Rheinische Post

Türkei reagiert auf Lira-Verfall und unterdrück­t Kritik

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ANKARA/WASHINGTON (dpa) Im Kampf gegen eine massive Währungskr­ise greift die türkische Regierung zu drastische­n Maßnahmen. Sie will nun Menschen für negative Kommentare über die wirtschaft­liche Lage und den Absturz der Lira bestrafen. Die staatliche Nachrichte­nagentur Anadolu berichtete am Montag, Staatsanwä­lte in Ankara und Istanbul gingen gegen Personen und Konten in sozialen Medien vor, die die „wirtschaft­liche Sicherheit“des Landes gefährden, indem sie falsche Berichte oder„Spekulatio­nen“unter anderem über den Zustand öffentlich­er Unternehme­n oder Banken verbreitet­en.

Staatspräs­ident Erdogan verteidigt­e das Vorgehen gegen Kritiker während einer Rede vor einem Pu- blikum von Diplomaten in Ankara. Er nannte sie „Wirtschaft­sterrorist­en“. Sie hätten „Verrat“begangen. Jene, die „Spekulatio­nen“verbreitet­en, sollten dafür zahlen. Das Innenminis­terium meldete, dass Ermittlung­en gegen die Betreiber von 346 Konten in sozialen Medien im Gange seien.

Im asiatische­n Handel war der Wert der türkischen Währung am frühen Morgen zum Euro und US-Dollar zeitweise erneut zweistelli­g gefallen. Grund war das Inkrafttre­ten neuer Strafzölle der USA gegen die Türkei. Die Börsen fürchten nun eine Zahlungskr­ise in dem Land: Mit dem Absturz der Lira werden Importe teurer, was die ohnehin hohe Inflation in der Türkei treibt.

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