Der faire Wettkampf ums Fortuna-Tor
Michael Rensing und Raphael Wolf sind Konkurrenten, aber sie respektieren sich. Noch ist das Rennen völlig offen.
Das Torhüterleben ist stets etwas anders als das der Feldspieler-Kollegen. Oft ziehen sie ihr Trainingsprogramm nur mit ihrer Kleingruppe durch, absolvieren spezielle Übungen und kehren lediglich als notwendige Bestandteile eines Trainingsspiels zum Rest des Teams zurück. Der maßgebliche Unterschied ist jedoch: Während die Feldspieler Raphael Wolf Fortuna-Torhüter
stets im Hinterkopf haben, mit geringfügigen taktischen Anpassungen auch gemeinsam mit einem Konkurrenten auf dem Platz stehen zu können, geht es bei den Keepern – wie auch aktuell im Trainingslager der Fortuna – immer nur um einen Posten.
Michael Rensing und Raphael Wolf kennen das seit Jahren, sind mit ihren 34 und 30 Jahren keine heurigen Hasen mehr.„Ich bin überhaupt nicht angespannt“, versichert Wolf deshalb auch.„Ich bin ganz bei mir, bereite mich so gut ich kann auf die neue Saison vor. Wer dann im ersten Saisonspiel im Tor steht, ist die Entscheidung des Trainers.“Rensing sieht das ganz ähnlich. „Es geht in dieser Phase der Vorbereitung für uns alle nur darum, so gut zu arbeiten, wie es nur geht, in jedem Training sein Bestes zu geben“, erklärt der frühere Münchner. „Für Rapha und mich ist das keine große Sache.“
Hintergrund dieser gelassenen Haltung ist das Verhältnis der beiden Keeper. „Wir verstehen uns gut und gehen stets vernünftig miteinander um“, betont Rensing und wird dabei von Wolf unterstützt: „Micha und ich haben uns von Anfang an gut verstanden, so wie das bei mir mit anderen Torhütern immer war. Mir ist ein gutes Verhältnis auch sehr wichtig. Ich möchte mit Spaß zum Training kommen, und das ist bei uns der Fall.“Wer sich mit der Fortuna-Geschichte auskennt, der weiß, dass das in Düsseldorf nicht immer so aussah. Michael Melka und Michael Ratajczak, von 2007 bis 2011 das Gespann des Klubs, sagten sich gegenseitig nicht einmal die Tageszeit. Für Wolf und Rensing undenkbar. „Wir haben viele gemeinsame Interessen, quatschen deshalb auch außerhalb des Trainingsplatzes gern miteinander“, berichtet Wolf. „Das gilt auch für die jungen Torhüter, mit denen wir bei Fortuna zusammenarbeiten.“
Einig sind sich die beiden auch darüber, dass in der Bundesliga neue Anforderungen auf sie zukommen.„Ein wichtiger Punkt wird sein, unser Spiel schneller zu machen“, sagt Wolf. „Natürlich muss das aus einer guten Ordnung heraus geschehen, denn es hilft ja nichts, wenn ich den Ball wild nach vorn schmeiße. Wir wissen aber, dass wir offen- siv weniger Möglichkeiten bekommen werden als in der zweiten Liga, und diese müssen wir dann besser nutzen.“Rensing ergänzt: „Wir alle müssen fitter sein als unsere Gegner. Und gerade nach Niederlagen, die in der ersten Liga sicher kommen werden, müssen wir erfahrenen Spieler vorangehen.“
Beide Keeper bringen viel Erfahrung mit, so dass dieser Faktor beim Kampf ums Tor keine große Rolle spielen wird. Für Rensing spricht, dass er vor der vergangenen Saison als klare Nummer eins galt und nun nach achtmonatiger Pause wegen komplizierter Rippenbrüche wieder völlig fit ist, für Wolf, dass er als Rensing-Vertreter eine starke Spielzeit hinlegte. „Vor 20 Jahren hat man vielleicht noch gesagt: Die Nummer eins liegt fest. Heute ist das nicht mehr so“, sagt Rensing. „Ich war lange verletzt, Rapha hat gut gespielt. Alles Weitere wird man sehen.“Fest steht derzeit im Grunde nur eins: Verdient, auf der Bank zu sitzen, hat keiner von beiden.
„Wir quatschen auch außerhalb des Trainingsplatzes gern miteinander“