Düsseldorfer sind beim digitalen Lernen nur Mittelmaß
Das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut betreibt eine kostenlose Bildungsplattform für Jedermann im Internet und hat die Lernaktivitäten in Großstädten miteinander verglichen.
Gezählt wurde, wie viele Bürger pro 1000 Einwohner die verschiedenen E-Learning-Angebote des renommierten Potsdamer Instituts (siehe Info) nutzen und wie viele Lernaktivitäten es pro 1000 Einwohner gab. Daraus wurde ein Großstadt-Ranking jeweils für NRW und für ganz Deutschland gebildet. Die wichtigsten Fakten im Überblick.
Welches digitale Lernangebot macht das HPI? Vor sechs Jahren schuf das Institut nach amerikanischem Vorbild eine Plattform für offene Online-Kurse. Die Idee dahinter: Jeder kann unabhängig von Zeit und Ort Wissen erwerben und Prüfungszertifikate erwerben. Angeboten werden Kurse für Jedermann und für angehende Spezialisten der Informationstechnologie (IT). Der Bogen reicht von „Wie funktioniert eine Suchmaschine“über mehr Internet-Sicherheit für Anfänger und die Privatsphäre in den sozialen Medien bis zum Design eigener Homepages und dem professionellen Erlernen von Programmiersprachen. Bislang schrieben sich 176.000 Teilnehmer in mehr als 500.000 Kursan- gebote ein, darunter 1406 an digitaler Allgemeinbildung interessierte Düsseldorfer
In welchem Umfang nutzen Düsseldorfer solche Angebote? Anhand der IP-Adressen konnte das Institut sehen, in welcher Stadt die Nutzer leben.Verglichen wurden 61 größere Städte. Bei der Dichte der Kursteilnehmer liegt die Landeshauptstadt mit 2,3 Lernern auf 1000 Einwohner beziehungsweise 344 Lernaktivitäten pro 1000 Einwohner bundesweit auf Platz 29 beziehungsweise 26. „Das Interesse an digitaler Allgemeinbildung ist vorhanden, allerdings ist noch Luft nach oben“, sagt Hans-Joachim Allgaier, zuständig für die Projektkommunikation von „OpenHPI“.
Wie schneiden andere Städte ab? Beim Spitzenreiter Heidelberg nutzen 64 von 1000 Einwohnern die umfangreichen E-Learning-Angebote des Instituts, zudem wurden in der Universitätsstadt am Neckar 904 Lernaktivitäten verzeichnet. Zum Vergleich: Oberhausen landet mit nur 1,6 Lernern und 169 Lernaktivitäten auf Platz 57 beziehungsweise Platz 60. In NRW verzeichnet – mit großem Abstand vor anderen Städten – Bonn die meisten Lernaktivitäten (649 auf 1000 Einwohner). Auf Platz 2 folgt Köln (350), dann Düsseldorf (344). „Die Menschen der Rheinschiene sind in NRW besonders aktiv beim E-Learning, aber in die bundesweite Spitze hat es nur Bonn geschafft“, sagt Hans-Joachim Allgaier.
Welche weiteren E-Learning-Projekte gibt es? In Zusammenarbeit mit dem Bundesbildungsministerium hat das Postdamer Institut ein umfassendes Konzept für das digitale Lernen an Schulen entwickelt. Kern des Ganzen ist eine Schul-Cloud, also eine nicht mehr an einen bestimmten PC gekoppelte Datenbasis, in der Unterrichtsinhalte und Lernmaterialien gesammelt werden. Schüler und Lehrer haben über mobile Endgeräte jederzeit Zugriff darauf. Bundesweit machen rund 70 Schulen mit Schwerpunkten in Naturwissenschaften und Technik bei dem Pilotprojekt des HPI mit. „Eine Düsseldorfer Schule ist noch nicht dabei“, sagt Allgaier. Innovatives Lernen mit Hilfe der Cloud gibt es aber auch in der Landeshauptstadt. „Solche Lösungen sind gut und rich- tig“, sagt Florian Dirszus vom Schulverwaltungsamt. Nach der Sommerpause werde die Debatte über einen städtischen Medienentwicklungsplan beginnen. 2019 soll dieser Plan verabschiedet werden. Digitales Lernen werde darin eine große Rolle spielen. „Ziel muss es sein, die digitale Kompetenz zu stärken. Eine Idee wäre, dass künftig Schüler ihren Lehrern bei diesen Themen helfen.“