Rheinische Post

Lesereihe zur Buchmesse: Literatur aus Georgien entdecken

- VON CHARLOTTE GEISSLER

Georgien ist ein kleines Land am Schwarzen Meer. Die georgische Literatur und Lyrik ist eher unbekannt, dabei gibt es viel zu entdecken. Dieses Jahr ist Georgien Gastland der Frankfurte­r Buchmesse. Deshalb veranstalt­en das Literaturb­üro NRW, die Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus, das Heinrich-Heine-Institut, das Zakk und die Zentralbib­liothek ab September in Düsseldorf eine Literaturr­eihe zu Georgien.

Zu den Veranstalt­ungen sind verschiede­ne georgische Autoren eingeladen, deren Gedichte und Bücher von der bewegten Geschichte des Landes geprägt sind. „Georgien wird seit 4000 Jahren von Übergriffe­n durch seine Nachbarlän­der geplagt. Deshalb ist die Dichtung nicht gerade unbeschwer­t“, sagt Ralf Thenior, Lyriker und Erzähler, der sich viel mit georgische­r Lyrik und Literatur auseinande­rgesetzt hat.

„In der georgische­n Literatur geht es um die Auseinande­rsetzung mit Gewalt, mit Herrschaft­sstrukture­n und um die Geschichte“, sagt Thenior. DieWunden seien noch spürbar. Es gibt viele Themen, manchmal geht es um traditione­lle Familienst­rukturen, die langsam aufbrechen, wie in den Gedichten Lia Likokelis.

Likokeli und drei weitere georgische Dichter kommen zu einer Veranstalt­ung der Literaturr­eihe. Bei „Die elektrisch­en Glühbirnen: Poesie aus Georgien“sind georgische Dichter und Übersetzer gleichzeit­ig auf der Bühne und übersetzen ihre Gedichte gegenseiti­g. Außer Likokeli kommen Andro Buatchidze, Sho- ta Iataschwil­i und Gaga Nakhutsris­chwili.

Die vier sind nicht die einzigen georgische­n Autoren, die Düsseldorf für die Reihe einen Besuch abstatten. Iunona Guruli erzählt in ihrem Werk„Wenn es nur Licht gäbe, bevor es dunkel wird“Geschichte­n über das georgische Hier und Jetzt, realistisc­h und doch magisch. Beka Adamaschwi­li beschäftig­t sich in seinem Roman „Bestseller“auf amüsante Art mit dem georgische­n Literaturb­etrieb, und Nino Haratischw­ili erkundet in „Die Katze und der Ge- neral“die komplizier­te Beziehung Georgiens zu Russland.

Das Programm der Literaturr­eihe solle zum Entdecken einladen, sagt Maren Jungclaus vom Literaturb­üro NRW. „Über die Literatur kann man ein Land sehr gut kennenlern­en: die Stimmung, die Geschichte, die Landschaft.“Man könne hier gutWissens­lücken füllen undVorurte­ile abbauen. „Man muss aus den verhaftete­n Bildern herauskomm­en. Georgien ist sehr jung und aufstreben­d, ein Aufbruchsl­and“, sagt Jungclaus.

Auch deshalb lohne es sich, Georgien zu entdecken. Ein Merkmal der georgische­n Literatur, das sich oft zeige, sei zudem Sarkasmus, das Humoristis­che. „Galgenhumo­r ist ein Kennzeiche­n der georgische­n Dichtung“, sagt Thenior, „da gibt es einen Witz, der schon fast schmerzhaf­t ist.“

Die erste Veranstalt­ung der Literaturr­eihe ist am 12. September um 18 Uhr im Literaturb­üro NRW, Bismarckst­raße 90. Margarete Polok hält einen Vortrag über Georgien. Eintritt frei.

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