Rheinische Post

300 Verletzte bei Steg-Einsturz in Spanien

Das Unglück passierte während eines Kulturfest­ivals in Vigo an der spanischen Nordwestkü­ste. In Lebensgefa­hr schwebe niemand, hieß es. Eine Stadträtin hatte erst vor einer Woche vor dem schlechten Zustand des Stegs gewarnt.

- VON EMILIO RAPPOLD

VIGO (dpa) Schreie und Todesangst: Bei einem Einsturz während eines Festivals in Spanien sind mehr als 300 Besucher verletzt worden. Gleich zu Beginn des Auftritts von Rapper Rels B war in der Nacht zu Montag am Jachthafen vonVigo ein Holzsteg in sich zusammenge­fallen. Die zumeist jungen Besucher des „O Marisquiño“erlitten teils schwere Verletzung­en. Betroffene berichtete­n von Panik in der Dunkelheit. „Wir

hörten zunächst ein kurzes Brummen, und plötzlich stürzte alles ein. Wir hatten Beton und Holz über unseren Köpfen“, erzählte ein junges Mädchen im spanischen Fernsehen. Sichtlich mitgenomme­n, aber auch erleichter­t, fügte sie an: „Alle haben geschrien, niemand konnte sich befreien, aber am Ende ist es gut ausgegange­n für uns.“

Weniger Glück hatten fünf Besucher, die nach Angaben der Regionalbe­hörden schwer verletzt wurden. Es handele sich um drei junge Erwachsene und zwei 15-Jährige, die unter anderem Knochenbrü­che und Kopfverlet­zungen davontruge­n. In Lebensgefa­hr sei aber niemand, versichert­e der galicische Gesundheit­sminister JesúsVázqu­ez Almuiña. Dem Notdienst zufolge wurden nach dem Unglück insgesamt 316 Menschen behandelt. Am Montagmitt­ag waren demnach neun der Verletzten noch im Krankenhau­s, zwei von ihnen auf der Intensivst­ation.

Es war kurz vor Mitternach­t, als der Hafensteg unter dem Gewicht der Massen zusammenbr­ach. Einige Besucher fielen ins Wasser. „Ich habe um mein Leben gezittert und gekämpft und anschließe­nd aber vielen geholfen“, erzählte ein junger Mann. In wenigen Minuten waren Dutzende Kranken-, Feuerwehru­nd Polizeiwag­en zur Stelle. Nach der Bergung der Verletzten und der Räumung des Hafens suchte die Feuerwehr den Unfallort mit Wärmekamer­as ab, um sicherzust­ellen, dass es unter den Trümmern keine weiteren Opfer gab. Fünf zunächst als vermisst gemeldete Besucher seien inzwischen erfolgreic­h kontaktier­t worden, so die Behörden. Auch Vigos Bürgermeis­ter Abel Ca- ballero fuhr nach dem Unfall sofort zum Hafen. „Betroffen war eine beträchtli­che Fläche des Stegs, etwa 30 mal zehn Meter“, sagte er. Die Ursache für den Einsturz sei noch unklar. Man habe aber die Ermittlung­en aufgenomme­n. Die maximal zugelassen­e Besucherza­hl sei eingehalte­n worden.

Der Einsturz des 1994 gebauten Holzstegs gibt Rätsel auf. „Es ist nicht so, dass hier ein kleiner Steg eingestürz­t ist. Es handelt sich um eine eigentlich robuste Konstrukti­on unter anderem mit Beton im Sporthafen von Vigo“, sagte der Bürgermeis­ter in verschiede­nen TV-Sendern. Papiere und Zulassunge­n seien alle in Ordnung gewesen. „Was passiert ist, ist ungewöhnli­ch, und wir müssen die Ursachen herausfind­en, damit es sich nicht wiederholt.“

Schnell setzten die Spekulatio­nen über die möglichen Ursachen des Unfalls ein. Eine opposition­elle Stadträtin hatte erst vor einer Woche vor dem schlechten Zustand des Stegs gewarnt. „Hoffen wir zum Wohle aller, dass während des Festivals und auch in der Zeit danach nichts passiert“, hatte Elena Muñoz auf Twitter gepostet.

Das „O Marisquiño“gibt es seit 2001 jährlich. Es wird von einem Privatunte­rnehmen veranstalt­et und von Stadt, Hafen und der Region Galicien finanziell unterstütz­t. Es ist ein Festival für Urbane Kultur wie Graffiti und Breakdance sowie Sportarten wie BMX-Fahren und Skaten. Es zieht vor allem junge Besucher an. Viele kommen aus dem Ausland. Schon häufiger hatte das Fest am Hafen stattgefun­den.

„Ich habe um mein Leben gezittert und gekämpft und anschließe­nd vielen geholfen“

Besucher

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FOTO: DPA Zwei Polizisten gehen an dem eingestürz­ten Holzsteg vorbei. Der Steg brach während eines Festivals unter dem Gewicht der Massen zusammen, einige Besucher fielen ins Wasser. Rund 310 Menschen wurden bei dem Unfall verletzt.

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