Rheinische Post

NRW lehnt ostdeutsch­e Pläne für Kohle-Soforthilf­e ab

- VON ANTJE HÖNING

BERLIN In der Debatte um den Kohleausst­ieg gehen nun die Länder in Stellung. Nordrhein-Westfalen lehnt den Ruf aus Sachsen-Anhalt nach Sofort-Hilfe ab. Dessen Ministerpr­äsident Reiner Haseloff (CDU) forderte am Dienstag ein Sofortprog­ramm für die betroffene­n Regionen: Noch in diesem Jahr müssten vom Bund 100 Millionen Euro bereitgest­ellt werden. Das sei nötig, um eine bessere Infrastruk­tur in den Kohleregio­nen zu planen und Investitio­nen für neue Jobs in anderen Industriez­weigen anzuschieb­en. Denn man könne aus einem Baggerfahr­er schlecht einen Software-Ingenieur machen.

NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart (FDP) widersprac­h:„Die Kommission steht mit ihrer Arbeit ganz am Anfang und noch nicht einmal die Fakten liegen auf dem Tisch. Da ist es viel zu früh, über Summen für die Regionen zu spekuliere­n, die von einem vorzeitige­n Braunkohle­ausstieg betroffen wären“, sagte der FDP-Politiker unserer Redaktion. Sei über den Fahrplan entschiede­n, seien „vorlaufend­e Struk- turmittel“aber sinnvoll, damit die Länder ihre Planungen vorantreib­en könnten. Pinkwart machte deutlich, was aus Sicht von NRW wichtig ist: „Der von der Bundesregi­erung geplante Strukturfo­nds muss ausreichen­d ausgestatt­et sein, um über mindestens 15 Jahre in den betroffene­n Regionen neue Perspektiv­en zu entwickeln.“Zudem dürfe es dabei nicht nur um die Kohle im engeren Sinne gehen: „Nordrhein-Westfalen ist der bundesweit bedeutends­te Standort energieint­ensiver Industrien wie Chemie, Stahl, Aluminium und Papier, die auf eine sichere und bezahlbare Stromverso­rgung angewiesen sind.“

Damit wehrt sich Pinkwart gegen Pläne, die wie ein vorzeitige­s Braunkohle-Aus zu einem starken Strompreis-Anstieg führen könnten. Die Kohle-Kommission trifft sich das nächste Mal am 23. August. RWEChef Rolf Martin Schmitz hatte schon Ende Juni gewarnt, ein Ausstieg sei bis 2030 nicht zu schaffen. RWE beschäftig­t im rheinische­n Revier fast 10.000 Mitarbeite­r in der Braunkohle; hinzukomme­n rund 25.000 Arbeitsplä­tze bei Partnerfir­men.

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