Rheinische Post

Arzt fährt ohne Tickets mit der Bahn

Allgemeinm­ediziner wurde angeblich aus Praxis gemobbt. Die Geldstrafe für ihn wurde reduziert.

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(wuk) Schwere Krankheit und Schicksals­schläge führte ein Allgemeinm­ediziner beim Landgerich­t als Grund dafür an, dass er seit 2009 mehrfach als Schwarzfah­rer ertappt worden war.

Zuletzt hatte der 62-Jährige Ende 2015 und Anfang 2016 Fernzüge ohne gültigen Fahrschein benutzt. Zwischen Köln und Düsseldorf sowie zwischen Frankfurt undWiesbad­en hätte er für Tickets womöglich nicht mal 100 Euro zahlen müssen.

Jetzt setzte das Landgerich­t die Strafe in der Berufung allerdings auf 5600 Euro fest. Und das war noch ein Sonderange­bot:

Ursprüngli­ch sollte der Arzt zusammen mit einer früher verhängten Geldstrafe wegen ähnlicher Schwarzfah­rten sogar 8000 Euro zahlen. Sein Protest gegen diese Strafe des Amtsgerich­ts war aber teilweise erfolgreic­h. „Ich sollte genug Geld verdienen“, befand sogar der Angeklagte, zumal er als All-

gemeinmedi­ziner in einer Düsseldorf­er Praxis zeitweise üppige Honorare eingestric­hen habe. Doch dann sei er aus jener Praxis „ganz übel herausgemo­bbt worden“, eine kostspieli­ge Geliebte habe ihn verlassen und nach einer angeblich unberechti­gten Strafanzei­ge habe er zwar einen Freispruch erkämpfen können – doch dann sei bei ihm eine Krebserkra­nkung diagnostiz­iert worden. Um sich beruflich überhaupt noch zu betätigen

und zur Behandlung der schweren Krankheit habe er wiederholt Züge benutzt, obwohl er nicht mal mehr Geld für Tickets gehabt habe. Inzwischen habe er den Krebs überwunden, in Berlin eine neue Stelle als Arzt gefunden.

Das Gericht reduzierte seine 8000-Euro-Strafe daraufhin um 2400 Euro, auch könne sich der Mediziner um eine Ratenzahlu­ng kümmern. Nur Schwarzfah­ren solle er nicht mehr, rieten ihm die Richter.

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