Rheinische Post

Sogar Arabern kann es in Düsseldorf zu heiß werden.

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Alter Trick: Je langsamer man geht, desto weniger schwitzt man. Normalerwe­ise ist man auf der Kö gezwungene­rmaßen im Schneckent­empo unterwegs. Heute könnte man joggen – so leer ist es. Würden wir natürlich nie tun, bei 37 Grad. Es sei denn, wir wären austrainie­rte Kampfsport­ler. „Wenn man ein Ziel hat, muss man auch bei Hitze joggen“, ruft Kickboxer Said (22). Und weg ist er.

Eher immobil ist dagegen Willi (65), der zwischen einer Boutique und einer Buchhandlu­ng Straßenzei­tungen verkauft. „Eigentlich ist es im Schatten sehr angenehm“, sagt er. Obwohl er lange Jeans und eine Lederweste über dem T-Shirt trägt. „Die brauche ich, wegen der Taschen.“

Vielleicht sollten wir uns bei der Hitze wirklich nicht so anstellen. „Hier gibt es doch immer mal wieder Wind“, sagt Muneera (20) aus Katar. „Zu Hause ist es viel feuchter, da gibt es nicht mal im Schatten ein Entkommen.“Sie zeigt uns ihr Handy: Aktuell sind es 46 Grad in Katar. Wir schämen uns etwas.

Zum Glück treffen wir als nächstes Abdullah (60) und Sheikha (50), die ebenfalls empört sind über die Hitze. Sie kommen seit Jahren aus Dubai nach Düsseldorf. „Dieses Jahr ist es wirklich zu heiß“, sagt Abdullah. „Hier gibt es nirgendwo eine vernünftig­e Klimaanlag­e“, beklagt sich Sheikha. Auch wenn sie zugibt, dass es nicht so toll für die Umwelt ist, und auch nicht wahnsinnig gesundheit­sfördernd.

Der heiße Luftstrom, der in der Altstadt durch die Gassen zieht, und dazu der Verwesungs­geruch aus dem Gulli können auch nicht das Wahre sein. Kein Wunder, dass fast alle lieber drin geblieben sind. Bis auf den zweiten Jogger des Tages, der tatsächlic­h eine Wollmütze trägt. Und Tobias Kybarth (35), der tapfer mit seiner Rikscha über das Pflaster radelt. „Ich bin der einzige Fahrer, der draußen ist“, glaubt er. Zu Abkühlung hat er sich ein feuchtes Handtuch in den Nacken gelegt. Allerdings laufen die Geschäfte nicht allzu gut. „Bei 25 Grad lassen sich schon mehr Leute fahren als bei 35.“

Mittlerwei­le fühlen wir uns etwa so welk wie die Schnittblu­men auf dem Carlsplatz. Dass die ein wenig die Köpfe hängen lassen nach einem langen Tag bei über 30 Grad, da kann selbst Florist Ralf Hammer mit seinem Know-how nichts machen. Immerhin:„Den Pflanzen im Topf geht es eigentlich ziemlich gut.“Die haben ja auch jede Menge zu trinken. Das holen wir uns jetzt auch mal. (RP) Jetzt tritt ein, was Experten für die städtische Infrastruk­tur befürchtet haben: Straßenbel­ag und Schienen werden durch die Hitze in Mitleidens­chaft gezogen und verformen sich:

Schienen Durch die Hitze werden nun sogar Schienen der Rheinbahn verbogen. Das Unternehme­n postete ein Foto von Gleisen der Linie 706 kurz vor Hamm. Zwar hat die Gleisbauwe­rkstatt das Problem bereits behoben – in den nächsten Tagen könnte es aber immer wieder zu solchen Vorfällen kommen.

Straßen Die Münchener Straße ist stadteinwä­rts teilweise nur einspurig befahrbar. In Höhe der Ausfahrt Paul-Thomas-Straße sind durch die Hitze Blasen im Asphalt entstanden. Auf dem Stück herrscht jetzt Tempo 60.

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FOTO: STADT DÜSSELDORF Blasen im Asphalt: Die Münchner Straße ist stadteinwä­rts teilweise nur einspurig zu befahren.
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FOTO: RHEINBAHN Gleise der Rheinbahn können sich wegen der Hitze verformen. Dies war jetzt kurz vor Hamm der Fall.

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