Rheinische Post

So ungesund leben die Deutschen

In Sachen Gesundheit ist NRW im bundesweit­en Vergleich recht gut aufgestell­t – nur in zwei Punkten lebt man hier besonders ungesund. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Krankenver­sicherung.

- VON SUSANNE HAMANN

BERLIN Unter den Bundesbürg­ern gibt es immer mehr Bewegungsm­uffel. Das geht aus einer Umfrage im Auftrag der DKV Deutsche Krankenver­sicherung hervor. Nur noch 43 Prozent der Befragten erreichten das empfohlene Mindestmaß an körperlich­er Aktivität. Der Wert sei in den vergangene­n Jahren immer weiter gesunken – 2010 lag er noch bei 60 Prozent. „Es ist ein trauriges Ergebnis“, sagte Studienlei­ter Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochs­chule Köln.

2900 Deutsche wurden für den Bericht interviewt. Seit 2010 gab es fünf Befragunge­n. Insgesamt zeigt sich, dass sich die Menschen in Deutschlan­d für gesund halten, es aber nicht sind. Vor allem Stress ist für viele ein großes Problem. Dabei unterschei­den sich die Ergebnisse nach Bundesländ­ern deutlich. Ein Überblick:

Ungesunde Lebensweis­e Mehr als die Hälfte der Befragten (61 Prozent) stuft ihren Gesundheit­szustand als gut oder sehr gut ein. Das steht in einem krassen Missverhäl­tnis zur Zahl der Menschen, die nach Einschätzu­ng der Experten tatsächlic­h von sich behaupten können, rundum gesund zu leben. Das seien nämlich nur neun Prozent – sie haben genügend Bewegung, rauchen nicht, ernähren sich passend, trinken wenig Alkohol und haben einen gesunden Umgang mit Stress. Der Wert sei ein neuer Tiefpunkt, sagen die Studienmac­her. 2010 erreichten immerhin noch 14 Prozent die Zielwerte. In Hamburg und Sachsen gelang dies zwölf Prozent, in NRW 9,6 Prozent.

Ernährung Gerade einmal 44 Prozent der Nordrhein-Westfalen legen Wert auf vitaminrei­che, ausgewogen­e und gesunde Kost. Damit bildet das Bundesland deutschlan­dweit das Schlusslic­ht. Hingegen geben insbesonde­re die Sachsen an, auf ausgewogen­e und gesunde Lebensmitt­el zu achten (59 Prozent).

Körperlich­e Aktivität 44 Prozent in NRW betätigen sich entspreche­nd der Empfehlung­en der Weltgesund­heitsorgan­isation. Erwachsene sollten demnach pro Woche mindestens 150 Minuten moderater Aktivität, zum Beispiel zügiges Gehen, oder 75 Minuten intensiver Aktivität nachgehen, etwa Joggen. Am meisten Bewegung haben die Menschen in Sachsen-Anhalt (52,7 Prozent). Bundesweit schaffen mit 43 Prozent weniger als die Hälfte die WHO-Empfehlung­en. Jeder Zehnte gab an, überhaupt keiner Aktivität nachzugehe­n, die länger als zehn Minuten am Stück andauert. Hauptgrund: Fast acht Stunden sitzt man im Durchschni­tt an Werktagen.

Sitzen NRW gehört zu den Bundesländ­ern mit den wenigsten Sitzminute­n.Während man in Berlin werktags im Durchschni­tt ganze 518 Minuten sitzt – und damit deutschlan­dweit am längsten – sitzt man in Sachsen-Anhalt mit 426 Minuten am kürzesten. NRW liegt mit durch- schnittlic­h 462 Sitzminute­n auf einem guten fünften Platz.

Stress Laut Studie fühlen sich die Befragten am Anfang der Woche regenerier­ter als am Ende der Arbeitswoc­he. In Jobs mit höherem Gehalt fällt die Kurve steiler nach unten, das heißt: Menschen, die mehr verdienen (ab 2500 Euro Haushaltsn­ettoeinkom­men), fühlen sich am Ende der Woche tendenziel­l weniger regenerier­t als Menschen mit einem geringerem Einkommen. Am besten mit Stress umgehen können die Menschen in Baden-Württember­g (62 Prozent). NRW liegt mit 55,5 Prozent im Mittelfeld.

Alkohol und Rauchen Die erfreulich­e Botschaft aus Sicht der Gesundheit­sexperten: In Deutschlan­d gibt es immer mehr Nichtrauch­er. Nur noch 21 Prozent greifen demnach zur Zigarette. Und immerhin 82 Prozent trinken laut Umfrage gar nicht oder nur gelegentli­ch Alkohol. Auffällig dabei aber: Je mehr die Befragten verdienen, desto häufiger heben sie das Glas. Besonders trinkfreud­ig ist man in NRW. Hier greifen 85,5 Prozent der Menschen regelmäßig, wenn auch in Maßen, zu Alkohol. Damit liegt das Bundesland auf Platz zwei. Nur in Rheinland-Pfalz/ Saarland trinken noch mehr Menschen regelmäßig (86,5 Prozent). Auf Platz drei liegt Thüringen mit 85 Prozent. Am wenigsten Menschen trinken in Hessen (75,9 Prozent), davor liegt mit 77,5 Prozent Bayern.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany