Der Parkplatz-Krieg
Jeden Abend beim Schichtwechsel wird es laut rund um das Sprinter-Werk. Die Anwohner sind genervt, auch weil sie selber keinen Stellplatz mehr finden. Ein Besuch vor Ort.
DERENDORF/UNTERRATH Montag, 20.30 Uhr, Korveyer Straße. In dem kleinenWohngebiet in Unterrath ist es a Abend ruhig. Zwar ist hin und wieder das Rauschen der Züge von der benachbarten Bahntrasse zu hören, doch sonst herrscht wenig Verkehr auf der schmalen Straße. Einige Anwohner lassen den Tag entspannt in ihrem Garten ausklingen. Zumindest bis zu diesem zeitpunkt. Denn zwischen 20.30 und 21.30 Uhr wird aus der schmalen Nebenstraße ein Verkehrsknotenpunkt, unzählige Autos steuern zum Ärger der Anwohner das Wohngebiet an. Grund dafür ist der Schichtwechsel im nahe gelegenen Mercedes-Werk.
Ein Anlieger, der sich seit Jahren an dem allabendlichenVerkehrstreiben stört, ist Hans Hemmerden. Auf seinem Fahrrad fährt er zu dieser Zeit das Wohngebiet ab und notiert sich die Kennzeichen einiger Wiederholungstäter. „Mich ärgert es, dass die Mitarbeiter nicht die Parkplätze auf dem Mercedes-Gelände nutzen“, sagt er.
Zwar gilt von 7 bis 20 Uhr eine Parkscheibenregelung für die Korveyer Straße, doch anschließend nutzen viele Mitarbeiter das Gebiet, um ihr Auto während der Nachtschicht abzustellen. Selbst tagsüber sollen Werksmitarbeiter die kleine Nebenstraße ansteuern. So will Hemmerden schon Autos mit beweglichen Parkscheiben beobachtet haben, die die Zweistundenfrist umgehen würden. Die Fremdparker bedeuten für die Anlieger eine langwierige Parkplatzsuche, mitunter auch weit vom eigenen Grundstück entfernt, obwohl viele für einen Parkausweis zahlen. Der ist zwar nie eine Garantie für einen Stellplatz, aber in den Vierteln in Unterrath und Derendorf scheint er überflüssig.
Und es sind nicht nur die fehlenden Parkplätze, die die Bewohner ärgern. Es ist auch die Lautstär- ke, mit der die ungebetenen Parker dieWohngebiete aus der Feierabend-Ruhe reißen. Nicht selten fahren die Mitarbeiter an diesem Abend mit hohem Tempo in die Straße, einige mit laut aufgedrehter Musik. Auch nach erfolgreicher Parkplatzsuche wird es nicht zwingend stiller. Türen werden laut zugeschlagen und einzeln auch Gespräche auf demWeg zum Arbeitsort geführt. Ein Mann nutzt sogar die Mülltonne eines Anwohners, um einen Berg Müll zu entsorgen.
Insbesondere in den Morgenstunden wird die An- und Abfahrt der Fremdparker zu einem ungewollten Weckdienst für dasViertel. Wenn um 5 Uhr die Schicht der Arbeiter endet, beginnt das ganze Spiel von vorne. Das stört insbesondere an warmen Tagen wie jetzt, wenn die Anwohner die Fenster ihrer Schlafzimmer zum Lüften offenlassen.„Ich wache jeden Morgen von den Geräuschen auf der Straße auf“, berichtet eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht nennen möchte. Ihr würde es schon reichen, wenn die parkenden Gäste mehr Empathie für die Anwohner aufbringen und sich entsprechend ruhiger verhalten würden.
Doch jegliche Gesprächsversuche mit den Werksmitarbeitern seien bislang ins Leere gelaufen, so lautet der Tenor der Anlieger. Mercedes sagt auf Anfrage, die Mitarbeiter würden für die Thematik sensibilisiert. Hans Hemmerdens Eindruck ist ein anderer, und damit ist er nicht allein im Viertel rund um das Mercedes-Werk.