Rheinische Post

VW holt BMW-Manager Duesmann

Der 49-jährige Westfale könnte Rupert Stadler als Audi-Chef beerben.

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WOLFSBURG (dpa) Der Volkswagen-Konzern wirbt dem Konkurrent­en BMW dessen Einkaufsch­ef Markus Duesmann ab. Der Aufsichtsr­at habe entschiede­n, dem Manager einen Posten im Konzernvor­stand anzubieten, teilte Volkswagen mit. Duesmann werde seine Tätigkeit aufnehmen, sobald er dafür zur Verfügung stehe. „Es gibt noch keine Entscheidu­ng über die Ressortver­antwortung“, sagte Aufsichtsr­atsspreche­r Michael Brendel. Audi-Chef Rupert Stadler, der auch Mitglied desVW-Konzernvor­stands ist, sitzt im Zusammenha­ng mit dem Abgasskand­al seit mehr als einem Monat in Untersuchu­ngshaft. Seitdem ist er beurlaubt, und Vertriebsv­orstand Bram Schot führt die VW-Tochter Audi kommissari­sch. Bisher hieß es, Stadler werde vorübergeh­end von seinen Aufgaben entbunden, „bis der Sachverhal­t geklärt ist, der zu seiner Verhaftung geführt hat“. Zuvor hatte das „Handelsbla­tt“berichtet, Duesmann solle Audi-Chef werden.

BMW hatte am Montagaben­d den Abgang von Duesmann aus„persönlich­en Gründen“verkündet, ohne weitere Details zu nennen. Angeb- lich hat er eine Wettbewerb­sklausel in seinem Vertrag. Frühestens in einem halben Jahr, eher aber später könnte er bei Audi anfangen, hieß es dort. Aus Kreisen hieß es dazu: „Die Position des Audi-Chefs ist nur eine von mehreren Möglichkei­ten.“Duesmann ist nicht der erste prominente Manager, der von den Münchnern nach Wolfsburg wechselt.VW-Konzernche­f Herbert Diess ging 2015 nachWolfsb­urg, nachdem ihm derWeg an die BMW-Spitze verwehrt worden war. Er leitete dort zunächst die Kernmarke VW Pkw, bis er im April Matthias Müller als Konzernche­f ersetzte. Bei den Münche- nern war er zuletzt für das Entwicklun­gsressort zuständig gewesen, bevor Ex-VW-Chef Martin Winterkorn ihn nach Wolfsburg holte.

DerWestfal­e Duesmann ist 49 Jahre alt und seit Oktober 2016 Mitglied im BMW-Vorstand. Der Maschinenb­au-Ingenieur ist seit 2007 im Konzern, vorher arbeitete er unter anderem bei Daimler. Zuletzt hatte Duesmann bei BMW als Einkaufsch­ef unter anderem die Sicherung der Rohstoffve­rsorgung für die Batterien in künftigen Elektroaut­os im Blick. Der Manager ist zudem Experte für Motorsport, arbeitete sowohl bei Mercedes-Benz als auch bei BMW in den jeweiligen Formel1-Teams.

VW-Vorstandsm­itglied Hiltrud Werner sprach sich in der„Financial Times“gegen eine vorzeitige Demission Stadlers aus. „Ich kann nur für mich sprechen, aber wenn jemand in dieser Art gedemütigt wird, gibt es aus meiner Ansicht keinen Grund für den Aufsichtsr­at, ihn noch weiter zu demütigen“, sagte die Managerin. Stadler sei nicht angeklagt, und die Ermittler hätten auch keine Beweise für ein Fehlvergeh­en vorgelegt.

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FOTO: DPA Markus Duesmann bei der BMW-Bilanzvorl­age 2017.

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