So ist das neue Apollo-Programm
„Burlesque“heißt die gelungene Show, mit der das Apollo-Varieté in die neue Saison startet. Und das sind die fünf Höhepunkte der Programms.
Ritschratsch im Chaos „Burlesque“ist die Kunst, charmante und schräge Unterhaltung mit Erotik und Stil zu präsentieren. Die Collins Brothers werden es niemanden übel nehmen, wenn ihnen aber eine gewisse Sexyness abgesprochen wird, denn die beiden Herren sind für den humorvollen Teil der Show verantwortlich. Das ist ein Glück für die Zuschauer, denn die Collins Brüder bieten unterhaltsame Szenen: Der eine Bruder möchte den anderen gern mit einer großen „Ritschratsch“zerteilen. Dabei ist er aber so tollpatschig, dass alles durcheinander gerät und das Chaos auszuufern droht. So wird aus der klassischen Nummer „Die zersägte Jungfrau“eine flotte Comedy, die das Publikum mit großem Applaus honoriert. Die Collins Brothers verleihen in ihrer naiven Albernheit der Burlesque-Show viel Witz.
Klingen-Tanz auf Pumps Elegant sieht sie ja aus, die blonde Künstlerin mit dem schönen Namen Lucky Hell. Ihre Showeinlage aber ist nichts für schwache Nerven. Lucky Hell ist Schwertschluckerin. Wenn Lucky schön langsam eine gut 60 Zentimeter lange Klinge in ihrem Hals verschwinden lässt, kann so mancher Zuschauer schon in Schockstarre geraten. Die Artistin aber steigert ihre Performance geschickt und verblüfft ihr Publikum, in dem sie ein Schwert nur durch die Schwerkraft in ihren Körper gleiten lässt. Das alles führt Lucky Hell in High Heels und mit lässigem Glamour vor. Tipp: Nicht zu Hause nachmachen!
Wenn Menschen Flügelhätten Nicht fehlen darf in einer Apollo-Show der Varieté-Klassiker „Strapaten“. Dmytro und Anastasia begeistern als Duo „Flight of Passion“mit dieser Luftakrobatik und tanzen in eleganter Leichtigkeit über der Bühne. Fantastisch, wie Dmytro seine Partnerin mit nur einem Band im Mund in der Luft rotieren lässt. Erstaunlich, wie die gelenkige Anastasia über der Manege schwebend immer noch so stilvoll aussieht, obwohl Dmytro zugleich an ihrem Fuß hängend einen Lufttanz aufführt. So würde es aussehen, wenn Menschen fliegen könnten!
Diva im Affenfell Richtig gesehen: da kommt ein tanzender Gorilla auf die Bühne. Was anfangs ein wenig affig aussieht, verwandelt Petula Goldfever nach und nach in eine (vorwiegend für die Männer im Zuschauerraum) erotisch-sinnliche Show. Die Artistin zieht ihr Primatenfell aus, als sei es eine elegante Robe eines Star-Designers, und zeigt eine ungewöhnliche Variante des Striptease.
Pyramide mit Waschbrett Nachdem die Burlesque-Show fast vollständig die körperlichen Reize der Frauen in den Fokus gerückt hat, geht es am Ende maskuliner zu. Die vier Männer vom Ensemble „Man’s World“zeigen ihre Mischung aus Tanz, Akrobatik und Leistungssport. Aber ob nun als menschlichen Pyramide oder schwungvoll im Flickflack – zum Schluss spendet das Publikum den größten Applaus des Abends, wenn die vier Artisten ihre Shirts ausziehen und ihre Waschbrettbäuche zeigen.
Fazit „Burlesque“bietet den Besuchern einen unterhaltsamen Abend mit gekonntem Slapstick, klassischen Varieté-Nummern und viel nackter Haut. Doch nicht jede Show-Einlage ist von Weltklasse – es reicht eben nicht, in glitzernden Schuhen und leuchtenden Kleidern zu tanzen. Und was der Revue fehlt, ist ein Moderator. Stellenweise übernimmt diese Aufgabe mit bewusst öligem Charme Matthias Fischer von den Collins Brothers. Etwas mehr davon hätte dem Programm doch gut getan.