Mit zahlreichen Preisen geehrt
„Letzte Schicht“(Ariadne)
Nicht, weil die Krimis schlecht wären, sondern weil man weiß, diese Autoren können es noch besser. Neulich ging es mir so mit Dominique Manotti und Gary Disher. Deshalb lege ich Ihnen zwei andere Romane dieser Kollegen ans Herz: In „Letzte Schicht“(Ariadne) führt uns Manotti, Historikerin und ehemalige Gewerkschaftssekretärin, in eine lothringische Industriestadt. Unfälle in einer Fabrik, Streiks und Entlassungen, plötzlich brennt das Werk und wird zum Spielball rivalisierender Konzerne. Die Arbeiterin Rolande und der Detektiv Montoya stehen im Mittelpunkt, und man wünscht sich, sie könnten zusammenfinden. Manottis Prosa ist einzigartig. Die Kapitel beginnen unterkühlt, doch nach wenigen kurzen Sätzen ist man dicht bei den Menschen.
„Bitter Wash Road“(Unionsv.) Dagegen handelt Dishers vorletzter Roman„BitterWash Road“(Unionsverlag) auf dem Land, wo es besonders platt und staubig ist. Constable Hirsch geriet unschuldig in eine Korruptionsaffäre und wurde aus Melbourne hierher versetzt, wo er erneut mit Kollegen aneinandergerät, als er im Fall eines tödlich verunglückten Mädchens entdeckt, dass mehr als schlampig ermittelt wird. Disher erzählt spannend, aber unaufgeregt. Die Landschaft wird plastisch, die Figuren lebendig. Und Hirsch, der fast allein gegen alle steht, gewinnt unser Herz.
„Die Wahrheit“(C. Bertelsmann) Weil wir gerade in Australien sind: Letztes Jahr starb Peter Temple, einer der wichtigsten Schriftsteller des Kontinents. Sein Thriller „DieWahrheit“(C. Bertelsmann) war für mich eines der zwei großartigsten Leseerlebnisse der letzten zehn Jahre. Eine Frau wird in einem Luxusapartment ermordet. Stephen Villani leitet die Ermittlungen, doch die Politik will ihn bremsen. Korruption, Intrigen, Melbourne entpuppt sich als Hölle. Zugleich gerät Villanis Tochter auf Abwege, und beim Versuch, die Farm des Vaters vor einem Waldbrand zu retten, muss sich Villani alten Familienkonflikten stellen. Temple spinnt die Geschichte atemberaubend dicht. In Australien erhielt er dafür die wichtigsten Literaturpreise, undenkbar für Europa.
„Unter Tage“(Ars Vivendi) Altmeister John Harvey mag sich trösten, er hat alle Krimipreise Großbritanniens eingeheimst. In seinem letzten Buch „Unter Tage“(Ars Vivendi) mischt er private Tragödien mit Zeitgeschichte. 1984 streikten die Bergarbeiter gegen die Thatcher-Regierung. Ein Spalt ging durchs Land, ein Riss durch manche Familien. Dreißig Jahre später taucht eine einbetonierte Leiche auf. Die Polizei holt Charlie Resnick als Berater aus dem Ruhestand, denn damals kannte er das Dorf und die gegnerischen Parteien. Doch erst muss Resnick der jungen Ermittlerin Catherine Njoroge beistehen, die wegen ihrer Hautfarbe einen schweren Stand hat. Vorbildlich charakterisiert Harvey seine Fi- Leben Horst Eckert wurde am 7. Mai 1959 in Weiden in der Oberpfalz geboren. Er studierte Politische Wissenschaften in Erlangen und Berlin, arbeitete als Fernsehjournalist und lebt als freier Krimiautor in Düsseldorf.
Werke Eckert hat unter anderem „Aufgeputscht“, „Die Zwillingsfalle“und den Thriller „Wolfsspinne“geschrieben. Seine Bücher wurden mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet. Sein jüngster Roman heißt „Der Preis des Todes“.
guren durch Details und Dialog.
„Kaltes Land“(Goldmann)
Auch hierzulande gibt es hervorragende Kollegen, einer von ihnen ist Norbert Horst. Er arbeitet im Brotberuf bei der Kripo, deshalb schöpfen seine Bücher in punkto Authentizität aus dem Vollen. In „Kaltes Land“(Goldmann) stirbt ein Kokainschmuggler, und Kommissar Steiger, ein Mann mit großer Empathie, lässt nicht locker, bis er den Drahtzieher findet. Wir lernen Dortmund kennen, wo es besonders arm an Chancen und reich an Schicksalsschlägen ist. Das Tolle daran: Die Geschichte wirkt nir-
„Tage der Toten“(Suhrkamp)
Jetzt fragen Sie sich vielleicht noch, welches der zweite Thriller war, den ich im letzten Jahrzehnt so genial fand. Mein Urteil ist subjektiv, aber Don Winslow hat mit „Tage der Toten“(Suhrkamp) nicht nur einen Weltbestseller vorgelegt und ein wuchtiges Werk von 689 Seiten, sondern vor allem ein Epos über drei Jahrzehnte Drogenkrieg in Mexiko. Im Mittelpunkt zwei Todfeinde, die sich in dieselbe Frau verlieben. Aber ich muss Sie warnen: Winslow schreibt nicht immer so gut. Blindlings ein Buch für den Strand einzupacken, kann manchmal zur Enttäuschung führen.