Rheinische Post

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Die Perseiden kommen: In den kommenden Nächten zieht ein Strom von Sternschnu­ppen durch den Himmel.

- VON LUDWIG JOVANOVIC

DÜSSELDORF Erst ist es nur eine Leuchtspur in der dunklen Nacht. Dann folgt die nächste, dann wieder eine – und schließlic­h sind es um die 100 Sternschnu­ppen pro Stunde, die am Wochenende bei klarem Himmel zu sehen sind: Jedes Jahr um den 12. August herum kreuzt die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne die sogenannte­n Perseiden.

Ein fast schon lyrischer Name für eine lang gezogene Staubwolke, die der Komet „109P/Swift-Tuttle“auf seiner 133 Jahre währenden Umlaufbahn hinterlass­en hat: Jedes Mal, wenn er dabei der Sonne nahekommt, kreuzt er die Erdbahn, taut auf und verliert Staub. Auf den treffen wir dann in diesen Tagen und sehen Sternschnu­ppen.

Die tragen den Titel „Perseiden“, weil sie scheinbar aus dem Sternbild Perseus zu kommen scheinen. Das tun sie tatsächlic­h nicht. Aber wenn die Erde die Staubwolke durchquert, entsteht ein ähnlicher Effekt wie bei einer schnellen Fahrt durch einen Schneescha­uer: Da scheinen die Flocken dann aus einer Richtung zu kommen. Und durch die Bewegung der Erde wirkt es so, als ob sich aus dem Sternbild Perseus ein Strom von Sternschnu­ppen ergießt.

Tatsächlic­hen entstehen sie, wenn die kleinen Staubparti­kel des Kometen auf die Erdatmosph­äre treffen. Mit etwa 60 Kilometer pro Sekunde. Diese Staubkörne­r sind nur wenige Millimeter groß und wiegen bis zu zwei Gramm. Nur vereinzelt werden auch mehr als zehn Millimeter große sogenannte Boliden dar- unter sein. Einige der Partikel streifen die Atmosphäre nur und hüpfen dann über die Lufthülle der Erde wie Steine über einen See. Der Großteil der Staubkörne­r aber dringt in einem flachen Winkel in die oberen dünnen Atmosphäre­nschichten ein und wird zu Sternschnu­ppen. Deren helle Leuchtspur beginnt in etwa 100 Kilometer Höhe. Durch die Reibungshi­tze verbrennen die Staubteilc­hen bei mehreren Tausend Grad. Durch diese Energie aber werden aus Luftmolekü­len die kleinen, negativ geladenen Elektronen geschlagen. Treffen diese Elektronen dann wieder auf ihre Moleküle, springen sie zurück an ihren „Platz“. Dabei senden sie Licht aus.

Dieser Vorgang benötigt indes mehr als eine halbe Sekunde. Und weil sich die Luftmolekü­le mit Schallgesc­hwindigkei­t bewegen, ist das Zeit genug für mehrere Hundert Meter breite Leuchtspur­en am Himmel – die wir als Sternschnu­ppen kennen. Und die der Legende nach die Wünsche eines Beobachter­s wahr werden las- sen. Allerdings nur, wenn er dabei die Augen schließt und niemandem von seinem Wunsch erzählt.

In diesem Jahr wird der Höhepunkt des Spektakels Sonntagnac­ht ab 22 Uhr erwartet und zieht sich bis Montagmorg­en. Und die Bedingunge­n scheinen ideal, um ein paar „Feuerschwe­ife“am Himmel zu erspähen. Am Samstag ist Neumond. Das heißt auch, dass die Nächte am Wochenende dunkler als sonst sind. Das macht es leichter, die Schnuppen zu sehen. Die haben indes noch einen anderen Namen: Laurentius­tränen. Die „Feuerschwe­ife“fallen fast auf den Todes- und Namenstag des Märtyrers Laurentius am 10. August. Er starb im Jahr 258, als er auf Befehl des römischen KaisersVal­erian auf einem eisernen Grillrost gefoltert worden sein soll.

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FOTO: DPA

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