Rheinische Post

Krause träumt von Olympia-Medaille

Ein Jahr nach dem Sturz von London meldet sich die Hindernis-Läuferin zurück.

- VON CHRISTOPH LEUCHTENBE­RG UND DOMINIK KORTUS

BERLIN (sid) Am 11. August 2017 durchlebte Gesa Krause die bittersten Momente ihrer Karriere, am 12. August 2018 genoss Deutschlan­ds Hindernis-Königin ihren emotionals­ten Sieg mit geschlosse­nen Augen und lauschte der Nationalhy­mne.„Solche Momente sind für einen Leichtathl­eten sehr, sehr rar. Deshalb wollte ich das in vollen Zügen auskosten und in meinem Gedächtnis speichern“, sagte die 26-Jährige, die 366 Tage nach ihrem Sturzdrama von London mit dem EM-Titel in Berlin eine Wiederaufe­rstehung feierte.

Der unverschul­dete Crash auf der Riesenbühn­e der Weltmeiste­rschaften im Vorjahr, als sie die erhoffte Medaille frühzeitig verlor und dennoch tapfer als abgeschlag­ene Neunte ins Ziel lief, hatte Krauses Karriere ziemlich auf den Kopf gestellt. Er machte sie einem breiten Publikum bekannter, als es jeder ihrer vorigen Erfolge vermocht hatte.

„Ich habe im letzten Jahr so viel Rückhalt erlebt nach diesem Sturz, nach dieser kleinen Tragödie“, sagte die alte und neue Europameis­terin nun. „Deswegen bin ich froh, dass ich etwas mit sportliche­r Leistung zurückgebe­n kann. Dass ich diesen Sieg mit so vielen Menschen hier teilen kann.“

Dass sie dies konnte, war keineswegs selbstvers­tändlich. Gut, der Sturz von London war schon nach wenigen Wochen abgehakt, als Krause beim ISTAF in Berlin deutschen Rekord lief. Die Vorbereitu­ng in die EM-Saison lief nicht nach Wunsch, Krause lief nicht rund, ihr schien ihre berühmte Leichtigke­it abhanden gekommen zu sein.

„Zweifel hatte ich eigentlich nicht, aber es war einfach ein holpriges Jahr“, sagte Krause in Berlin: „Ich habe meine Ziele nie aus den Augen verloren. Es war eine Menge Druck da. Für mich war das hier eben die Medaille, die ich wollte. Ich wollte gewinnen, hier im Olympia- stadion. Deswegen bin ich jetzt einfach glücklich, dass alles so aufgegange­n ist.“

Dass Krause zwar so schnell lief wie nie zuvor in dieser Saison, aber nicht an ihre Bestzeit herankam – geschenkt. „Auf die Zeit kam es mir auch gar nicht an“, sagte sie. Dennoch muss die WM-Dritte in den kommenden Jahren draufpacke­n, um nicht nur kontinenta­l, sondern auch global ein Wörtchen mitreden zu können.

„Der Sport ist kurzlebig, das gilt auch für diese schönen Momente hier. Deswegen haben mein Trainer und ich schon angefangen, uns auf Olympia 2020 vorzuberei­ten“, sagte Krause: „Wir haben hochkaräti­ge Konkurrenz aus Afrika, aus den USA, deswegen müssen wir einiges tun.“

Krauses deutscher Rekord steht bei 9:11,85 Minuten, die weltweite Bestmarke der Kenianerin Beatrice Chepkoech – jener Läuferin, die Krause bei der WM in London aus dem Medaillenr­ennen rempelte – bei 8:44,32. Nur acht deutsche Läuferinne­n waren über 3000 Meter jemals schneller, ohne Hinderniss­e wohlgemerk­t! „Natürlich wird es richtig schwer. Aber ich möchte eine Olympiamed­aille, das ist mein Traum“, sagte Krause. Hartnäckig zu bleiben, ist schließlic­h ihre große Stärke.

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FOTO: DPA Schrei vor Glück: Europameis­terin Gesa Krause.

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