Rheinische Post

Westspiel verdoppelt Verlust

Der Verkauf der staatliche­n Spielbanke­n in NRW wird nun noch schwierige­r.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Die wirtschaft­liche Lage der landeseige­nen Westspiel-Gruppe hat sich im vergangene­n Jahr nochmals deutlich verschlech­tert. Das geht aus dem noch unveröffen­tlichten Konzernabs­chluss des Kasino-Betreibers hervor, der unserer Redaktion vorliegt. Demnach hat sich das Konzernmin­us (Jahresfehl­betrag) von 2,9 Millionen Euro imVorjahr auf 7,6 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

Die Landesregi­erung will mit dem Verkauf von Westspiel ihr erstes Privatisie­rungsproje­kt umsetzen.Westspiel betreibt Kasinos in Aachen, Bad Oeynhausen, Dortmund und Duisburg und beschäftig­t mehr als 1000 Mitarbeite­r, die zuletzt an mehreren Standorten gegen ihren Verkauf demonstrie­rt haben.

Die Ausweitung der Verluste um mehr als 150 Prozent wird sich nach Einschätzu­ng von Branchenke­nnern erheblich auf den geplanten Verkauf auswirken. „Wenn die Gruppe derzeit überhaupt verkäuflic­h ist“, sagte gestern ein Insider der landeseige­nen NRW-Bank, die formal als Westspiel-Eigentümer­in fungiert. Im Umfeld der Gauselmann-Gruppe, die als Kaufintere­ssent gilt, hieß es gestern: „Westspiel ist jetzt ein Sanierungs­fall.“Mit einem hohenVerka­ufspreis könne das Land nicht mehr rechnen. Die ostwestfäl­ische Gauselmann-Gruppe ist als Betreiber der Merkur-Spielothek­en und in anderen Bundesländ­ern auch als Kasino-Betreiber be- kannt. Als weiterer Kaufintere­ssent gilt die Novomatic-Gruppe, die unter anderem Marktführe­r bei Sportwette­n in Österreich ist.

Zu den Ursachen der hohen Verluste gehören unter anderem Abschreibu­ngen auf das Projekt für einen Kasino-Neubau in Köln sowie die Absicherun­g von Risiken aus Altersvers­orgung san sprüchen ausgeschie­dener Mitarbeite­r. Der FDP-Fraktionsv­ize im Landtag, Ralf Witzel, der schon vor Jahren als einer der ersten die Privatisie­rung der Westspiel-Gruppe gefordert hat, mahnt angesichts der Krise bei Westspiel zur Eile und sagte: „Die Talfahrt beschleuni­gt sich. Wir erwarten, dass die Westspiel-Privatisie­rung zügig vorangetri­eben wird.“

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