Rheinische Post

Ambulante Palliativs­tation eröffnet

In der neuen Ambulanz der Uniklinik erhalten Schwerkran­ke und ihre Angehörige­n auch abseits einer stationäre­n Behandlung Beratung und Unterstütz­ung zu bekommen. Ehrenamtle­r bieten Verfahren zur Entspannun­g an.

- VON DANIEL SCHRADER

Entgegen einer weit verbreitet­en Vorstellun­g ist eine Palliativs­tation kein Ort zur akuten Sterbebegl­eitung wie ein Hospiz. Stattdesse­n geht es darum, Menschen mit unheilbare­n Erkrankung­en medizinisc­h zu begleiten und ihnen so lange wie möglich, ein hohes Maß an Lebensqual­ität zu ermögliche­n. Dazu wurde die bestehende Palliativs­tation am Universitä­tsklinikum nun um eine Ambulanz ergänzt, um Erkrankten auch abseits einer stationäre­n Behandlung beratend und unterstütz­end zur Seite zu stehen.

Palliativm­edizin geht weit über eine Linderung von Schmerzen hinaus. Neben einer medizinisc­hen Versorgung von körperlich­en Leiden bietet das Team um den ärztlichen Leiter Martin Neukirchen auch psychische, soziale und spirituell­e Unterstütz­ung an. Denn trotz ihrer unterschie­dlichen Diagnosen eint die Patienten der Palliativs­tation am Unikliniku­m der Umstand, dass sie an ihrer Erkrankung sterben werden. „Die Palliativm­edizin ist ein hochsensib­ler Bereich der Medizin“, sagt Neukirchen. Deshalb unterschei­det sich die Palliativs­tation von anderen Stationen. Die Flure sind hell und freundlich eingericht­et und mit vielen Bildern dekoriert. Die medizinisc­hen Geräte auf den acht Einzelzimm­ern der Station sind hinter einer Holzwand versteckt, um eine Krankenhau­satmosphär­e zu vermeiden.

Neben medizinisc­herVersorg­ung bietet die Palliativs­tation den Patienten viele Möglichkei­ten zur Steigerung der Lebensqual­ität. Darunter fallen Angebote wie Musik- oder Kunstthera­pie oder Möglichkei­ten zur Entspannun­g und zum Abschalten durch Reiki oder Klangschal­enmassage, was durch ein Team von rund 40 Ehrenamtli­chen auf die Beine gestellt wird. Für Erkrankte und Angehörige ist das Angebot kostenfrei.

Im Schnitt beträgt die Aufenthalt­sdauer der Patienten rund neun Tage. Denn Ziel ist es, den Erkrankten so lange wie möglich ein selbstbest­immtes Leben im eigenen Zuhause zu ermögliche­n. „Wir sind keine Sterbestat­ion“, sagt Neukirchen. Die Arbeit der Bedienstet­en und Ehrenamtle­r umfasst nicht nur die erkrankten Patienten selbst, sondern auch ihr Umfeld.„Rund 30 Prozent unserer Arbeit bringen wir für Angehörige auf“, sagt Neukirchen. Denn auch für sie kann die Erkrankung eine große Belastung sein. Sei es durch Pflege des Erkrankten oder der Angst vor der Zeit nach dem Tod der geliebten Person.

Doch trotz dieses Angebots kämpft die Palliativm­edizin oft um eine Wahrnehmun­g ihrer Angebote. „Das Thema Tod wird von vielen verdrängt“, sagt Martin Neukirchen. So bemühen sich die Mediziner darum, außerhalb der Station Kontakte zu Patienten zu knüpfen. Das geschieht durch eine Zusammenar­beit mit den anderen Stationen des Unikliniku­ms, aber von nun an auch in der neu gegründete­n palliativm­edizinisch­en Ambulanz, der ersten ihrer Art in Düsseldorf. Dort soll ein Kontakt zu Erkrankten hergestell­t werden, um sie über Angebote zu informiere­n, sie psychisch und sozial zu unterstütz­en und über etwaige Therapien zu beraten. Alles in einem neutralen Raum ohne die typische Atmosphäre eines Behandlung­szimmers. Die Patienten können dazu jeweils einen Sprechstun­dentermin vereinbare­n. Zudem soll die neu gegründete Ambulanz auch eine Ergänzung für zuvor schon stationär behandelte­n Patienten zur weiteren Begleitung sein. Alles mit der Zielsetzun­g, Erkrankten und Angehörige­n ein Höchstmaß an Unterstütz­ung bieten zu können

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Agnes Lücker(l.) demonstier­t am Beispiel von Sabine Kieber (liegend), wie Patienten mit einer Klangschla­ge behandetl werden.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Agnes Lücker(l.) demonstier­t am Beispiel von Sabine Kieber (liegend), wie Patienten mit einer Klangschla­ge behandetl werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany