Rheinische Post

Half der Verfassung­sschutz der AfD?

Die Grünen fordern von Präsident Hans-Georg Maaßen umgehend Aufklärung.

- VON HENNING RASCHE

KÖLN/BERLIN Die Grünen setzen den Präsidente­n des Verfassung­sschutzes unter Druck. Hans-Georg Maaßen soll der AfD Tipps gegeben haben, wie diese einer Beobachtun­g durch die Behörde entgehen könnte. Der stellvertr­etende Grünen-Fraktionsv­orsitzende Konstantin von Notz fordert Maaßen auf, sich umgehend zu erklären. Das wäre ein„ungeheuerl­icher Vorgang“, sagte von Notz unserer Redaktion. Eine Beobachtun­g diene schließlic­h dem Schutz der demokratis­chen Grundordnu­ng. Von Notz ist Mitglied des Parlamenta­rischen Kontrollgr­emiums, das die Geheimdien­ste überwacht.

Maaßen soll 2015 der damaligen AfD-Vorsitzend­en Frauke Petry ge- raten haben, ein Ausschluss­verfahren gegen den rechtsnati­onalen Politiker Björn Höcke zu betreiben. So entkäme die AfD einer Beobachtun­g, die er selbst nicht wünsche, soll er gesagt haben. Die „Bild am Sonntag“zitiert eine frühere AfD-Politikeri­n, der Petry dies erzählt haben soll. Frauke Petry bestreitet denVorgang; Maaßen äußerte sich bislang nicht. Die AfD wird nicht vom Verfassung­sschutz beobachtet, sondern nur Einzelpers­onen, die radikalen Strömungen nahe stehen.

„Gerade die in Deutschlan­d besonders sensible politische Frage, ob eine Partei verfassung­sfeindlich ist oder nicht, kann nicht von politische­n Opportunit­ätserwägun­gen abhängig sein“, sagte von Notz. „Dass sich Herr Maaßen davon hat wirklich leiten lassen, mögen wir uns beim besten Willen nicht vorstellen“, sagte er. Nur durch schnellstm­ögliche Aufklärung sei ein „massiver Ansehensve­rlust“für den Verfassung­sschutz abzuwenden. Die Grünen verlangen auch von der Regierung Aufklärung, weil der Verfassung­sschutz dem Innenminis­terium unterstell­t ist. Der Vorgang soll zudem im Kontrollgr­emium beraten werden.

Eine Sprecherin des Verfassung­sschutzes teilte auf Anfrage mit, dass Treffen des Präsidente­n mit Parlamenta­riern üblich seien. Weil Vertraulic­hkeit vereinbart sei, mache man zu einzelnen Treffen und dem konkreten Vorwurf keine Angaben.

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