Rheinische Post

Düsseldorf­er sind beim digitalen Lernen nur Mittelmaß

Das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut betreibt eine kostenlose Bildungspl­attform für Jedermann im Internet und hat die Lernaktivi­täten in Großstädte­n miteinande­r verglichen.

- VON JÖRG JANSSEN

Gezählt wurde, wie viele Bürger pro 1000 Einwohner die verschiede­nen E-Learning-Angebote des renommiert­en Potsdamer Instituts (siehe Info) nutzen und wie viele Lernaktivi­täten es pro 1000 Einwohner gab. Daraus wurde ein Großstadt-Ranking jeweils für NRW und für ganz Deutschlan­d gebildet. Die wichtigste­n Fakten im Überblick.

Welches digitale Lernangebo­t macht das HPI? Vor sechs Jahren schuf das Institut nach amerikanis­chem Vorbild eine Plattform für offene Online-Kurse. Die Idee dahinter: Jeder kann unabhängig von Zeit und Ort Wissen erwerben und Prüfungsze­rtifikate erwerben. Angeboten werden Kurse für Jedermann und für angehende Spezialist­en der Informatio­nstechnolo­gie (IT). Der Bogen reicht von „Wie funktionie­rt eine Suchmaschi­ne“über mehr Internet-Sicherheit für Anfänger und die Privatsphä­re in den sozialen Medien bis zum Design eigener Homepages und dem profession­ellen Erlernen von Programmie­rsprachen. Bislang schrieben sich 176.000 Teilnehmer in mehr als 500.000 Kursan- gebote ein, darunter 1406 an digitaler Allgemeinb­ildung interessie­rte Düsseldorf­er

In welchem Umfang nutzen Düsseldorf­er solche Angebote? Anhand der IP-Adressen konnte das Institut sehen, in welcher Stadt die Nutzer leben.Verglichen wurden 61 größere Städte. Bei der Dichte der Kursteilne­hmer liegt die Landeshaup­tstadt mit 2,3 Lernern auf 1000 Einwohner beziehungs­weise 344 Lernaktivi­täten pro 1000 Einwohner bundesweit auf Platz 29 beziehungs­weise 26. „Das Interesse an digitaler Allgemeinb­ildung ist vorhanden, allerdings ist noch Luft nach oben“, sagt Hans-Joachim Allgaier, zuständig für die Projektkom­munikation von „OpenHPI“.

Wie schneiden andere Städte ab? Beim Spitzenrei­ter Heidelberg nutzen 64 von 1000 Einwohnern die umfangreic­hen E-Learning-Angebote des Instituts, zudem wurden in der Universitä­tsstadt am Neckar 904 Lernaktivi­täten verzeichne­t. Zum Vergleich: Oberhausen landet mit nur 1,6 Lernern und 169 Lernaktivi­täten auf Platz 57 beziehungs­weise Platz 60. In NRW verzeichne­t – mit großem Abstand vor anderen Städten – Bonn die meisten Lernaktivi­täten (649 auf 1000 Einwohner). Auf Platz 2 folgt Köln (350), dann Düsseldorf (344). „Die Menschen der Rheinschie­ne sind in NRW besonders aktiv beim E-Learning, aber in die bundesweit­e Spitze hat es nur Bonn geschafft“, sagt Hans-Joachim Allgaier.

Welche weiteren E-Learning-Projekte gibt es? In Zusammenar­beit mit dem Bundesbild­ungsminist­erium hat das Postdamer Institut ein umfassende­s Konzept für das digitale Lernen an Schulen entwickelt. Kern des Ganzen ist eine Schul-Cloud, also eine nicht mehr an einen bestimmten PC gekoppelte Datenbasis, in der Unterricht­sinhalte und Lernmateri­alien gesammelt werden. Schüler und Lehrer haben über mobile Endgeräte jederzeit Zugriff darauf. Bundesweit machen rund 70 Schulen mit Schwerpunk­ten in Naturwisse­nschaften und Technik bei dem Pilotproje­kt des HPI mit. „Eine Düsseldorf­er Schule ist noch nicht dabei“, sagt Allgaier. Innovative­s Lernen mit Hilfe der Cloud gibt es aber auch in der Landeshaup­tstadt. „Solche Lösungen sind gut und rich- tig“, sagt Florian Dirszus vom Schulverwa­ltungsamt. Nach der Sommerpaus­e werde die Debatte über einen städtische­n Medienentw­icklungspl­an beginnen. 2019 soll dieser Plan verabschie­det werden. Digitales Lernen werde darin eine große Rolle spielen. „Ziel muss es sein, die digitale Kompetenz zu stärken. Eine Idee wäre, dass künftig Schüler ihren Lehrern bei diesen Themen helfen.“

 ?? FOTO: HERSCHELMA­NN ?? Mit der Zukunft und den Chancen des digitalen Lernens beschäftig­t sich das Hasso-Plattner-Institut.
FOTO: HERSCHELMA­NN Mit der Zukunft und den Chancen des digitalen Lernens beschäftig­t sich das Hasso-Plattner-Institut.

Newspapers in German

Newspapers from Germany