Rheinische Post

Trumps Ex-Wahlkampfm­anager steht vor Gericht

Paul Manafort soll Steuern hinterzoge­n haben. Politisch höchst brisant ist sein Prozess aber wegen der Kontakte des Trump-Teams nach Russland.

- VON FRANK HERRMANN

WASHINGTON Paul Manafort war einmal, gut drei Monate lang, derWahlkam­pfmanager des Kandidaten Donald Trump. Seit Juni sitzt er hinter Gittern, nachdem er versucht haben soll, Zeugen zu beeinfluss­en. Ab Dienstag muss er sich vor einem Richter verantwort­en, und angesichts der Brisanz des Falles ist schon jetzt klar, dass das Interesse riesig sein wird. In den Fokus rückt ein eher unauffälli­ger Gerichtssa­al in Alexandria bei Washington. Dort geht es um weit mehr als um Geldwäsche und Steuerhint­erziehung, die Delikte, die dem 69 Jahre alten Angeklagte­n zur Last gelegt werden.

Der Mann, der so viele Belege gegen Manafort sammelte, dass es für eine Anklage reichte, ist Robert Mueller, seit über einem Jahr Sonderermi­ttler der Russlandaf­färe. Trump wirft ihm vor, ein Werkzeug in den Händen der Demokraten zu sein, ein Instrument, dessen sich der politische Gegner bedient, um zur Hexenjagd gegen ihn zu blasen.

Ginge es nach dem Präsidente­n, hätte Mueller seine Arbeit längst einstellen müssen, während die Opposition den ehemaligen FBI-Direktor auf gutemWeg zu handfesten Ergebnisse­n sieht. In diesem Konfliktfe­ld ist der Prozess gegen Manafort so etwas wie ein Lackmustes­t. Wird Trumps einstiger Adlatus für schuldig befunden, dürfte sich Mueller bestätigt sehen; seine Position wäre gestärkt. Ein Freispruch dagegen wäreWasser auf die Mühlen des Weißen Hauses: Es würde noch weit energische­r darauf dringen, sowohl die Russland-Akte als auch das Büro des Sonderermi­ttlers zu schließen.

Was zunächst verhandelt wird, ist Manaforts Gier. Es begann mit Kontakten zu zwei Oligarchen, dem Russen Oleg Deripaska und dem Ukrainer Rinat Achmetow. Letzterer bat den Amerikaner, Lobbyarbei­t für Wiktor Janukowits­ch zu leisten, einen prorussisc­hen Politiker, der in Kiew nach der Macht strebte und 2010 Präsident wurde, ehe er 2014 nach Russland floh. Die Honorare, die der Berater in Diensten Janukowits­chs kassierte, parkte er auf Zypern, in der Karibik, auf den Sey- chellen. Von dort floss das Geld in die USA, wo Manafort Immobilien erwarb, schwere Geländewag­en und wertvolle Teppiche. Da er versäumte, die im Ausland gebunkerte­n Millionen zu versteuern, drohen ihm um die 30 Jahre Haft.

Politisch relevanter ist die Frage, ob die Spur zu Trump führt. Nicht dass der Präsident in Manaforts finanziell­e Machenscha­ften verwickelt wäre, das behauptet niemand. Zur Debatte steht ein Treffen mit der russischen Anwältin NataljaWes­elnizkaja, anberaumt im Juni 2016, nachdem dubiose Mittelsmän­ner „Dreck“für die Schlammsch­lacht gegen Hil- lary Clinton versproche­n hatten, Munition aus russischen Quellen. Manafort saß neben Trumps ältestem Sohn Donald junior und dem Schwiegers­ohn Jared Kushner an einem Beratungst­isch im New Yorker Trump Tower, um von Weselnizka­ja Konkretes zu erfahren. Von Trump war die Begegnung stets als Alleingang seiner Leute dargestell­t worden. Manafort wiederum wird schon deshalb Farbe bekennen müssen, weil sich die Anzeichen häufen, dass zwischen der Geschichte und der Wahr- heit eine breite Kluft klafft. Er könne bezeugen, sagt Michael Cohen, langjährig­er Rechtsanwa­lt des Präsidente­n, dass Trump sehr wohl im Bilde war, als sich das Trio mit der russischen Juristin verabredet­e. So jedenfalls berichtete es der Sender CNN, mit dem Zusatz, Trump habe vorab von dem Angebot aus Moskau erfahren, Kompromitt­ierendes gegen Clinton zu liefern.

Nach Cohens Darstellun­g gab Präsidents­chaftskand­idat Trump höchstpers­önlich grünes Licht für das Gespräch. Bewahrheit­et sich diese Version, wäre es das bislang eindeutigs­te Indiz dafür, dass der Kandidat eben doch bereit war, zum Schaden Clintons mit Russland zu kooperiere­n.

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