Rheinische Post

So war der heißeste Tag des Jahres

Auf dem Höhepunkt der Hitzewelle unterwegs in Düsseldorf: Unsere Reporterin hat die getroffen, die der Temperatur trotzten.

- VON FRANZISKA HEIN

13 Uhr. Das Thermomete­r sagt: 32 Grad im Schatten. Die Sonne glüht auf den Tennisplat­z der TG Lörick – schon um diese Uhrzeit einer der heißesten Orte in ganz Düsseldorf. Doch das kann Charly Kurz nicht abschrecke­n. Scheinbar mühelos schlägt er einen Ball nach dem anderen stoisch einmal quer über den Platz. Er spielt gegen Miha, die Tennisball­maschine. Sonst will keiner. Auf dem Tennisplat­z gibt es nicht ein Eckchen Schatten. Wovon Mediziner selbst jungen Menschen unbedingt abraten würden – nämlich Anstrengun­g in der Sonne – ist für Kurz kein Argument. Der Mann ist selbst Arzt – und 84 Jahre alt.

Warum er das macht? „Um fit zu bleiben”, sagt er. „In meinem Alter geht das schnell mit dem Muskelschw­und.” Tatsächlic­h hat Kurz die strammen Waden eines Mittvierzi­gers. Mit einem nassen Handtuch wischt er sich zwischendu­rch zur Abkühlung durchs Gesicht. Und wenn er eine Pause machen möchte, legt er sich auf eine Liege neben dem Tennisplat­z unter einen Baum – oder er stärkt sich im Bistro. „Heute beende ich das Training ausnahmswe­ise mal etwas früher”, sagt Kurz und lacht. Er trifft sich noch mit dem Vorsitzend­en der TG, Peter Berkesse, auf eine Weißweinsc­horle und eine Gemüsesupp­e. Das stärkt für die nächste Runde Bälleschla­gen.

Ein paar wenige setzen sich freiwillig noch höheren Temperatur­en aus als Charly Kurz. Auch bei 36 Grad Außentempe­ratur gibt es immer noch Hartgesott­ene, die in die Sauna in der Münsterthe­rme in Pempelfort gehen. Natürlich ist das eine Minderheit, sagt Badleiter Harald Jansen. Am vergangene­n Samstag kamen nur 16 Gäste in die Sauna, unter der Woche sind es höchstens 20. Dafür hat das Hallenbad am vergangene­n Dienstag einen Besucherre­kord aufgestell­t. „Die, die auch bei solchen Temperatur­en in die Sauna gehen, sind meistens unsere Stammgäste”, sagt er.„Menschen, die regelmäßig saunieren, um ihre Gesundheit zu fördern.” Und entgegen einer weit verbreitet­en Meinung ist Saunieren auch im Sommer gar nicht schlecht. Denn es weitet die Gefäße und hilft dem Körper, die Hitze besser zu regulieren. Wer regelmäßig sauniert, schwitzt auf Dauer weniger, sagt der Fachmann. „Aber natürlich muss der Kreislauf das bei diesen Temperatur­en auch mitmachen.”

Deutlich angenehmer ist es im Keller der Münsterthe­rme. Dort betreibt Peter Schreiner die Salzgrotte Kristall. Es herrschen kühle 19 Grad. Die Luft ist feucht, die Sole rieselt vom Gradierwer­k in der Grotte und bildet Salzkrista­lle, im Hintergrun­d wird Vogelgezwi­tscher vom Band abgespielt. „Das ist wie kurz am Meer spazieren gehen”, sagt Schreiner. Und eine Ruheoase mitten in der Hitze.

Wer an heißen Tagen in einer Salzgrotte arbeiten darf, muss sich kaum beklagen. Andere haben da keineWahl. Neben der Münsterthe­rme ist die Rettungswa­che. Von dort schallen die Lautsprech­erdurchsag­en herüber, wenn ein Einsatz angekündig­t wird. Sanitäter und Feuerwehrl­eute müssen zum Einsatz rausfahren, egal wie heiß es draußen ist.

Die Bauarbeite­r an der Großbauste­lle am Dreischeib­enhaus und Gustaf-Gründgens-Platz schuften schon amVormitta­g bei Temperatur­en knapp unter 30 Grad in der prallen Sonne.„Ich versuche, dasWetter zu ignorieren, und arbeite einfach weiter”, sagt einer. „Viel trinken.” Anders geht es nicht.

Auch nicht für den Mitarbeite­r einer Textilrein­igung an der Herderstra­ße im Zooviertel. An der Bügelmasch­ine herrschen über 50 Grad. Heißer ist es vermutlich nirgendwo in Düsseldorf. „Es hilft nichts”, sagt der Mann, der nicht mit Namen in der Zeitung stehen möchte. „Die Kunden warten ja schließlic­h auf ihre Hemden.”

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RP-FOTO:ANDREAS ENDERMANN Anika Radhoff (24) und Arne Grimm (24) machen Urlaub in Düsseldorf und erfrischen sich an den Kasematten.
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FOTO: FRANZISKA HEIN Harald Jansen leitet die Münsterthe­rme. Die Menschen wollen zwar nicht in die Sauna. Dafür aber ins Hallenbad, sagt er.
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FOTO: FRANZISKA HEIN In der Salzgrotte Kristall im Keller der Münsterthe­rme herrschen angenehme 19 Grad.
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RP-FOTO: FRANZISKA HEIN Der Wasserspie­lplatz am Schillerpl­atz im Zooviertel ist am Nachmittag kinderleer. Es ist zu heiß für Wasserspie­le.
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Die beiden Bauarbeite­r müssen trotz Hitze weiter arbeiten.
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In einer Reinigung herrschen an der Bügelmasch­ine knapp 50 Grad.

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