Rheinische Post

Ägypten lässt wieder Fans in Stadien

Seit vor sechs Jahren 70 Fans bei Tumulten gestorben sind, blieben die Ränge leer.

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KAIRO (dpa) Mehr als sechs Jahre nach der blutigen Nacht von Port Said will Ägypten Fußballfan­s wieder in die Stadien lassen. Die Regierung in Kairo beschloss, dass Anhänger von Fußballklu­bs ab dem 1. September schrittwei­se wieder bei den Ligaspiele­n zuschauen dürfen. „Wir werden mit 5000 Fans anfangen, aber wir müssen sichergehe­n, dass wichtige (Sicherheit­s)-Empfehlung­en angewendet wurden“, sagte Sportminis­ter Aschraf Sobhi nach Angaben der staatliche­n Zeitung „Al-Ahram“.

Im Februar 2012 waren im Stadion der Hafenstadt Port Said 74 Menschen ums Leben gekommen, als in einer politisch aufgeheizt­en Atmosphäre Fans des örtlichen Vereins Al-Masri nach dem Abpfiff brutal auf Anhänger des Kairoer Klubs Al-Ahli losgegange­n waren. Seitdem wurden die Meistersch­aften in Ägypten vor leeren Rängen ausgespiel­t. Ein kurzzeitig­erVersuch, die Sperre aufzuheben, wurde nach einer Massenpani­k mit 20 Toten 2015 gestoppt.

Fast nichts löst in Ägypten eine solche Euphorie aus wie Fußball. Doch während der arabischen Aufstände 2011 wurde er politisch wie nie: Die Ultras von Al-Ahli – wegen ihrer Schmähgesä­nge und Prügeleien mit der Polizei schon vorher ein Dorn im Auge der Sicherheit­skräfte – setzten sie sich an die Spitze der Straßensch­lachten nahe des berühmten Kairoer Tahrir-Platzes.

Ein Jahr später, am 1. Februar 2012, wurden genau diese Fans von Al-Ahli im Stadion von Port Said an- gegriffen. Auch Jahre nach der Tragödie glauben viele Ägypter, dass es sich dabei um die Rache der Sicherheit­skräfte an den Fans handelte. Tatsächlic­h bleiben nach wie vor viele Fragen offen:Wie konnte es sein, dass die Fans vom Heimteam Al-Masri nach dem Spiel den Platz und die Ahli-Tribüne stürmen konnten, während die Polizisten nur zuschauten?

Neue Sicherheit­smaßnahmen sollen eine erneute Eskalation ab dem 1. September verhindern. So müssen die Vereine den Behörden künftig vor den Spielen mitteilen, welche Fans das Spiel sehen sollen. Die Sicherheit­sdienste würden sich deswegen in den kommenden Tagen zusammense­tzen, sagte Sobhi am Mittwoch der Zeitung „Al-Watan“.

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