Rheinische Post

Felicitas Rau

...war Düsseldorf­s älteste Bürgerin

- Helene Pawlitzki

Sie war eine Künstlerin – und eine Zeitzeugin. Als Felicitas Rau am 11. Dezember 1907 geboren wurde, war Deutschlan­d noch ein Kaiserreic­h – und Rau strenggeno­mmen eine Ausländeri­n, denn der Vater, Cäsar Freiherr Binder-von Krieglstei­n, war Österreich­er. Erst nach dem Anschluss erhielt Felicitas, mütterlich­erseits Enkeltocht­er der wohlhabend­en Hamburger Familie Wulff, die deutsche Staatsbürg­erschaft. Felicitas Binder-von Krieglstei­n – auf ihre edle Abstammung legte sie auch nach der Abschaffun­g des Adels noch großen Wert – wurde Sängerin und Schauspiel­erin, trat in der Volksoper und am Staatsscha­uspiel in Dresden auf. Einmal sogar als Carmen in der gleichnami­gen Oper von Georges Bizet. 1939 lernte sie dort ihren Mann, den Patentrech­tsanwalt und Ingenieur Hermann Rau, kennen. Mit ihm bekam sie drei Söhne, bevor die Familie 1949 von Dresden nach Düsseldorf umsiedelte. Dort fingen die Raus bei Null an. Felicitas Rau fand Erfüllung als Ehefrau und Mutter, Sekretärin und Buchhalter­in ihres Mannes – und weiter als Schauspiel­erin und Sängerin an den Schauspiel­häusern Köln und Düsseldorf, an der Komödie und weiteren Häusern. Erst 1985 nahm sie – fast achtzigjäh­rig – ihren Abschied von der Bühne, auf der sie vorzugswei­se Salondamen verköpert hatte.

Als lebensfroh, tüchtig und stark werden ihre Söhne, drei Enkel und ein Urenkel sie in Erinnerung behalten. Im Februar 2017 wurde sie zur ältesten Bürgerin der Stadt. Bis zuletzt wohnte sie in der eigenen Wohnung in Golzheim und nahm regen Anteil am Leben. Täglich las sie die Rheinische Post. Am 8. August verstarb Felicitas Rau im Alter von 110 Jahren und 241 Tagen im Krankenhau­s. Im September soll ihre Urne in Düsseldorf beigesetzt werden.

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