Jobabbau bei Vallourec befürchtet
Das Unternehmen plant eine Neuausrichtung der Werke in Rath und Reisholz. Der Betriebsrat fürchtet, das könnte viele Jobs kosten.
Bei den Düsseldorfer Werken des traditionsreichen Stahlkonzerns Vallourec (früher Mannesmann) drohen Arbeitnehmervertretern zufolge schmerzliche Einschnitte. Der französische Mutterkonzern habe angesichts schwächelnder Absatzmärkte „weitreichende Kapazitätsanpassungen“angekündigt, allerdings noch keine konkreten Zahlen zu einem daraus folgenden Stellenabbau genannt, teilte die IG Metall mit.
Laut Betriebsrat soll die Produktion im ReisholzerWerk bis Ende 2019 um rund 50 Prozent gesenkt werden, in Rath sogar um etwa 60 Prozent – an beiden Standorten würde demnach dann nur noch eine Schicht gefahren. Allein für Rath rechnet der Betriebsrat mit diesen Vorgaben damit, dass bis zu 400 Stellen wegfallen könnten, aktuell arbeiten dort rund 2000 Menschen. In Reisholz sind 500 Mitarbeiter tätig – der dortige Betriebsratschef Ayhan Üstün will nicht mutmaßen, wie viele davon die Pläne kosten könnten. Zwischen den Zeilen liest es sich für ihn aber so, dass – werden die Vorgaben nicht erreicht – sogar Werksschließungen drohen könnten.
Das Unternehmen bestätigte am Donnerstag, dass man mit den Arbeitnehmervertretern Gespräche aufgenommen habe, deren Gegenstand eine „Neuausrichtung der Werke Reisholz und Rath“sei: „Ziel ist es, mit einem Aktionsplan die Wettbewerbsfähigkeit der Werke zu erhalten und ihre Zukunft zu sichern“, hieß es. Man wolle mögliche Synergien zwischen den Wer- ken nutzen, gleichzeitig aber die Auswirkungen auf die Belegschaft so gering wie möglich halten. Man stehe aber noch am Anfang des Prozesses und werde den Aktionsplan in den kommendenWochen„im intensiven Dialog“mit den Arbeitnehmervertretern entwickeln.
„Bisher wissen wir jedenfalls nichts genaues“, sagt Karl-Heinz Schmidt, der Betriebsratschef des Vallourec-Werks in Rath. Am 3. August soll nach seinen Angaben ein Gespräch mit dem Arbeitsdirektor stattfinden. Gewerkschaft und Betriebsrat informierten am Donnerstag schon einmal Hunderte Mitarbeiter am Werk in Rath, um möglichen Gerüchten entgegenzuwirken, wie sie sagen. Die ersten Reaktionen reichten von Schrecken bis Unverständnis, das derzeit auch bei den Arbeitnehmervertretern vorherrscht. So war erst im vergangenen Jahr das nach Unternehmensangaben „leistungsstärkste Schrägwalzwerk der Welt“in Rath aufgestellt worden, das Investitionsvolumen bezifferte Vallourec mit 45 Millionen Euro.„Die Einfahrphase haben wir erfolgreich abgeschlossen, jetzt könnten wir richtig die Früchte ernten“, sagt Karl-Heinz Schmidt. Stattdessen ziehe sich der Konzern auf die Argumentation zurück, dass der Markt im konventionellen Kraftwerksbereich weiter schrumpfe. Die IG Metall wünscht sich, dass das Unternehmen auf die Entwicklung eher mit einer Erschließung neuer Märkte und mit Innovationen reagiert: „Wir könnten hier hochproduktiv sein“, sagt der Düsseldorfer IG-Metall-Geschäftsführer Karsten Kaus.
Bei Vallourec wurde schon 2016 ein umfangreicher Stellenabbau gestartet, der noch nicht abgeschlossen ist. Insgesamt sollten an den Düsseldorfer Standorten sowie in Mülheim rund 1000 Stellen abgebaut werden, aber ohne betriebs- bedingte Kündigungen. Der französische Konzern Vallourec gründete 1997 ein JointVenture mit den Mannesmann-Röhrenwerken und übernahm später die Mehrheit. In den Walzstraßen der ehemaligen Mannesmann-Werke werden bis heute nahtlose Röhren hergestellt. Das erste nahtlose Stahlrohr wurde 1886 entwickelt und vor allem für die junge Chemie- und Autoindustrie wegen der hohen Belastbarkeit unentbehrlich.