Ambulante Palliativstation eröffnet
In der neuen Ambulanz der Uniklinik erhalten Schwerkranke und ihre Angehörigen auch abseits einer stationären Behandlung Beratung und Unterstützung zu bekommen. Ehrenamtler bieten Verfahren zur Entspannung an.
Entgegen einer weit verbreiteten Vorstellung ist eine Palliativstation kein Ort zur akuten Sterbebegleitung wie ein Hospiz. Stattdessen geht es darum, Menschen mit unheilbaren Erkrankungen medizinisch zu begleiten und ihnen so lange wie möglich, ein hohes Maß an Lebensqualität zu ermöglichen. Dazu wurde die bestehende Palliativstation am Universitätsklinikum nun um eine Ambulanz ergänzt, um Erkrankten auch abseits einer stationären Behandlung beratend und unterstützend zur Seite zu stehen.
Palliativmedizin geht weit über eine Linderung von Schmerzen hinaus. Neben einer medizinischen Versorgung von körperlichen Leiden bietet das Team um den ärztlichen Leiter Martin Neukirchen auch psychische, soziale und spirituelle Unterstützung an. Denn trotz ihrer unterschiedlichen Diagnosen eint die Patienten der Palliativstation am Uniklinikum der Umstand, dass sie an ihrer Erkrankung sterben werden. „Die Palliativmedizin ist ein hochsensibler Bereich der Medizin“, sagt Neukirchen. Deshalb unterscheidet sich die Palliativstation von anderen Stationen. Die Flure sind hell und freundlich eingerichtet und mit vielen Bildern dekoriert. Die medizinischen Geräte auf den acht Einzelzimmern der Station sind hinter einer Holzwand versteckt, um eine Krankenhausatmosphäre zu vermeiden.
Neben medizinischerVersorgung bietet die Palliativstation den Patienten viele Möglichkeiten zur Steigerung der Lebensqualität. Darunter fallen Angebote wie Musik- oder Kunsttherapie oder Möglichkeiten zur Entspannung und zum Abschalten durch Reiki oder Klangschalenmassage, was durch ein Team von rund 40 Ehrenamtlichen auf die Beine gestellt wird. Für Erkrankte und Angehörige ist das Angebot kostenfrei.
Im Schnitt beträgt die Aufenthaltsdauer der Patienten rund neun Tage. Denn Ziel ist es, den Erkrankten so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben im eigenen Zuhause zu ermöglichen. „Wir sind keine Sterbestation“, sagt Neukirchen. Die Arbeit der Bediensteten und Ehrenamtler umfasst nicht nur die erkrankten Patienten selbst, sondern auch ihr Umfeld.„Rund 30 Prozent unserer Arbeit bringen wir für Angehörige auf“, sagt Neukirchen. Denn auch für sie kann die Erkrankung eine große Belastung sein. Sei es durch Pflege des Erkrankten oder der Angst vor der Zeit nach dem Tod der geliebten Person.
Doch trotz dieses Angebots kämpft die Palliativmedizin oft um eine Wahrnehmung ihrer Angebote. „Das Thema Tod wird von vielen verdrängt“, sagt Martin Neukirchen. So bemühen sich die Mediziner darum, außerhalb der Station Kontakte zu Patienten zu knüpfen. Das geschieht durch eine Zusammenarbeit mit den anderen Stationen des Uniklinikums, aber von nun an auch in der neu gegründeten palliativmedizinischen Ambulanz, der ersten ihrer Art in Düsseldorf. Dort soll ein Kontakt zu Erkrankten hergestellt werden, um sie über Angebote zu informieren, sie psychisch und sozial zu unterstützen und über etwaige Therapien zu beraten. Alles in einem neutralen Raum ohne die typische Atmosphäre eines Behandlungszimmers. Die Patienten können dazu jeweils einen Sprechstundentermin vereinbaren. Zudem soll die neu gegründete Ambulanz auch eine Ergänzung für zuvor schon stationär behandelten Patienten zur weiteren Begleitung sein. Alles mit der Zielsetzung, Erkrankten und Angehörigen ein Höchstmaß an Unterstützung bieten zu können