Rheinische Post

15-jähriges Mädchen versteckte sich im Schrank

Vor Gericht muss sich ein Lierenfeld­er verantwort­en, der Mädchen im Internet anzüglich anschrieb.

- VON WULF KANNEGIESS­ER

Fünf Tage dauerte der Albtraum für die Eltern einer weggelaufe­nen Schülerin (15) aus Hessen, schrecklic­he Tage zwischen Hoffen und Bangen. Dann wurde das Mädchen im März 2017 unversehrt in der Wohnung eines Staplerfah­rers (42) in Lierenfeld entdeckt, wo es sich in einem Schrank versteckt hatte. Allein deswegen wäre der Mann nicht angeklagt worden. Doch weil er sich seit 2015 als angebliche­r Teenager auf einer Jugend-Website im Internet herum trieb, dort Minderjähr­ige gezielt in Sex-Gespräche und den Tausch von Intimfotos verstrickt­e, musste er am Donnerstag vor das Amtsgerich­t.

Meist gab er sich im Jugendforu­m als 16-Jähriger aus. Das gab er Mann zu. Und stets hat er Minderjähr­ige dort schnell in Sex-Dialoge verstrickt, hat Intim-Fotos von sich verschickt, hat Nackt-Fotos oder Videos auch von den Kindern verlangt. 108 Porno-Aufnahmen und 78Videos fanden sich auf seinem Computer. Auch mit der 15-jährigen Lucy aus Nordhessen hatte er sich via Chat angefreund­et, mit ihr intime Aufnahmen getauscht. Und als das Mädchen von familiären Problemen berichtete, lud er sie nach Düsseldorf ein. Dass das Kind zuhause ausriss, sich vom Kreis Kassel heimlich auf den Weg an den Rhein machte, eine Nacht sogar im Wald schlief – das habe er später„doch nicht mehr gewollt“. Als sich die 15-Jährige aber per Handy von einer Bushaltest­elle in Düsseldorf meldete, habe er sie „halt abgeholt“und mit nach Lierenfeld genommen.

„Da war aber nix! Ich hab’ sie nie angefasst!“In den fünf Tagen, in denen das Kind bei ihm lebte, habe er mit dem Mädchen bloß „ferngesehe­n und gequatscht“. Der Richter fand das „schwer zu glauben“- auch, dass der vorbestraf­te Mann erst 2015 seine Vorliebe für Kinder entdeckt haben will. Fakt ist: Per Handy-Ortung wurde Lucy nach fünf Tagen bei ihm aufgespürt. Ihre Eltern reisten damals sofort an, um ihr Kind abzuholen. Der Richter brach den Prozess nun aber ab, will durch Experten prüfen lassen, ob von dem 42-Jährigen weitere schwere Straftaten zu befürchten sind, er daher in einer psychiatri­schen Klinik behandelt werden muss. Wann der Prozess nun noch einmal neu startet, ist derzeit unklar.

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