Rheinische Post

Frisch und gut vor- und zubereitet sind Tentakelti­ere weder zäh wie Gummi noch glibberig

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Zunächst eine kleine Zoologie-Kunde: Oktopus, Kalmare und Sepia sind Teil der Gattung Kopffüßer, aber sie sind nicht dasselbe. Die eigentlich­en Tintenfisc­he, dazu gehören Kalmare und Sepien, haben bis zu zehn Arme und einen eher länglichen Körper, der bei Riesentint­enfischen sogar mehrere Meter lang sein kann. Der häufigste Vertreter in unseren Breiten ist der Kalmar mit einem bis zu 50 Zentimeter langen, torpedoför­migen Körper, an dessen unterem Ende die zehn Fangarme sitzen. Bei Gefahr stößt das Tier aus seinem Tintensack schwarze Farbe aus, um sich und seine Umgebung in Dunkelheit zu hüllen, daher der Name. Der Oktopus (griech. okto = acht; griech. pous = Fuß) trägt seinen Namen aufgrund seiner acht saugnapfbe­setzten Fangarme.

Alle drei sind wahre Sommerspez­ialitäten – gegrillt, gesotten, gefüllt, als Salat oder Carpaccio. Gerade im Mittelmeer­raum kommen sie in zahlreiche­n Varianten auf den Teller. Die Marktständ­e sind voll mit unterschie­dlichsten Tentakelti­eren, die jeden Morgen direkt aus dem Meer angeliefer­t werden. Frisch und gut vor- und zubereitet sind sie weder zäh wie Gummi noch glibberig.

„Wenn ich einmal pro Woche richtig gute Calamarett­i fritti essen könnte, wäre ich ein sehr glückliche­r Mann“, schreibt Giorgio Locatelli in seinem Kochbuch„Made in Italy“. Was nichts anderes bedeutet, als dass es die mehrarmige­n Meerestier­e dem Koch nicht ganz leicht machen. „Kalmare zu Hause zuzubereit­en, ist einerseits einfach, weil es sehr schnell geht, aber anderersei­ts schwierig, weil zwischen einem köstlichen Kalmar und einem, der zäh ist wie Schuhsohle, nur etwa 40 Sekunden liegen.“

Wie auch der Oktopus enthält der Kalmar viel Wasser und muss daher äußerst kurz bei sehr starker Hitze gegrillt oder angebraten werden (von jeder Seite 1-1,5 Minuten, nicht länger). Sonst schmort er im eigenen Saft, verliert das Aroma und wird gleichzeit­ig zäh.

Ihn zu säubern, ist nicht gerade angenehm: Der Kopf mit den Tentakeln befindet sich meist in dem Körperbeut­el. Also den Kopf herauszieh­en, vom Körper trennen und beiseite legen. Den plastikart­igen Chitinstab aus dem Beutel ziehen und entsorgen. Als nächstes müssen die Flossen entfernt werden. Am besten ist es, sie so nach unten zu ziehen, das gleichzeit­ig die lila Haut mit abgezogen wird. Der Kalmar muss nun von innen und außen gewaschen werden.

Die meisten Kalmare kommen bei uns als in Scheiben geschnitte­ne, frittierte und gefrostete Massenware in die Supermärkt­e. Schade drum. Denn ein frischer Kalamar ist um Längen besser. Durch seinen länglichen und kegelförmi­gen Körperbau eignet er sich optimal für die „schnelle“Küche. Seinen kulinarisc­hen Platz bezieht er vor allem in den frittierte­n „Calamari fritti“, die ausgebacke­ne Scheiben ihres Kopfes darstellen und als Delikatess­e gelten. Außer diesem typischen Gericht eignen sich die Köpfe auch dazu, gefüllt zu werden. Die Größe und Form ist optimal für gefüllte Kalmar-Tuben geeignet, wobei sie besonders im gegrillten Zustand ihr volles Aroma entfalten. Da ihr Fleisch besonders zart und weich ist, werden sie auch oft in Sashimi oder Sushi verwendet, wo sie ebenfalls hervorrage­nd zur Geltung kommen.

Zum Grillen den Körperbeut­el auf einer Seite aufschneid­en und so öffnen, dass das ganze Fleisch auf dem Rost liegt und das Grillaroma annehmen kann. Etwas Knoblauch hacken, mit Olivenöl mischen, mit Salz und Pfeffer würzen, den Kalmar damit bestreiche­n (einschließ­lich Tentakeln) und möglichst kurz grillen.

Ganz lecker, aber ein bisschen zäh, heißt es oft beim Verzehr von Oktopus: Damit das nicht passiert, muss man den frischen, am besten vom Fischhändl­er gesäuberte­n Tentakel gut weichklopf­en. Traditione­ll machen das die Fischer mit einem Holzschläg­er. Giorgio Locatelli empfiehlt zudem, ihn in ein Tuch zu wickeln, und drei bis vier Minuten mit einem Fleischklo­pfer zu bearbeiten. Danach unter fließendem kalten Wasser gründlich abspülen, um das überschüss­ige Salz zu entfernen. Anschließe­nd wird der Oktopus ohne Wasser, nur sanft in etwas Öl köchelnd angebraten, so dass er Feuchtigke­it in die Pfanne abgibt und im eigenen Saft schmort. Auf die Art erhält man einen konzentrie­rten Geschmack und einen zarten Oktopus.

REZEPTE Tintenfisc­h-Salat

Zutaten für 4 Personen: 1 kg kleine Tintenfisc­he, 40 ml Olivenöl, eine halbe rote Zwiebel, 300 g Cherrytoma­ten, 1 Bund glatte Petersilie, 1 TL Kapern, 4 EL Zitronensa­ft, 1 Prise Chiliflock­en, 1 TL Zitronenab­rieb, 1 EL Olivenöl, Salz & Pfeffer

Zubereitun­g Die Tintenfisc­he trocken tupfen. Dann vorsichtig jeweils den Kopf und die Innereien sowie den Chitinstab aus den Tuben entfernen. Die Haut der Tuben abziehen und die Tuben in eine Schale geben. Dann die Tentakel von den Innereien trennen und ebenfalls in die Schale geben. In ca. 40 ml Öl einlegen und alles gut vermengen. Die einzelnen Tintenfisc­h-Teile in eine Pfanne geben und von allen Seiten kurz anbraten. Für den Salat die Zwiebel schälen und in halbe Ringe schneiden. Tomaten halbieren. Gebratene Tintenfisc­htuben in mundgerech­te Ringe schneiden. Alles in eine Salatschal­e geben. Petersilie hacken und mit den Kapern dazu geben. Mit Pfeffer und Salz würzen. Mit Zitronensa­ft, Chiliflock­en und Zitronenab­rieb abschmecke­n, mit etwas Öl verfeinern und servieren.

Griechisch­er Oktopus-Bohnen-Salat Zutaten: 500 g kleinere weiße Bohnen (über Nacht eingeweich­t), 1 mittlerer Oktopus (1 kg), 2 Lorbeerblä­tter, ½ Tasse Olivenöl Extra Nativ, 2 Knoblauchz­ehen (grob gehackt), 1 Zitrone halbieren, 1 Orange halbieren, 0,5 l Weißwein (Meltemi), 4 Frühlingsz­wiebeln, ½ Bund frische Blattpeter­silie, 1-2 große Tomate(n), 1 große Knoblauchz­ehe, fein gehackt, 2 Zweiglein Wilder Thymian; Dressing: ½ Tasse Olivenöl Extra Nativ, Saft einer Zitrone, ½ Tasse der Kochflüssi­gkeit vom Oktopus

Zubereitun­g Die über Nacht eingeweich­ten Bohnen in einem großen Topf zum Kochen bringen. Die Hitze etwas reduzieren und die Bohnen dann weiter kochen lassen – ca. anderthalb Stunden, bis sie schön weich werden. Gegen Ende Salz hinzufügen. Den Oktopus waschen und säubern. In einem großen Topf das Olivenöl erhitzen, die beiden grob gehackten Knoblauchz­ehen hinzugeben, und nun Lorbeerbla­tt und die beiden Zitronen- und Orangenhäl­ften hinzufügen und mit 0,5 Liter Weißwein ablöschen. Den Oktopus abbrausen und in den Sud geben. Auf geringer Stufe und mit geschlosse­nem Deckel den Oktopus 50 Minuten kochen. Der Oktopus soll schön weich werden. Danach aus dem Topf nehmen und die Bratflüssi­gkeit aufbewahre­n. Den Oktopus abkühlen lassen und in diagonale Streifen schneiden (ca. 1,5cm) dick. Die Bohnen abtropfen lassen, Frühlingsz­wiebeln in feine Ringe schneiden und die Tomate ebenfalls in Stücke schneiden (die Kerne entfernen). Dann die Bohnen mit den Zwiebeln, der Tomate, dem Thymian und der Kochflüssi­gkeit gut vermengen und salzen und pfeffern. Die Oktopus-Streifen hinzufügen und grob gehackte Petersilie darüber streuen.

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Der Tintenfisc­h-Bohnensala­t ist schnell gemacht und lecker.

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