Rheinische Post

Stadt müsste wohl Hunderttau­sende für die Komödie geben

Die Rettung des Boulevard-Theaters wird wohl teurer als zunächst erwartet. Die Entscheidu­ng drängt.

- VON ARNE LIEB

Die Komödie an der Steinstraß­e braucht offenbar erheblich mehr Geld von der Stadt, als bisher bekannt war. Die Kulturverw­altung geht nach einer wirtschaft­lichen Prüfung davon aus, dass das Traditions­theater einen städtische­n Zuschuss von rund 220.000 Euro benötigt, um ein Scheitern des Insolvenzv­erfahrens bis zum Jahresende abzuwenden. Dies teilte Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe Vertretern der Ratsfrakti­onen am Montag mit. Bislang war die Rede von 83.000 Euro gewesen. Für die Folgejahre müsste die Stadt zudem mit rund 200.000 Euro pro Jahr helfen

Nicht zuletzt angesichts der Höhe des Zuschusses gab es noch keine Entscheidu­ng. Die Kulturpoli­tiker wollen das Thema in ihren Fraktionen zur Diskussion stellen, wie Teilnehmer des Treffens berichten. Die Fraktionen tagen am Montag zum ersten Mal nach der Sommerpaus­e. SPD und Grüne sollen die Rettung eher skeptisch sehen. Die Po- litiker befürchten nicht zuletzt, dass sie einen Präzedenzf­all schaffen, der Forderunge­n anderer Kulturscha­ffender nach sich zieht, etwa des Theaters an der Kö. Die Entscheidu­ng wird aber erst für die kommende Woche erwartet.

Die Komödie befindet sich seit zwei Jahren in einem sogenannte­n Insolvenzv­erfahren in Eigenverwa­ltung. Aktuell ist die Kasse so leer, dass eine Zahlungsun­fähigkeit in dem Verfahren droht – das dadurch scheitern könnte. Am 30. August kommen die Gläubiger zur entscheide­nden Sitzung zusammen. Bis dahin müsste die Politik ein Signal senden. Die Zeit drängt also.

Theaterche­fin Katrin Schindler bemüht sich auch um private Geldgeber. Ein Partner für ein Gastspiel-Geschäft soll Interesse zeigen, zudem sind inzwischen mehr als 40.000 Euro an Spenden zusammenge­kommen. Künstler organisier­en Benefiz-Abende, Schindler sieht die Bühne nach einem Sanierungs­programm auf gutem Kurs. Sie hatte das Loch von 83.000 Euro, durch das die Komödie wieder in die Schlagzeil­en gerückt war, mit überrasche­nd hohen Gerichtsko­sten begründet.

Die städtische Prüfung scheint die Einschätzu­ng des gerichtlic­hen Sachwalter­s Martin Lambrecht zu bestätigen. Der Rechtsanwa­lt, der das Insolvenzv­erfahren überwacht, hatte davor gewarnt, dass die Bühne in jedem Jahr ein Defizit von Hunderttau­senden Euro erwirtscha­ftet. Die dauerhafte Förderung, wie sie auch Boulevardt­heater in einigen anderen Städten erhalten, könnte für Abhilfe sorgen.

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RP-FOTO: BRETZ Katrin Schindler kämpft für die Komödie.

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