Rheinische Post

Minister Stamp sollte gehen

- VON HENNING RASCHE

Freitag, der 13. Juli 2018, verlief für Joachim Stamp, wie das Datum vermuten lässt, schlecht. Der Tag von Sami A.s Abschiebun­g hat seine politische Laufbahn verändert, womöglich wird er sie vorerst beenden. Gut einen Monat und einen Beschluss des Oberverwal­tungsgeric­hts Münster später hat sich der verheerend­e Verdacht gegen sein Ministeriu­m zur Wahrheit verdichtet. Stamp ignorierte die Justiz nicht versehentl­ich, er missachtet­e sie bewusst. Sein Ministeriu­m wies die Ausländerb­ehörde in Bochum explizit an, das Verwaltung­sgericht Gelsenkirc­hen nicht über das Datum der Abschiebun­g zu informiere­n. Das ist keine Petitesse, nichts, was einem Landesmini­ster für Integratio­n mal passieren kann. Das ist ein handfester Skandal.

In Deutschlan­d entscheide­t nicht die Exekutive über die Rechtmäßig­keit ihres Handelns, sondern die Judikative. Wenn ein Regierungs­mitglied Zweifel an dieser Trennung hat und sich nicht nur für den besseren Richter hält, sondern auch noch so handelt, dann hat er in dieser Regierung nichts verloren. Nicht das Gericht lässt einen ratlos zurück, sondern das Ministeriu­m; es hat dem Vorwurf in seiner Erklärung nichts zu entgegnen. Der Ministerpr­äsident sollte eine Entlassung seines Ministers Stamp prüfen.

BERICHT NRW MUSS SAMI A. ZURÜCKNEHM­EN, TITELSEITE

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