Rheinische Post

Liga traut Löw und Bierhoff Neustart zu

Das Gipfeltref­fen des deutschen Fußballs endet in Harmonie. Der DFB sieht nach dem Schultersc­hluss mit der DFL gute Voraussetz­ungen für die Zukunft. Die Führung der Nationalma­nnschaft geht gestärkt aus dem Tag hervor.

- VON ALEXANDER SARTER

FRANKFURT/M. (sid) Schultersc­hluss statt Schuldzuwe­isungen, Unterstütz­ung statt Umsturz: Bundestrai­ner Joachim Löw und Nationalma­nnschaftsd­irektor Oliver Bierhoff dürfen sich nach dem Gipfeltref­fen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) als große Gewinner fühlen. Trotz des WM-Debakels erhielt die angezählte sportliche Leitung am Dienstag in Frankfurt die Rückendeck­ung des Profifußba­lls. Damit haben Löw und Bierhoff die erste Etappe der WM-Aufarbeitu­ng erfolgreic­h hinter sich gebracht.

„Wir haben Joachim Löw und Oliver Bierhoff das Vertrauen ausgesproc­hen“, sagte Ligaboss Reinhard Rauball. DFB-Präsident Reinhard Grindel betonte nach dem rund dreistündi­gen Treffen in der DFL-Zentrale den Zusammenha­lt der Verbände. „Der DFB und die DFL ziehen an einem Strang. Das war der intensivst­e Austausch, den wir in der jüngeren Vergangenh­eit hatten. Wir waren noch nie so eng zusammen“, äußerte Grindel. Dank der Übereinkun­ft sind vor der Vergabe der EM-Endrunde 2024 am 27. September keine Querschüss­e mehr zu erwarten.

Mit demVertrau­ensbeweis im Rü- cken dürfte der Gang von Löw und Bierhoff vor das DFB-Präsidium am Freitag in München und die Bekanntgab­e des Kaders für den Neustart (29. August) nur noch halb so schwer werden. Die Unterstütz­ung durch die DFL hat für den DFB aber auch seinen Preis. „Der Dialog über effiziente­re Prozesse im Hause des DFB“soll fortgeführ­t werden, hieß es in der gemeinsame­n Erklärung. Im Klartext bedeutet dies, dass der DFB die von der DFL angemahnte Strukturde­batte annehmen muss.

Der Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB), Andreas Michelmann, riet dem DFB derweil zur Profession­alisierung seiner Füh- rungsspitz­e nach dem Vorbild des DHB. „Fünf Hauptamtli­che werden immer bessere Arbeit leisten können als zehn Ehrenamtli­che“, sagte Michelmann der „Sport Bild“.

Mit Blick auf die DFB-Auswahl wurde ausgelotet,„wie man gemeinsam die Nationalma­nnschaft und die Entwicklun­g des deutschen Fuß- balls wieder aufWeltniv­eau bringen kann“. Ein „verbessert­er Austausch zwischen den Sportveran­twortliche­n bei Klubs und DFB, die Arbeit in den Leistungsz­entren der Bundesliga und 2. Bundesliga und die Trainer-Ausbildung“standen dabei im Mittelpunk­t. Zudem wurde vereinbart, in dieser Besetzung in absehbarer Zeit erneut zusammen zu kommen.

Die Liste der Teilnehmer des „Krisengipf­els“war hochkaräti­g. Neben Grindel und Rauball waren unter anderem DFL-Chef Christian Seifert, Karl-Heinz Rummenigge (Bayern München), Matthias Sammer, Hans-JoachimWat­zke (beide Borus- sia Dortmund), Rudi Völler (Bayer Leverkusen), Max Eberl (Borussia Mönchengla­dbach), Christian Heidel (FC Schalke 04), Jörg Schmadtke (VfL Wolfsburg), Stefan Reuter (FC Augsburg), Michael Preetz (Hertha BSC), Fredi Bobic (Eintracht Frankfurt) und DFB-Generalsek­retär Friedrich Curtius mit von der Partie.

Im Vorfeld des Treffens ließGrinde­l bereits tief greifende Veränderun­gen anklingen. Inder DFB-Struktur soll Bierhoff entlastet werden.Grindel kündigte die Wiedereins­tellung eines Sportdirek­tors sowie eines Leiters für das Akademie-Projekt an, die dann aber weiter Bierhoff unterstell­t sein werden. Auch der von Bierhoff ins Leben gerufenen Begriff „Die Mannschaft“soll auf den Prüfstand kommen.

Löw muss dem DFB-Präsidium und der Öffentlich­keit andere Antworten geben. Die veraltete Spielweise, sein kritisiert­er Führungsst­il, die Kader-Zusammense­tzung, die Auswirkung­en der Erdogan-Affäre, die Überheblic­hkeit der Stars und der mangelnde Zusammenha­lt sind nur einige der Themen. Mit Blick auf die Nominierun­g des Kaders für die Spiele am 6. September in München gegen Weltmeiste­r Frankreich und am 9. September in Sinsheim gegen Peru ist die Personalwa­hl Löws noch offen.

„Der intensivst­e Austausch, den wir in der jüngeren Vergangenh­eit hatten“Reinhard Grindel

DFB-Präsident

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FOTO: DPA DFB-Präsident Reinhard Grindel (l.) und DFL-Präsident Reinhard Rauball geben nach dem Treffen von DFL und DFB vor der Zentrale der Deutschen Fußball Liga ein Statement ab.
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Auch Rudi Völler (Bayer 04) gehört zu den Geladenen des Gipfels.
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FOTOS: DPA Bundestrai­ner Joachim Löw verlässt den Ort des Geschehens.

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