Rheinische Post

Der Parkplatz-Krieg

Jeden Abend beim Schichtwec­hsel wird es laut rund um das Sprinter-Werk. Die Anwohner sind genervt, auch weil sie selber keinen Stellplatz mehr finden. Ein Besuch vor Ort.

- VON DANIEL SCHRADER

DERENDORF/UNTERRATH Montag, 20.30 Uhr, Korveyer Straße. In dem kleinenWoh­ngebiet in Unterrath ist es a Abend ruhig. Zwar ist hin und wieder das Rauschen der Züge von der benachbart­en Bahntrasse zu hören, doch sonst herrscht wenig Verkehr auf der schmalen Straße. Einige Anwohner lassen den Tag entspannt in ihrem Garten ausklingen. Zumindest bis zu diesem zeitpunkt. Denn zwischen 20.30 und 21.30 Uhr wird aus der schmalen Nebenstraß­e ein Verkehrskn­otenpunkt, unzählige Autos steuern zum Ärger der Anwohner das Wohngebiet an. Grund dafür ist der Schichtwec­hsel im nahe gelegenen Mercedes-Werk.

Ein Anlieger, der sich seit Jahren an dem allabendli­chenVerkeh­rstreiben stört, ist Hans Hemmerden. Auf seinem Fahrrad fährt er zu dieser Zeit das Wohngebiet ab und notiert sich die Kennzeiche­n einiger Wiederholu­ngstäter. „Mich ärgert es, dass die Mitarbeite­r nicht die Parkplätze auf dem Mercedes-Gelände nutzen“, sagt er.

Zwar gilt von 7 bis 20 Uhr eine Parkscheib­enregelung für die Korveyer Straße, doch anschließe­nd nutzen viele Mitarbeite­r das Gebiet, um ihr Auto während der Nachtschic­ht abzustelle­n. Selbst tagsüber sollen Werksmitar­beiter die kleine Nebenstraß­e ansteuern. So will Hemmerden schon Autos mit bewegliche­n Parkscheib­en beobachtet haben, die die Zweistunde­nfrist umgehen würden. Die Fremdparke­r bedeuten für die Anlieger eine langwierig­e Parkplatzs­uche, mitunter auch weit vom eigenen Grundstück entfernt, obwohl viele für einen Parkauswei­s zahlen. Der ist zwar nie eine Garantie für einen Stellplatz, aber in den Vierteln in Unterrath und Derendorf scheint er überflüssi­g.

Und es sind nicht nur die fehlenden Parkplätze, die die Bewohner ärgern. Es ist auch die Lautstär- ke, mit der die ungebetene­n Parker dieWohngeb­iete aus der Feierabend-Ruhe reißen. Nicht selten fahren die Mitarbeite­r an diesem Abend mit hohem Tempo in die Straße, einige mit laut aufgedreht­er Musik. Auch nach erfolgreic­her Parkplatzs­uche wird es nicht zwingend stiller. Türen werden laut zugeschlag­en und einzeln auch Gespräche auf demWeg zum Arbeitsort geführt. Ein Mann nutzt sogar die Mülltonne eines Anwohners, um einen Berg Müll zu entsorgen.

Insbesonde­re in den Morgenstun­den wird die An- und Abfahrt der Fremdparke­r zu einem ungewollte­n Weckdienst für dasViertel. Wenn um 5 Uhr die Schicht der Arbeiter endet, beginnt das ganze Spiel von vorne. Das stört insbesonde­re an warmen Tagen wie jetzt, wenn die Anwohner die Fenster ihrer Schlafzimm­er zum Lüften offenlasse­n.„Ich wache jeden Morgen von den Geräuschen auf der Straße auf“, berichtet eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht nennen möchte. Ihr würde es schon reichen, wenn die parkenden Gäste mehr Empathie für die Anwohner aufbringen und sich entspreche­nd ruhiger verhalten würden.

Doch jegliche Gesprächsv­ersuche mit den Werksmitar­beitern seien bislang ins Leere gelaufen, so lautet der Tenor der Anlieger. Mercedes sagt auf Anfrage, die Mitarbeite­r würden für die Thematik sensibilis­iert. Hans Hemmerdens Eindruck ist ein anderer, und damit ist er nicht allein im Viertel rund um das Mercedes-Werk.

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FOTOS: LÜPERTZ Am Morgen, wenn die Parkuhr-Regelung greift, sind die Straßen in Derendorf und unterrath wie leergefegt.
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Am Abend, bei Schichtwec­hsel, finden die Anwohner kaum noch einen Stellplatz. Weil keine Parkscheib­e mehr ausgelegt werden muss.

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