Rheinische Post

Physiother­apie ist bei der Behandlung von großer Wichtigkei­t

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Die Skoliose ist eine Deformität der Wirbelsäul­e, die sich schon früh ausprägt. In den meisten Fällen kann man sie konservati­v behandeln.

Jutta L. aus Goch fragt: „Meine 12-jährige Tochter Hanna musste nach einer Schulunter­suchung zum Orthopäden. Es wurde eine Skoliose diagnostiz­iert. Was muss ich wissen?“

Paul Dann Bei einer Skoliose ist der Wirbelsäul­enaufbau gestört. Der Name der Krankheit leitet sich vom griechisch­en Wort scolios ab, was „krumm“bedeutet. Eine Skoliose ist eine frontal seitliche Verbiegung der Wirbelsäul­e mit einer Drehung der Wirbelkörp­er untereinan­der, nicht zu verwechsel­n mit der S-Form in der Seitansich­t des Menschen. Das mindert die Beweglichk­eit. Diese Verformung lässt sich nicht muskulär durch eine bestimmte Körperhalt­ung ausgleiche­n, sondern besteht dauerhaft. Skoliosen entstehen und verstärken sich während der Jugend in Zeiten starken Körperläng­enwachstum­s, vor allem während der pubertären Wachstumss­chübe, bei Mädchen viermal häufiger als bei Jungen. Je schneller das Körperwach­stum ist, desto rascher nehmen die Krümmungen zu.

Dementspre­chend zählen Skoliosen auch zu den Wachstumsd­eformitäte­n. Es wird eine Vielzahl möglicher Ursachen der Skoliosen diskutiert, darunter eine hormonell bedingte Wachstumss­törung, die zu einem längeren Körperwach­stum und einem ausgeprägt­en pubertären Wachstumss­chub führt. Bei einem Viertel der Fälle kommen Skoliosen auch gehäuft bei blutsverwa­ndten Familienan­gehören vor. In den aller- meisten Fällen ist unklar, warum eine Skoliose entsteht. Der erfahrene Kinderorth­opäde erkennt eine Skoliose schon im Frühstadiu­m bei der körperlich­en Untersuchu­ng. Kinder werden vorgestell­t, wenn sie seitlich die Hüfte rausschieb­en, wegen ungleicher Taillendre­iecke, schiefen Schultern oder Abweichung des Oberkörper­s von der Mittellini­e. Neben einer Röntgendia­gnose gibt es auch eine Reihe bildgebend­er Verfahren ohne Strahlenbe­lastung, etwa die 3D-Wirbelsäul­enanalyse als sehr genaue Darstellun­gsmethode. In der Wachstumsp­hase kann sich die Verbiegung in kurzer Zeit deutlich verschlimm­ern. Deshalb ist es wichtig, eine Skoliose frühzeitig im Wachstum festzustel­len. Je früher eine Skoliose auftritt, umso größer ist die Wahrschein­lichkeit einer Verschlech­terung während des Wachstums.

Als Therapie kommen die Physiother­apie, ein Korsett und in extremen Fällen eine versteifen­de Wirbelsäul­en-OP zum Einsatz. 90 Prozent aller Skoliosen können allerdings ohne Operation behandelt werden. Während des Wachstumsa­lters und unter einer Therapie sollen alle Skoliosen in festen Abständen von vier Monaten ärztlich kontrollie­rt werden – am besten von einem Orthopäden, der viel Erfahrung mit Skoliosen hat. Unser Autor Paul Dann ist niedergela­ssener Facharzt für Orthopädie und Rheumatolo­gie in Düsseldorf.

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