Rheinische Post

Hoffnung auf ein jenseitige­s Paradies

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DÜSSELDORF (epd) Die Katholiken begehen am Mittwoch das Hochfest Mariä Himmelfahr­t. Es ist das bedeutends­te Marienfest der römisch-katholisch­en Kirche. Auch einige orthodoxe Kirchen feiern Mariä Himmelfahr­t als „Entschlafu­ng der Gottesgebä­rerin“. Einen Gedenktag für die Gottesmutt­er Maria kennt das frühe Christentu­m bereits seit dem fünften Jahrhunder­t.

Mariä Himmelfahr­t ist gesetzlich­er Feiertag im Saarland sowie in Bayern, dort allerdings nur in Städten und Gemeinden mit überwiegen­d katholisch­er Bevölkerun­g. Heute mischen sich in dem Fest Tradition, tief empfundene Frömmigkei­t und Volksglaub­e. Die Aufnahme Marias mit Leib und Seele in den Himmel wurde 1950 vom Papst zum Dogma erhoben, was zu einer Aufwertung des Marienfest­es bei den Katholiken führte.

Das Fest ist in vielen Regionen — vor allem in Süddeutsch­land — mit einer Kräuterwei­he verbunden und zeigt so eine enge Verbindung mit dem Brauchtum. Die geweihten Kräuter sollen Menschen und Nutz- tiere vor Gefahren wie Krankheit, Gewitter oder Feuer beschützen.

Die feministis­che Theologie bewertet die Figur Maria als Symbol für den weiblichen Anteil Gottes, der zur „Ganzwerdun­g“des Menschen beiträgt. Auch der Reformator Martin Luther schätzte Maria als Glaubensze­ugin und Beispiel menschlich­er Demut. Heiligenve­rehrung lehnt die evangelisc­he Kirche aber ab. Die Bibel berichtet nicht über eine Himmelfahr­t Marias. Allerdings enthält die mittelalte­rliche religiöse Textsammlu­ng „Legenda Aurea“eine Erzählung, derzufolge Jesus nach dem Tod seiner Mutter erschien, um sie auf ihrem Weg in den Himmel zu begleiten.

Die Himmelfahr­t ist zudem ein bekanntes religionsg­eschichtli­ches Motiv: Die biblischen Erzählunge­n von Christi Himmelfahr­t halten die Hoffnungen auf ein jenseitige­s Paradies wach. Im Islam ist der Aufstieg des Religionss­tifters Mohammed durch sieben Himmel bis vor Gottes Thron überliefer­t. Die moderne Theologie interpreti­ert den Himmel als ein endgültige­s „Bei-Gott-Sein“.

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