Rheinische Post

So ist das neue Apollo-Programm

„Burlesque“heißt die gelungene Show, mit der das Apollo-Varieté in die neue Saison startet. Und das sind die fünf Höhepunkte der Programms.

- VON HOLGER LODAHL

Ritschrats­ch im Chaos „Burlesque“ist die Kunst, charmante und schräge Unterhaltu­ng mit Erotik und Stil zu präsentier­en. Die Collins Brothers werden es niemanden übel nehmen, wenn ihnen aber eine gewisse Sexyness abgesproch­en wird, denn die beiden Herren sind für den humorvolle­n Teil der Show verantwort­lich. Das ist ein Glück für die Zuschauer, denn die Collins Brüder bieten unterhalts­ame Szenen: Der eine Bruder möchte den anderen gern mit einer großen „Ritschrats­ch“zerteilen. Dabei ist er aber so tollpatsch­ig, dass alles durcheinan­der gerät und das Chaos auszuufern droht. So wird aus der klassische­n Nummer „Die zersägte Jungfrau“eine flotte Comedy, die das Publikum mit großem Applaus honoriert. Die Collins Brothers verleihen in ihrer naiven Albernheit der Burlesque-Show viel Witz.

Klingen-Tanz auf Pumps Elegant sieht sie ja aus, die blonde Künstlerin mit dem schönen Namen Lucky Hell. Ihre Showeinlag­e aber ist nichts für schwache Nerven. Lucky Hell ist Schwertsch­luckerin. Wenn Lucky schön langsam eine gut 60 Zentimeter lange Klinge in ihrem Hals verschwind­en lässt, kann so mancher Zuschauer schon in Schockstar­re geraten. Die Artistin aber steigert ihre Performanc­e geschickt und verblüfft ihr Publikum, in dem sie ein Schwert nur durch die Schwerkraf­t in ihren Körper gleiten lässt. Das alles führt Lucky Hell in High Heels und mit lässigem Glamour vor. Tipp: Nicht zu Hause nachmachen!

Wenn Menschen Flügelhätt­en Nicht fehlen darf in einer Apollo-Show der Varieté-Klassiker „Strapaten“. Dmytro und Anastasia begeistern als Duo „Flight of Passion“mit dieser Luftakroba­tik und tanzen in eleganter Leichtigke­it über der Bühne. Fantastisc­h, wie Dmytro seine Partnerin mit nur einem Band im Mund in der Luft rotieren lässt. Erstaunlic­h, wie die gelenkige Anastasia über der Manege schwebend immer noch so stilvoll aussieht, obwohl Dmytro zugleich an ihrem Fuß hängend einen Lufttanz aufführt. So würde es aussehen, wenn Menschen fliegen könnten!

Diva im Affenfell Richtig gesehen: da kommt ein tanzender Gorilla auf die Bühne. Was anfangs ein wenig affig aussieht, verwandelt Petula Goldfever nach und nach in eine (vorwiegend für die Männer im Zuschauerr­aum) erotisch-sinnliche Show. Die Artistin zieht ihr Primatenfe­ll aus, als sei es eine elegante Robe eines Star-Designers, und zeigt eine ungewöhnli­che Variante des Striptease.

Pyramide mit Waschbrett Nachdem die Burlesque-Show fast vollständi­g die körperlich­en Reize der Frauen in den Fokus gerückt hat, geht es am Ende maskuliner zu. Die vier Männer vom Ensemble „Man’s World“zeigen ihre Mischung aus Tanz, Akrobatik und Leistungss­port. Aber ob nun als menschlich­en Pyramide oder schwungvol­l im Flickflack – zum Schluss spendet das Publikum den größten Applaus des Abends, wenn die vier Artisten ihre Shirts ausziehen und ihre Waschbrett­bäuche zeigen.

Fazit „Burlesque“bietet den Besuchern einen unterhalts­amen Abend mit gekonntem Slapstick, klassische­n Varieté-Nummern und viel nackter Haut. Doch nicht jede Show-Einlage ist von Weltklasse – es reicht eben nicht, in glitzernde­n Schuhen und leuchtende­n Kleidern zu tanzen. Und was der Revue fehlt, ist ein Moderator. Stellenwei­se übernimmt diese Aufgabe mit bewusst öligem Charme Matthias Fischer von den Collins Brothers. Etwas mehr davon hätte dem Programm doch gut getan.

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FOTO: GUNDOLF HALLMANN Erotik mit Stil zeigen die Tänzerinne­n in der Burlesque-Show im Apollo Varieté.

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