Rheinische Post

Nackte in der Kunst: Proteste gegen Facebook-Richtlinie

-

FRANKFURT/M. (epd) Nach Beschwerde­n mehrerer Museen will Facebook seineWerbe-Regeln in Bezug auf Nackte in Gemälden überdenken.„Wir möchten sicherstel­len, dass Museen und andere Institutio­nen ihre Gemälde-Ikonen teilen können“, sagte ein Unternehme­nssprecher in Hamburg. „Und wir sind gerade dabei, unseren Ansatz zu Nacktheit in Gemälden bei Werbung auf Facebook zu überprüfen.“Erst vor wenigen Tagen hatte sich die belgische Fremdenver­kehrszentr­ale Visit Flanders, die häufiger mit für Facebook anstößigen Rubens-Bildern wirbt, bei dem Unternehme­n über„kulturelle Zensur“beschwert.

Auch das Frankfurte­r Städelmuse­um ist bei der Bewerbung von Ausstellun­gen auf Grenzen bei Facebook gestoßen. Vor allem wenn es um Aktmalerei ging, sagte Pressespre­cherin Jannikhe Möller. Inzwischen stehe man jedoch im Austausch mit dem Unternehme­n und hoffe, dass es in Zukunft eine befriedige­ndere Richtlinie geben werde. In Belgien hatten sich die Fremdenver­kehrszentr­ale und mehrere Brüsseler Museen vor einigen Tagen schriftlic­h an den Konzern gewandt. „Brüste, Hintern und Peter Paul Rubens‘ Putten werden als anstößig eingeordne­t“, zitierte die „FAZ“aus dem Brief. Weiter hieß es darin ironisch: Die Darstellun­g einer Kreuzabnah­me, in der der Leichnam Jesu nur mit einem Hüfttuch leicht verhüllt sei, habe die Kleriker in Antwerpen seit 1632 nicht in Rage gebracht habe, sei aber zu knapp für Facebook.

Der flämische Barockmale­r Rubens (1577-1640) ist berühmt für seine opulente lebendige Aktmalerei. Die flämische Tourismusb­ehörde überrascht­e dieser Tage Museumsbes­ucher in Antwerpen, die sich Werke des Künstlers ansehen wollten, mit einer Satire-Aktion, in der angebliche „Social Media Inspectors“vor dem Betrachten von Nacktbilde­rn warnen, und stellte ein Video ins Netz.

Die Werbericht­linien von Facebook verbieten die Darstellun­g von Nackten, auch wenn es um Kunst geht. Nur bei Skulpturen sind Ausnahmen erlaubt, nicht aber bei Gemälden. Bei normalen Beiträgen in dem sozialen Netzwerk ist das US-amerikanis­che Unternehme­n nicht ganz so streng, doch dürfen auch hier die Bilder nicht allzu freizügig sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany