Prozess um das Märchen von den Traumzinsen startet
Innerhalb von drei Jahren sollen drei Männer 2,2 Millionen Euro auf die Seite geschafft haben.
Ein Märchen über absolut risikolose Zinsgewinne von 24 Prozent im Jahr bringt ab dem 23. August drei Geschäftsleute als Angeklagte zum Landgericht. Ein Steuerberater (50) und ein Rechtsanwalt (57) sollen mit einem Komplizen (46) vor mehr als zehn Jahren durch unhaltbare Zinsversprechen Millionenbeträge ein- geheimst, den Geldanlegern dadurch Totalverluste beschert haben. Innerhalb von drei Jahren, so die Anklage, seien 2,2 Millionen Euro unter ihren Händen versickert.
In einer Art Probelauf sollen die Tatverdächtigen in gleicher Besetzung schon 2004 bis 2005 ein hochriskantes Modell zur Kapitalanlage gestartet und schon damals die Anlagegelder in den Sand gesetzt ha- ben. Angeklagt wurde dafür keiner von ihnen. Ab Ende 2005 bis 2007 verfolgten sie laut Anklage dann ihr nächstes Projekt: Pharma-Großhändler sollten zum Billig-Einkauf von großen Mengen von Arzneimitteln erhebliche Kredite bekommen – und die Ware später mit drastischen Aufschlägen weiterverkaufen. Aus dieser Spanne errechneten die Angeklagten angeblich einen Zins- gewinn von 24 Prozent pro Jahr für die Geldgeber. Dass Gespräche mit Finanziers in Büroräumen abgehalten wurden, in denen Anwälte oder Steuerberater tätig waren, schuf angeblich weiteres Vertrauen in die Seriosität des Projekts. Und: Der 57-jährige Anwalt soll beteuert haben, er werde sich als Treuhänder um die Abwicklung der Kapitalanlagen und deren risikofreie Absicherung über eine schweizer Firma kümmern. Daraufhin zahlten die Kunden mehr als zwei Millionen Euro ein – und werden laut Anklage keinen Cent wieder sehen.
Schon direkt nach Eingang der Kundengelder sollen alle drei Angeklagten rund ein Viertel des Kapitals sofort für eigene Provisionen eingestrichen haben. Hätten sie mit dem Restgeld trotzdem die versproche- nen Gewinne erzielen wollen, hätten sie Renditen von rund 65 Prozent erzielen müssen. Und das wäre selbst für ein überaus gewieftes Trio am Kapitalmarkt nie zu schaffen gewesen.
Für den Betrugsprozess hat die Wirtschaftsstrafkammer bisher acht Verhandlungstage eingeplant., will im Oktober zu einem Urteil kommen.