Rheinische Post

Japanische Popkultur in vier Bildern

In einer Manga-Ausstellun­g im Eko-Haus zeigen Nachwuchs-Künstler Bildergesc­hichten, die in sieben Stunden entstanden sind.

- VON CHARLOTTE GEISSLER

Man muss nicht Japaner sein, um Mangas zeichnen zu können. Olga Rogalski ist sogar so gut, dass sie beim Zeichenwet­tbewerb des Japan-Tags den ersten Platz gewonnen hat. Jetzt wird ihre Gewinner-Zeichnung neben anderen prämierten Mangas in einer Ausstellun­g im Eko-Haus gezeigt.

Darauf ist Rogalski mächtig stolz, dabei hat sie sogar schon Manga-Bücher veröffentl­icht. „Aber der Zeichenwet­tbewerb ist wesentlich schwierige­r, als einen Band zu veröffentl­ichen“, erklärt sie. Das liege an der kurzen Form. Beim Wettbewerb erhalten die Teilnehmer am Japan-Tag ein Thema – in diesem Jahr „Popkultur trifft traditione­lle (japanische) Kultur“. Dann haben sie vier Bildkästen Platz und etwa sieben Stunden Zeit, eine dazu passende Geschichte zu entwickeln.Yonkoma heißt diese Bildfolge auf Japanisch.

Dabei soll die Geschichte möglichst einen Witz enthalten. Das zu zeichnen ist nicht einfach – gerade in nur wenigen Stunden. „Es ist erstaunlic­h, unter welchen Umständen so viele tolle Geschichte­n hervorgebr­acht werden“, sagt Yurie Takagi. Zusammen mit der Dokomi, der Anime- und Japan-Convention in Düsseldorf, richtet die Buchhand- lung Takagi den Zeichenwet­tbewerb aus. Gemeinsam entscheide­n sie die Themen. Die sind vielfältig, oft schwierig. Deshalb gibt es unter etwa 150 Eingängen ein paar, die das Thema verfehlen. Die müssen aussortier­t werden – auch wenn die Zeichnunge­n sehr gut sind – bevor die 18 Juroren die Geschichte­n komplett anonym bewerten. Ninjas, Geishas und Videospiel­e – alle finden sie einen Platz in den Zeichnunge­n. Samurai-Kampf und Selfie-Kultur werden verbunden – wie in der Geschichte von Mandy Su Wichert, die den dritten Platz belegte.

Schwierig wird es mit Zeichnunge­n, die ein gewisses Insiderwis­sen voraussetz­en. Dieses Jahr beispielsw­eise, wenn Homer Simpson sich in einen Sumo-Ringer verwandelt, ein Charakter aus einem Videospiel ins alte Japan gezappt wird, oder die Ghostbuste­rs auf japanische Geister treffen. Tolle Ideen, die aber voraussetz­en, dass die Juroren die entspreche­nden Figuren auch kennen und erkennen.

Olga Rogalski hat sich selbst für den Generation­enkonflikt entschiede­n. Den gebe es immer, meint sie, in jeder Kultur, immer verständli­ch. Gothic Lolita trifft bei ihr auf einen traditione­llen japanische­n Geist (Tengu) und eine Großmutter. Eine Stunde hat sie sich dafür genommen, eine Idee zu finden. Erst dann ging sie an das Vorzeichne­n, Nachzeichn­en, das Ausmalen mit Tinte und die Effekte. Wegen des Zeitdrucks, zeichnen fast alle vor Ort. Die größte Schwierigk­eit: Einen Platz finden, an dem die anderen Teilnehmer wenig radieren und so nicht ständig am Tisch rüt-

teln. „Ich habe mich zuerst unter einen Baum in den Schatten gesetzt“, sagt Rogalski.

Wenn der Manga fertig gezeichnet ist, bleibt nur noch, auf die Preisverle­ihung zu warten. Und die Preise sind nicht unerheblic­h. Für Rogalski als Gewinnerin desWettbew­erbs der Über-18-Jährigen geht es nach Japan. Auch eine Zugfahrkar­te für das ganze Land ist inbegriffe­n. Die Japan-Reise ist das Ziel vieler Teilnehmer. Deshalb ist ein Gewinner danach erst einmal für drei Jahre für diesen Preis gesperrt – damit andere Zeichner und Japanfans die Chance haben, dorthin zu reisen.

Obwohl Rogalski den Studiengan­g Modernes Japan in Düsseldorf studiert hat, war sie noch nie in Japan. Jetzt ist die Reise schon geplant. „Zuerst bin ich eine Woche in Tokio, dann reise ich zwei Wochen durch das Land. Ich weiß schon so viele Orte, die ich sehen will!“, erzählt sie und strahlt

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FOTO: FRITJOF ECKARDT Zwei japanische Samurai-Kämpfer werden Teil eines Selfies. Mandy Su Wichert erreichte den dritten Platz des Manga-Wettbewerb­s. Ihre Zeichnung ist nun im Eko-Haus ausgestell­t.

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