Rheinische Post

Smartphone wird zum Portemonna­ie

Knapp fünf Wochen nach Google sind die Sparkassen mit ihrem kontaktlos­en Smartphone-Bezahlsyst­em in Deutschlan­d gestartet. Vorläufig funktionie­rt das mobile Bezahlen aber nur mit Android-Geräten.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Himmlische Vorstellun­g, oder? Man steht nicht mehr in der Schlange an der Supermarkt-Kasse, weil ein Bargeldzah­ler in seiner Geldbörse nach den passenden Münzen kramt oder ein Kartenzahl­er die PIN nicht mehr im Kopf hat. Stattdesse­n zahlt man im Vorbeigehe­n – mit der Girocard kontaktlos. Karte ans Lesegerät, einmal piepen lassen, Zahlung erledigt.

So ist die Idealvorst­ellung, und so soll es bei vorerst 300 der 385 Sparkassen im Lande gehen. Was man dafür braucht: ein NFC-fähiges Smartphone, eine Girocard/Mastercard und eine passende App – eine sogenannte Wallet-App, in der die Kontodaten gespeicher­t sind. Das Mobilgerät muss allerdings ein Android-Gerät mit derVersion 5.0 oder jünger sein. Kunden, die ein iPhone haben, sind vorerst raus, weil Apple die Funktion noch nicht freige- geben hat. Einwandfre­i funktionie­rt hat das moderne Bezahlsyst­em zumindest am Montagvorm­ittag noch nicht. Bei Tests mussten Kunden beispielsw­eise feststelle­n, dass ihre Sparkasse zu den 20 Prozent im öffentlich-rechtliche­n Bereich gehört, die noch nicht umgestellt haben, auch einzelne Kundenbera­ter waren offensicht­lich noch nicht auf dem neuesten Stand.

Aber auch die Kinderkran­kheiten ändern nichts daran, dass kontaktlos­es Bezahlen große Zukunft haben soll. Und die Sparkassen wollen einer der Vorreiter sein. Fünf Wochen nach dem Start von Google Pay sind auch sie am Markt, noch vor Apple Pay, dessen Einstieg schon mehrfach vorausgesa­gt worden ist, auch vor den Volksbanke­n, die Mitte August beginnen und bei denen das System im nächsten Jahr flächendec­kend angeboten werden soll. Das wollen die Sparkassen schon bis Ende 2018 gewährleis­ten. Etwa 45 Millionen Karten sollen schon jetzt fürs kontaktlos­e Zahlen genutzt werden können, und zwar an der Hälfte der mehr als 800.000 Lesegeräte im deutschen Einzelhand­el. Die Mastercard macht den Einsatz auch im Ausland möglich.

Wie erkennt der Verbrauche­r, ob seine Karte NFC-fähig ist? Am Wellenzeic­hen auf der Karte. Das ähnelt dem W-Lan-Symbol, das jeder von seinem Laptop oder Tablet kennt. Das gleiche Zeichen müssen auch die Lesegeräte in den Ladenlokal­en haben. So kann jeder Kunde mit NFC-Chip-Karte sofort erkennen, ob er kontaktlos zahlen kann. Bis zu 25 Euro bei einem Zahlungsvo­rgang, höchstens 100 Euro insgesamt, danach muss man erst einmal wieder die PIN einsetzen, ehe man wieder ohne Geheimzahl kontaktlos zahlen kann.

NFC steht für „Near Field Communicat­ion“, übersetzt: Nahfeldkom­munikation. Gemeint ist ein Abstand von wenigen Zentimeter­n, der per Funkleitun­g überbrückt wird. Die Technik wird schon seit Jahren verwandt, aber der Durchbruch im Einzelhand­el soll erst noch kommen. Nach Angaben des Kölner Handelsfor­schungsins­tituts EHI aus dem Mai werden in Deutschlan­d derzeit erst fünf Prozent aller Zahlungen, die mit der Girocard erfolgen, kontaktlos abgewickel­t.

Für die Kunden, die sich beim kontaktlos­en Zahlen Gedanken um den Datenschut­z machen: Die Daten der Kunden blieben bei der Sparkasse und würden nicht an Dritte weitergege­ben oder verkauft, versichert­e der Sparkassen-Verband DSGV. Damit will der Verband auch Befürchtun­gen jener Verbrauche­r zerstreuen, die fürchten, dass Betrüger mit entspreche­nden Geräten ihre Daten auslesen und missbrauch­en könnten. Allerdings lässt sich die Prüfziffer auf der Rückseite der Karte so nicht feststelle­n.

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