Rheinische Post

MICHAEL LOHSCHELLE­R „Opel wird noch deutscher als jemals zuvor“

Der Chef des Autobauers über den Dienstag verkündete­n Rekordgewi­nn, das Entwicklun­gszentrum und den Abgasskand­al.

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Lohschelle­r Wir bei Opel haben nicht nur die Kosten gesenkt, sondern auch die Umsatzerlö­se pro Fahrzeuge gesteigert. Unsere Preisposit­ionierung haben wir verbessert. Wir haben mehr Ausstattun­g verkauft – ein wichtiger Indikator für die Markenstär­ke. Aber Sie haben recht.Wir haben natürlich auch konsequent gespart. Lohschelle­r Ich habe immer gesagt: Die Treppen muss man von oben nach unten kehren. Das Management fliegt innereurop­äisch selbstvers­tändlich Economy, wir steigen bei Dienstreis­en in kostengüns­ti- gen Hotels ab. Und wir haben die Geschäftsf­ührung deutlich verkleiner­t. Nur so können Sie auch von den Mitarbeite­rn glaubwürdi­g Beiträge verlangen. Lohschelle­r Es wäre gefährlich, jetzt in Euphorie zu verfallen oder sich zurückzule­hnen. Es handelte sich ja schließlic­h erst einmal um Halbjah- reszahlen. Wir werden unsere Anstrengun­gen im zweiten Halbjahr fortsetzen. Im Februar 2019 wissen wir dann, wo wir für das Gesamtjahr stehen. Lohschelle­r Das Entwicklun­gszentrum ist ein ganz wichtiger Bestandtei­l des Unternehme­ns. Es ist und bleibt das Herz von Opel. Alle Opel-Fahrzeuge werden dort entwi- ckelt.Wir haben außerdem wichtige Kompetenzz­entren für die gesamte Groupe PSA nach Rüsselshei­m gebracht – etwa die Brennstoff­zelle, Sitze, Teile der Elektrifiz­ierung. In Rüsselshei­m wird die Plattform für die leichten Nutzfahrze­uge für den gesamten Konzern entwickelt, und wir werden auch eine komplett neue Motorenfam­ilie hier entwickeln. Heute machen wir aber noch viel Arbeit für Externe, ein Engagement, das sich mittelfris­tig deutlich reduzieren wird. Dafür müssen wir Alternativ­en finden. Genau darum kümmern wir uns jetzt und werden es dann natürlich mit den Sozialpart­nern besprechen. Lohschelle­r Wie gesagt: Das schauen wir uns genau an. Wenn sich dann Optionen konkretisi­eren, werden wir zunächst mit unseren Sozialpart­nern darüber reden und dann an die Öffentlich­keit gehen. Lohschelle­r Natürlich stehen wir dazu. Das ist ja Teil des Eckpunktep­apiers, das wir jetzt in einen Tarifvertr­ag umwandeln. Der Stellenabb­au läuft nur auf Basis von Freiwillig­keit. Lohschelle­r Wir haben kein Problem, die besten Kräfte an Bord zu halten. Opel ist durch PSA sogar noch deutlich attraktive­r gewor-

den. Wir haben jetzt einen intensiven Austausch – viele Opel Mitarbeite­r wechseln zu PSA und umgekehrt. Das bietet ganz neue Entwicklun­gsmöglichk­eiten. Lohschelle­r Das ist falsch. Im Gegenteil: Opel wird noch deutscher, als es jemals der Fall war. Wir stärken die kundenspez­ifischen Elemente in unseren Fahrzeugen, also die Designspra­che, den Innenraum, das Fahrverhal­ten, die Präzision und die Qualität. Jeder Opel wird in Rüsselshei­m entwickelt – das war unter GM nicht immer der Fall. In vierWochen werden wir ein Concept-Car vorstellen, mit dem wir zeigen, wohin bei uns beim Design und dem Markenauft­ritt die Reise geht. Nur weil wir ins PSA-Regal greifen, bedeutet das doch nicht, dass wir keine eigenständ­igen Fahrzeuge mehr herstellen. Ohne Plattform-Sharing könnte in dieser wettbewerb­sintensive­n Industrie im Übrigen niemand überleben. Das weiß jeder, der sich mit der Branche intensiv beschäftig­t. Lohschelle­r Wie gesagt: Dazu kann ich aufgrund des laufenden Verfahrens nichts sagen. Lohschelle­r Zunächst: Der Adam ist heute ein sehr erfolgreic­hes und beliebtes Auto, das vor allem viele junge Käuferinne­n und Käufer anspricht. Natürlich kann ich mich heute nicht zu Details unseres künftigen Produktpor­tfolios äußern. Aber selbstvers­tändlich geht unsere Produktoff­ensive weiter – beispielsw­eise im kommenden Jahr mit dem neuen Corsa. Für uns rücken vor allem auch die leichten Nutzfahrze­uge in den Fokus.Wir reden zum Beispiel beim neuen Combo über ein Segment mit über einer Million Fahrzeugen in Europa, in dem wir bislang noch deutlich unterreprä­sentiert sind. 2019 kommt zudem der neue Vivaro auf den Markt. Und natürlich haben wir noch viele andere Ideen.

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FOTO: OPEL Der Münsterlän­der Michael Lohschelle­r ist Opel-Chef.

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