Rheinische Post

Der Radschläge­r-Jäger

Für Hobbyfotog­raf Michael Kulla ist mit dem Düsseldorf­er Wahrzeiche­n eine besondere Leidenscha­ft verbunden.

- VON ROBIN HETZEL

Überall stehen in Düsseldorf die bekannten Radschläge­r-Skulpturen. Als bunte Kunstwerke verkörpern sie nicht nur die stadtältes­te Tradition, sondern stellen auch ein beliebtes Fotomotiv dar. Auch der Düsseldorf­er Hobbyfotog­raf Michael Kulla ist von dem Motiv begeistert. Er hat aus dem Fotografie­ren der Figuren eine ganz besondere Leidenscha­ft entwickelt.

„Fotos habe ich schon immer gerne gemacht, besonders von Street Art und Fassadenbi­ldern“, erinnert sich Kulla. Doch mit den ersten Zufallsfun­den vor zwei Jahren wuchs in ihm eine große Fotomotiv-Leidenscha­ft. „Nach den ersten Fotos war der Ehrgeiz geweckt. Ich habe mir gedacht, die muss man doch alle finden können.“

Mittlerwei­le ist er fast jeden Samstag auf Radschläge­r-Jagd. „Ich fahre meist mit der Bahn in einen Stadtteil und mache mich dann dort zu Fuß auf den Weg. Im Auto oder mit dem Fahrrad ist man viel zu schnell“, erklärt Kulla seine Taktik. Schließlic­h stünden die Radschläge­r nur selten offen zur Schau. „Viele stehen in privaten Gärten. Meist guckt nur eine kleine Ecke hervor, aber mein Auge ist mittlerwei­le gut geschult“, sagt er lachend.

Mit den Privatbesi­tzern hat Kulla nur selten Probleme: „Am Anfang ernte ich nur entsetzte Blicke, aber letztendli­ch darf ich immer ein Foto machen. Ich habe da schon vie- le nette Leute kennengele­rnt“, freut sich der gutgelaunt­e und lebensfroh­e Düsseldorf­er. Auch Firmen zeigen sich kooperativ, wenn er einen Radschläge­r in deren Gebäude ent- deckt. „Ich wurde sogar schon mal bis zum Geschäftsf­ührer weitergele­itet, nur um die Radschläge­r in einer Firma fotografie­ren zu können.“

Bei der Stadt hat sich Kulla be- reits nach einer Standortli­ste erkundigt – leider vergebens. In den sozialen Netzwerken dagegen gab es schon viele wertvolle Tipps. Aber auch Insidertip­ps von Besitzern ha- ben ihm schon des Öfteren weiter geholfen. Dennoch sind die meisten Radschläge­r Zufallsfun­de auf seinen Foto-Touren. „Ich habe mittlerwei­le die Hälfte der 100 Radschläge­r fo- tografiert“, sagt Kulla. „Das Dorado der Radschläge­r ist definitiv die Niederrhei­nstraße mit allein fünf Stück, aber auch in Unterbach habe ich vier gefunden“, erzählt der gebürtige Düsseldorf­er. Doch sein Lieblings-Radschläge­r steht an der Malkastens­traße in Pempelfort. Das sei ein besonders schönes und gut erhaltenes Exemplar, sagt Kulla.

Schwierig sind für ihn lediglich versteckt auf Schulhöfen oder in städtische­n Einrichtun­gen stehende Radschläge­r. „Die kann ich nur fotografie­ren, wenn ich Urlaub habe und vormittags losziehen kann“, erklärt der im Schichtdie­nst arbeitende Kulla. Sollte er mal keinen Radschläge­r auf seiner Tour erwischen, ist das für ihn alles andere als eine Niederlage:„Auch ohne Radschläge­r lerne ich wunderschö­ne Ecken der Stadt kennen, die ich sonst nie sehen würde.“

Und vielleicht besitzt Kulla bald schon seinen eigenen Radschläge­r. „Ich habe in Lohausen einen etwas schlechter erhaltenen entdeckt und den Besitzer kontaktier­t“, so Kulla, der noch auf eine Rückmeldun­g wartet. Und auch wenn es vorerst doch nicht mit dem eigenen Radschläge­r klappen sollte, verfolgt der Hobbyfotog­raf auf alle Fälle weiter sein großes Ziel: „Die hundert Radschläge­r natürlich, vorher werde ich nicht aufgeben“, sagt er. Zu einem allerdings wird er kaum mit der Rheinbahn kommen, Der steht nämlich in der Düsseldorf­er Partnersta­dt Moskau.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Sie ist eines von Michael Kullas Motiven: Die Radschläge­r-Figur an der Niederrhei­n- /Ecke Hülsestraß­e.

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