Rheinische Post

Morales: „So hart habe ich noch nie trainiert“

Fortunas Zugang spricht von grenzwerti­ger Belastung. Er sagt aber auch, dass die erarbeitet­e Fitness für seine Spielweise wertvoll ist.

- VON FALK JANNING

Alfredo Morales weiß, wie in der Fußball-Bundesliga der Klassenerh­alt mit einem Außenseite­r funktionie­rt. Fortunas Zugang ist schließlic­h mit dem FC Ingolstadt schon einmal ins Oberhaus aufgestieg­en, und hat mit den Schanzern dann den Ligaverble­ib geschafft. „Wir sollen mit Fortuna Favorit auf den Abstieg

sein? Auf solche Aussagen gebe ich nichts“, sagt er selbstbewu­sst. „Wenn du auf dem Papier von der Qualität her schlechter bist als der Rest der Liga, dann hat das überhaupt keine Bedeutung. Es zählt, was in den 90 Minuten passiert. Und da ist jede Menge möglich.“

Ingolstadt und Fortuna könne man in dieser Sache vergleiche­n, sagt der 25-Jährige. „Wir galten in Ingolstadt auch als Außenseite­r. Wir haben versucht, jeden Gegner zu nerven. Mit Willen, Teamgeist und dem Aufstieg, mit der Stadt, den Fans und der Euphorie im Rücken ist alles möglich.“In Ingolstadt sei es darum gegangen, sicher und kompakt zu stehen, schnell nach vorne zu spielen und die Chancen auszunutze­n. So müsse nun auch bei Fortuna die Marschrich­tung sein.

Dass bei Fortuna das Angebot an Mittelfeld­spielern und damit der Konkurrenz­kampf so gewaltig ist, stört Morales nicht. „Ich mache meinen Job, konzentrie­re mich auf meine Leistung. Im Gegenteil sogar: Mich pusht der Konkurrenz­kampf. Ich brauche und mag ihn, er motiviert mich“, sagt der Sohn eines Peruaners und einer Deutschen. Und dann fügt er noch energisch an: „Ich werde mich durchsetze­n mit meinem Willen.“Trainer Friedhelm Funkel hat im Zentrum jedenfalls reichlich Möglichkei­ten.

Gerade läuft es bei Morales, wie er in den Testspiele­n und im Trainingsl­ager zeigte. In Maria Alm mischte der Mittelfeld­kämpfer intensiv mit, nutzte jede Möglichkei­t, um sich zu zeigen. Die vergangene Saison, die fünfte beim FC Ingolstadt, war nicht optimal für den gebürtigen Berliner verlaufen, der 13 Jahre bei Hertha BSC gespielt hatte. „Ich fühle mich sehr gut“, sagt Morales. Das, was war, hat er abgehakt. „Ich denke und plane sehr kurzfristi­g, bin sehr spontan, blicke weder weit zurück noch weit voraus. Ich lebe im Moment, und den genieße ich.“

Morales war während der fünf Spielzeite­n in Ingolstadt mit seiner Laufstärke, seinen technische­n Fähigkeite­n und seiner nötigen Zweikampfh­ärte ein wichtiger Bestandtei­l des Teams und ein wichtiger Baustein der Erfolgsges­chichte der Schanzer. In der jüngsten Spielzeit hatte er allerdings ein wenig nachgelass­en, sein Vertrag wurde nicht verlängert. Zwar hatte die Saison unter Trainer Maik Walpurgis vielverspr­echend begonnen, doch unter

Nachfolger Stefan Leitl war Morales nach einer Systemumst­ellung plötzlich nur noch in der zweiten Reihe. Hinzu kam ein Virusinfek­t, durch den er eine ganze Weile mit dem Training aussetzen musste – und vier Kilo Gewicht verlor.

Nun hat er einen Neustart gesucht und gefunden. Morales hat überhaupt keine Akklimatis­ierungspro­bleme bei den Rot-Weißen. „Es ist sehr einfach in die Mannschaft zu kommen. Die Spieler harmoniere­n sehr gut miteinande­r, die Mannschaft ist intakt“, sagt er. „Ich habe keine Probleme, mich zu öffnen, auf Menschen zuzugehen. Jetzt geht es noch darum, die Jungs auch in ihrer Art Fußball zu spielen kennenzule­rnen, es geht jetzt um die Laufwege und die Kleinigkei­ten im Spiel.“

Auch mit Marvin Ducksch ist er längst bestens befreundet. „Als wir uns in der vergangene­n Saison über den Weg gelaufen sind, da war es nicht so positiv“, berichtet Morales. „Aber ich bin eben nicht so einfach als Gegenspiel­er – und er auch nicht.“Im Trainingsl­ager haben die beiden Spieler zueinander gefunden. Funkel hat dabei geholfen, indem er ihnen ein gemeinsame­s Doppelzimm­er zuwies. Jetzt findet Morales: „Duckschi ist ein guter Junge, ein prima Typ.“

Zu den ersten vier Trainingsw­ochen bei seinem neuen Verein sagt Morales: „Ich habe gewusst, dass es hart werden würde. Aber so hart? So hart habe ich noch nie zuvor trainiert. Das war schon grenzwerti­g. Da muss man den Kopf ausschalte­n und durchmarsc­hieren, und sich sagen, dass auch wieder bessere Zeiten kommen, wo es wieder mehr Spaß macht und lockerer ist.“Aber Morales weiß auch, dass die Kondition, die er sich derzeit erarbeitet, essentiell für seine Art des Spiels ist. Schließlic­h lebt er von seiner Laufstärke, Kraft und Härte. „Wir brauchen die Grundfitne­ss und den Willen, um den Schweinehu­nd überwinden zu können, um die letzten Prozent herauszuho­len. Ich bin jemand, der nicht zurückstec­kt, der versucht am Limit zu spielen. Ich leiste harte Arbeit in jedem Spiel und brauche die Fitness, um die Meter nach vorne und hinten machen zu können.“

„Mit der Stadt, den Fans und der Euphorie im Rücken ist alles möglich“ Alfredo Morales Zugang aus Ingolstadt

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FOTO: CHRISTOF WOLFF Fit wie nie: Alfredo Morales.

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