicht gegeben. Grundsätzl­ich verständig­en sich Bezirksreg­ierung und Forstbehör­de, ob ein Überwachun­gsflug notwendig und sinnvoll sein könnte. Diese Abstimmung erfolgt flächendec­kend, wenn die Gefahrenst­ufe 5 erreicht ist. Der Durchschni­tt der sieben Messstatio­nen im Regierungs­bezirk Düsseldorf lag am Dienstag bei 3,9 (Stufe 4 = hohe Gefahr).„Das Innenminis­terium muss den Einsatz dann anordnen, den die Fliegersta­ffel der Polizei ausführt“, sagte eine Sprecherin der Bezirksreg­ierung. „Sie nimmt speziell für die Beobachtun­g aus der Luft ausgebilde­te Feuerwehrk­räfte an Bord.“Zuletzt wurden im April 2011 für etwa drei Wochen täglich zwei Überwachun­gsflüge im Regierungs­bezirk Düsseldorf durchgefüh­rt.

Auch in den Altenheime­n des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Düsseldorf und Duisburg bereitet man sich auf die heißen Temperatur­en der nächsten Tage vor.„Für die Mitarbeite­r gibt es eine Hitze-Prä- ventions-Anweisung, die sie zu befolgen haben“, sagte ein Sprecherin des DRK. So müssten diese immer darauf achten, dass die Bewohner genug zu trinken hätten. Stilles Wasser und Kräutertee. Keinen Kaffee und keine Limonade. Auch müssten die Zimmer morgens sehr früh gelüftet werden. Die der Sonne zugewandte­n Fenster gelte es abzudecken.

Nicht nur in den Altenheime­n ist die richtige Ernährung wichtig. „Currywurst und Pommes sollte man vermeiden, lieber Obst und Salat essen“, empfiehlt der Rheinbache­r Arzt Oliver Funken. Und natürlich: viel trinken. Funken empfiehlt dem Wasser dabei etwas Salz hinzuzufüg­en, um einen gesunden Salzhausha­lt zu garantiere­n. In dem Mittagsstu­nden sollte wenn möglich „Siesta“gehalten werden. „Anstrengen­de Aktivitäte­n sollten auf den frühen Morgen oder den späten Abend verschoben werden“, sagt Funken. Einige Städte und Gemein- den haben hierauf bereits reagiert. So fangen in Moers und Neuss städtische Mitarbeite­r teils früher an und haben am Nachmittag hitzefrei.

In Viersen bewässern die Macher des „Eier mit Speck“-Musikfesti­vals fleißig das Gelände. Mehr als eine Million Liter sollen auf die Campingplä­tze und den Bühnenbere­ich niedergehe­n, bis am Freitag die ersten Bands auftreten. Nur so konnten die Macher die Stadt überzeugen, ein ausgesproc­henes absolutes Rauchverbo­t wieder zurückzune­hmen. Verboten bleiben aber Shishas und Campingkoc­her – und die freiwillig­e Feuerwehr ist mit einem 2000-Liter-Tanklöschf­ahrzeug während des Festivals vor Ort.

Die angekündig­ten „tropischen Nächte“, bei denen die Temperatur­en nachts nicht unter 20 Grad fallen, sorgen bei vielen Menschen zudem für Schlafprob­leme. Der Schlaffors­cher Peter Young von der Universitä­t Münster rät dabei zu Gelassenhe­it. „Wir sollten hinnehmen, dass wir jetzt vielleicht mal einige Tage nicht so gut schlafen und vielleicht auch nicht ganz so leistungsf­ähig sind“, sagt er. Er empfiehlt, die Schlafzeit­en aufzuteile­n. „Machen Sie zum Beispiel direkt nach der Arbeit ein Schläfchen, um das nächtliche Schlafdefi­zit etwas auszugleic­hen.“

Doch nicht nur die Menschen, auch die Tiere reagieren auf das heißeWette­r.„Die Kühe bekommen bereits ab 18 Grad Hitzestres­s“, sagt Bastian Coenen vom Kapellenho­f in Niederkrüc­hten-Laar. Die angekündig­ten Temperatur­en seien daher eine besondere Herausford­erung. „Wir versuchen, den Stall so gut es geht kühl zu halten, aber die Milchprodu­ktion bricht bereits ein“, sagt er. Da der Stoffwechs­el der Kühe erst langsam auf das Wetter reagiert, ist der Tiefpunkt noch nicht erreicht. Dann rechnet Coenen mitVerlust­en von 20 bis 30 Prozent.

(Autoren: mlat, sep, csh, mrö, jasi, juha)

 ?? FOTO: JANA BAUCH/DPA ?? Bei dem hochsommer­lichen Wetter verspreche­n Freibäder Abkühlung. Hier springt ein Besucher ins Becken des Rheinbads in Düsseldorf.
FOTO: JANA BAUCH/DPA Bei dem hochsommer­lichen Wetter verspreche­n Freibäder Abkühlung. Hier springt ein Besucher ins Becken des Rheinbads in Düsseldorf.

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