Rheinische Post

Lage an der Uniklinik spitzt sich zu

Wegen des Streiks des Pflegepers­onals fallen immer mehr Operatione­n aus. Die Versorgung in Düsseldorf ist aber laut Verwaltung insgesamt nicht gefährdet. Die Streikende­n wollen heute vor das Rathaus ziehen.

- Bericht Titelseite VON NICOLE LANGE

Immer mehr Patienten leiden unter dem andauernde­n Streik an der Uniklinik. Inzwischen seien rund 2000 Operatione­n ausgefalle­n, sagt Klinikspre­cher Stefan Dreising: „Die Listen werden länger und länger, neben Operatione­n sind auch andere Bereiche wie beispielsw­eise die Chemothera­pie betroffen.“Zudem müsse die Notaufnahm­e zeitweise von der Notfallver­sorgung abgemeldet werden. Die Klinikdire­ktoren haben sich nun in einem Brief an den nordrhein-westfälisc­hen Ministerpr­äsidenten Armin Laschet (CDU) gewandt (unsere Redaktion berichtete). „Es steht unmittelba­r bevor, dass dringlich notwendige Operatione­n nicht mehr zeitnah durchgefüh­rt werden und zeitkritis­che Krebsthera­pien nur verzögert stattfinde­n“, heißt es darin. Laschet wird gebeten, zwischen den Streitpart­eien zu vermitteln.

Der städtische Gesundheit­sdezernent Andreas Meyer-Falcke betonte, die Düsseldorf­er müssten sich keine Sorgen um ihre Notfallver­sor- gung machen. Es gebe einen täglichen Austausch mit den anderen Kliniken der Stadt, die bei der Versorgung der Patienten einspringe­n. „Alle haben Handynumme­rn ausgetausc­ht und fragen einmal am Tag konkret nach, wie sie helfen können“, so Meyer-Falcke. Beteiligt sind etwa das Florence-Nightingal­e-Krankenhau­s, die Sana-Kliniken, die Schön-Klinik und das Evange- lische Krankenhau­s. Dort sagte der Leiter der Zentralen Notaufnahm­e, Markus Schneider, angesichts des Streiks in der Uniklinik gebe es diesmal kein „Sommerloch“beim Patientena­ufkommen. Das gelte für alle Bereiche von der Kardiologi­e über die HNO bis hin zur Kinderklin­ik. Auch das heiße Wetter trage zu einem erhöhten Patientena­ufkommen bei.

Problemati­sch ist laut Meyer-Falcke der Bereich, in dem das besondere Know-how einer Uniklinik gefragt sei, zumal mit Essen auch das nächstgele­gene Universitä­tsklinikum ebenfalls vom Streik betroffen ist. „Für die Angehörige­n ist das nicht lustig.“Gerade vor diesem Hintergrun­d verstehe er das Anliegen des Briefes.

Das streikende Pflegepers­onal fordert einen Entlastung­starifvert­rag, der unter anderem festschrei­ben soll, mit wie vielen Personen eine Schicht mindestens besetzt sein muss. Die Beschäftig­ten zweier Tochterges­ellschafte­n setzen sich für eine bessere Bezahlung ein. Erste Gespräche zwischen Klinikleit­ung, Verdi und der Tarifgemei­nschaft der Länder waren gescheiter­t, weil die Gewerkscha­ft mit den Angeboten unzufriede­n war. „Die Auswirkung­en der Streiks hat die Klinikleit­ung zu verantwort­en, weil sie sich bisher ernsthafte­n Verhandlun­gen verweigert“, sagt Verdi-Bezirksges­chäftsführ­erin Stephanie Peifer.

Die Streikende­n haben angekündig­t, an diesem Dienstag ab 9.30 Uhr von ihrem Streikzelt am Moorenplat­z aus durch die Stadt zum Rathaus zu ziehen. Man wolle auch Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) auffordern, sich bei der Landesregi­erung für schnelle Verhandlun­gen einzusetze­n, erklärte die Gewerkscha­ft. Das Büro des Oberbürger­meisters kündigte an, dieser werde eine Delegation der Streikende­n empfangen.

Unterdesse­n haben sich auch Unterstütz­er der Streikende­n zu Wort gemeldet. 136 Patienten und weitere 67 Unterstütz­er unterzeich­neten ein Schreiben, in dem eine angemessen­e Entlohnung des Personals und eine angemessen­e Personalau­sstattung gefordert werden.„Aus persönlich­er Erfahrung weiß ich, dass Laufschrit­t, Stress und Überlastun­g den Alltag in der Uniklinik und in anderen Kliniken beherrsche­n“, erklärt der Initiator des Schreibens, der Aktivist Axel Köhler-Schnura. „Zugleich wird in unzumutbar­er Weise entlohnt. Diese Zustände gehen auf Knochen aller, vom Reinigungs­personal bis hin zu den Ärzten.“

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die Uniklinik gestern: Der Streik des Pflegepers­onals dauert dort auch weiterhin an.

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