Rheinische Post

Das schönste Garagentor in Pempelfort

An der Nordstraße 80 zeigt das geschlosse­ne Tor, was sich dahinter verbirgt. Dafür verantwort­lich ist Frank Bosch.

- VON MARC INGEL

Der Hinterhof an der Nordstraße 80 habe schon vieleVerän­derungen erfahren, erinnert sich Anwohnerin Karin Schwinge: „Früher war das die Anfahrt für das Lager eines Supermarkt­s, es gab hier sogar mal eine Bananenrei­ferei.“Mit einem Antiquität­enladen begann vor gut 20 Jahren, Leben einzuziehe­n. Dann kam das Café à Midi hinzu, der Friseursal­on Svenja Quartier, das Goldschmie­deatelier von Almudena Simón Sánchez sowie das ausgefalle­ne Modegeschä­ft Feen & Kobolde von Sandra Wachtendon­k. Es gab ein paar Wechsel, aber das kreative und zugegeben ausnehmend feminine Hinterhof-Flair ist seitdem stets geblieben. Unter dem Label „Hof 80“vermarkten sich die Inhaber längst gemeinsam.„Von diesem Ambiente profitiere­n natürlich auch wir Anwohner“, sagt Karin Schwinge.

Einen winzigen Nachteil hat der kleine Hinterhof in Pempelfort allerdings. Passanten auf der Nordstraße übersehen den Eingang schnell mal, vor allem bei geschlosse­nem Tor lässt sich allenfalls erahnen, was sich dahinter verbirgt. Das hat sich nun geändert, und dafür verantwort­lich sind zwei Männer. Zum ei- nen der Eigentümer des Hauses, der, ganz bescheiden, lieber im Hintergrun­d bleiben möchte, der aber dem Rat von Karin Schwinge folgte, die Frank Bosch ins Spiel brachte. Der ist eigentlich von Beruf Projekting­enieur, hat aber einen ausgefalle­nen Nebenberuf. Er bemalt Garagentor­e – mit Hunden, Landschaft­en oder mit eben dem, was der Betrachter sehen würde, wäre das Tor geöffnet. Und genau das hat Bosch nun auch an der Nordstraße 80 umgesetzt.

Der Blick auf dem ungewöhnli­chen Gemälde fällt in den Hof, weist auf die einzelnen Geschäfte hin, zeigt eine Blumenprac­ht und Bistro-Gäste auf der Terrasse, heißt die Besucher auf einer Tafel willkommen und gibt auch das Kopfsteinp­flaster originalge­treu wieder.

Acht Tage hat Bosch für das Werk gebraucht, jeweils zehn Stunden. „Die Leute sind oft stehengebl­ieben, haben neugierig geschaut, wollten mir zum Teil sogar Geld zustecken“, erzählt Bosch, der sich für diese künstleris­chen Sonderschi­chten stets Urlaub nimmt oder versucht, den Job amWochenen­de abzuarbeit­en. Als Künstler will er sich nicht bezeichnen, „ich verwende lieber den Begriff Auftragsma­ler“. Seit 1991 hat der Autodidakt so einige hundert dieser Garagengem­älde angefertig­t,

für die er einen wasserfest­en Acryllack verwendet. An der Nordstraße hat Bosch den Innenhof fotografie­rt und das Bild später per Beamer auf das geschlosse­ne Tor projiziert, „für die Konturen“. Der Rest ist eine Mischung aus Routine, Talent und Liebe zum Detail.

Für Karin Schwingen und die Ladeninhab­er ist damit das Gesamtkuns­twerk „Hof 80“nahezu perfekt, „jetzt stören irgendwie nur noch die Mülleimer im Durchgang“, sagt die Pempelfort­erin. Aber dafür werden Geschäftsl­eute und Anwohner zusammen mit ihrem für Ungewöhnli­ches zugänglich­en Vermieter bestimmt auch noch eine kreative Lösung finden.

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RP-FOTO: MARC INGEL Der Maler wird eins mit seinem Bild. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass Frank Bosch nicht Bestandtei­l des Werkes ist.

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