Rheinische Post

Mord als Verkehrsun­fall getarnt

In Hessen wäre fast das perfekte Verbrechen gelungen – ein Thema bei „Aktenzeich­en XY“.

- VON JAN BRINKHUS

GIESSEN/FRIEDBERG (dpa) Vor gut 20 Jahren soll Adem Bozkurt bei einem Autounfall in Hessen gestorben sein. So sah es zumindest aus – auf den ersten Blick. Nun ermitteln Polizei und Staatsanwa­ltschaft wegen Mordes. Denn der im April 1997 tot entdeckte Autofahrer ist nach Angaben von Polizei und Staatsanwa­ltschaft mit einem Genickschu­ss umgebracht worden und nicht an den Folgen des Unfalls gestorben. Ein Zeuge gab den Ermittlern den entscheide­nden Hinweis. Motiv könnten Streitigke­iten um Toilettena­nlagen an Autobahnra­ststätten gewesen sein.

Die Ermittler sind nun mit dem spektakulä­ren Fall an die Öffentlich­keit gegangen, sie erhoffen sich davon Hinweise auf den oder die Täter. Der Kriminalfa­ll soll am heutigen Mittwoch auch in der ZDF-Sendung „Aktenzeich­en XY... ungelöst“vorgestell­t werden.

Der 45 Jahre alte Türke Adem Bozkurt war am 4. April 1997 frühmorgen­s in Ober-Mörlen in der Wetterau tot in seinem Fahrzeug gefunden worden. Der Wagen, in dem der Mann allein saß, sei offensicht­lich gegen einen Baum geprallt. Die Umstände, auch die Verletzung­en des 45-Jährigen, hätten auf einen tödlichen Unfall hingedeute­t. Es sei deshalb auf eine rechtsmedi­zinische Untersuchu­ng verzichtet worden, berichten die Ermittler. „Wir gehen heute davon aus, dass der Täter eine kleinkalib­rige Waffe verwendet hat“, sagt der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft, Thomas Hauburger. Das Einschussl­och sei entspreche­nd nur wenige Millimeter groß gewesen und habe sich unter Haaren befunden. Die Kugel sei entweder im Kopf steckengeb­lieben oder durch den Mund wieder ausgetrete­n. Der Leichnam sei wenige Tage später von Angehörige­n in die Türkei gebracht und dort beigesetzt worden. Bozkurt hinterließ eine Ehefrau und zwei Töchter.

Erst Ende 2014, Anfang 2015 habe ein Zeuge den Hinweis gegeben, dass Bozkurt ermordet worden sei. Die in der türkischen Stadt Izmir bestattete Leiche sei daraufhin in Zusammenar­beit mit den türkischen Behörden exhumiert worden. Experten hätten festgestel­lt, dass Boz- kurt offensicht­lich mit einem Schuss ins Genick getötet worden sei.

Um Toilettena­nlagen auf Autobahnra­ststätte wurde teils mit harten Bandagen gekämpft: um Standorte und Geld. Der Ermordete, der eine Reinigungs­firma hatte, sei aber nach den bisherigen Ermittlung­en nicht in eine kriminelle Szene verstrickt gewesen.

„Aktenzeich­en XY“, ZDF. 20.15 Uhr.

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FOTO: DPA In diesem Auto wurde nach einem vermeintli­chen Unfall in der Nähe der Raststätte Wetterau ein toter Mann gefunden. Der Unfall hat sich im Nachhinein als Verbrechen herausgest­ellt.

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