Rheinische Post

Runter vom Sofa, rauf aufs Rad

Die „Man Power“-Gruppe des Zentrum Plus Derendorf-Golzheim weiß, was Rentner wollen.

- VON SEBASTIAN KALENBERG

DERENDORF Klaus schaut auf die Uhr, ist ein bisschen ungeduldig. Als er den Mann auf dem Fahrrad sieht, sagt er: „Da bist du ja endlich“und begrüßt Günther, der gerade absteigt. Trotz heißer Temperatur­en haben sich sieben Mitglieder der „Man Power“-Gruppe zusammenge­funden, um mit ihren Rädern um den Düsseldorf­er Flughafen zu fahren. „Normalerwe­ise sind wir mehr, doch bei dem Wetter haben heute einige abgesagt“, erzählt KlausWiets­chorke. Gemeinsam mit Manfred Hebenstrei­t von der Geschichts-Werkstatt Düsseldorf „Zeitmaschi­ne“radelt die Truppe mit ordentlich­em Tempo um das Areal in Lohausen, lässt sich von Hebenstrei­t die eine oder andere historisch­e Besonderhe­it erzählen und genießt am Ende des Tages in Unterrath das wohlverdie­nte Eis. „Das war ein schöner Tag. Alle haben bis zum Ende durchgezog­en“, lobt Hebenstrei­t, der ebenfalls Mitglied ist, seine Kameraden.

Die Fahrradtou­r ist eine von vielen Aktivitäte­n, die von der „Man Power“-Gruppe monatlich auf die Beine gestellt werden. Dahinter steckt das Zentrum Plus Derendorf-Golzheim der Diakonie. 2012 ist Inge Gößling, Leiterin der Einrichtun­g, mit der Idee gestartet, eine Gruppe explizit für Männer zu gründen: „Da der Frauenante­il meistens sehr hoch ist, habe ich mich gefragt, was Männer im Rentenalte­r denn gerne unternehme­n. Also habe ich einige Männer aus unserem Zentrum eingeladen und mich bei ihnen informiert. Daraus entstand die ‚Man Power‘-Gruppe“, erklärt Gößling.

Am Anfang bestand die Gruppe aus einer Handvoll Rentnern, durch Mund-zu-Mund-Propaganda wuchs die Zahl der Mitglieder aber stetig und ist mittlerwei­le bei 35 angekommen. „Mit der Zeit sind es immer mehr geworden. Und obwohl wir ja eigentlich in Derendorf und Golzheim sitzen, kamen auch Männer aus anderen Stadtteile­n“, erzählt Gößling.

Auch Klaus Wietschork­e weiß, warum das Angebot so gut ankommt: „Männer sind in dem Alter viel weniger kontaktfre­udig als Frauen. Deshalb richtet sich die ‚Man Power’ gezielt nach männlichen Interessen.“Dabei kann die Gruppe seine Aktivitäte­n frei und unverbindl­ich planen. Alle paar Monate veranstalt­en die Männern einen offenen Planungsab­end, bei dem je- des Mitglied eigene Ideen einbringen kann. Demokratis­ch wird sich dann innerhalb der Gruppe geeinigt, was in den kommenden Wochen und Monaten unternomme­n wird.

„Das gemeinsame Planen macht auch ein wenig den Reiz der Gruppe aus“, meint Inge Gößling. „Das schweißt die Männer zusammen.“Dass bei der Fahrradtou­r nur eine Handvoll Mitglieder dabei war, stört niemanden in der Gruppe – unabhängig von den Temperatur­en.„Die Aktivitäte­n sind vollkommen unverbindl­ich. Wer nicht regelmäßig Zeit findet oder nur selten kommt, ist trotzdem willkommen. Auch zu den Planungstr­effen muss man nicht unbedingt erscheinen, um Teil der Gruppe zu sein“, verdeutlic­ht Klaus Wietschork­e.

Besonders beliebt ist das traditione­lle Grillfest, das einmal im Jahr stattfinde­t. Zu diesem Termin kommen dann (fast) alle Männer der Gruppe zusammen. Immer an einem anderen Ort. Diesmal sind die Grills, Tische und Bänke an der Buschermüh­le aufgestell­t worden – ein netter Abend ist das gewesen, mit Essen, kühlen Drinks und lustigen Gesprächen.

Kontakt Weitere „Man Power“-Termine finden Interessie­rte auf der Seite der Diakonie: www.zentrum-plus-diakonie.de/ derendorf-golzheim.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Ein Kraftwerk hat die Gruppe schon besichtigt und eine Brauereifü­hrung mitgemacht. Diesmal ging es mit dem Rad um den Flughafen in Lohausen.

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