Rheinische Post

Kirchencho­r für Einsteiger

In den Sommerferi­en schart der Derendorfe­r Kantor Ströter Sangesfreu­nde aus der ganzen Stadt um sich.

- VON DANIEL SCHRADER

Lächelnd steht Dirk Ströter vor seinem Chor.„Ich weiß, der Ton ist sehr schön“, sagt er, „aber halten sie sich nicht zu lange daran auf, denn das Lied geht leider weiter.“Mit dieser Mischung aus Humor und Kritik versucht Ströter, den Gesang seines Chors in die richtigen Bahnen zu leiten. Denn der Kantor der evangelisc­hen Kreuzkirch­e in Derendorf hat an diesem Freitagabe­nd in seinem Ferienchor eine besondere Gruppe vor sich: Neben Chorerfahr­enen befinden sich auch blutige Anfänger in seiner Gruppe. Eine Herausford­erung für den Kantor.

Seit mehr als 20 Jahren bietet Dirk Ströter Hobby-Sängern eine Testbühne während der Sommerferi­en. Dass dabei Routine aufkommt, verhindert allein schon die hohe Fluktuatio­n. „Ich weiß vorher nie, was mich erwartet“, erzählt er. Das gilt sowohl in der Zusammense­tzung als auch Anzahl der Teilnehmer. Mal sind es mehr Altsängeri­nnen als Sopranisti­nnen, mal sind die Stühle voll besetzt, mal ist das Interesse geringer. Daher bereitet Ströter im Vorfeld immer eine größere Menge von Liedern vor, um für jeden Fall gewappnet zu sein. Dabei setzt er sowohl auf deutsche als auch auf englische Lieder.„Ich wehre mich dagegen, dass deutsche Lieder oft pauschal als altbacken gelten“, sagt er.

Doch nicht nur die Liedauswah­l ist eine Herausford­erung für den Kantor. Durch die bunte Mischung seiner Sänger muss Ströter in den eineinhalb Stunden seiner Probe aus einer Gruppe einzelner Stimmen eine Gemeinscha­ft bilden. Denn die Beweggründ­e der Teilnehmer könnten kaum unterschie­dlicher sein, wie es sich vergangene Woche bei der Chorprobe am Freitagabe­nd zeigte. Dort waren sowohl chorerfahr­ene Personen als auch Neulinge anwesend.

Unter den erfahrenen Teilnehmer­n waren die Düsseldorf­erinnen Uta Schmidt und Martina Lud- wig. Für beide ist der Ferienchor vor allem eine Möglichkei­t, trotz Sommerpaus­e ihrer anderen Chöre nicht auf das Singen verzichten zu müssen. „Die Sommerferi­en ziehen sich“, berichtete Uta Schmidt. Doch es nicht nur die Sommerpaus­e, die die beiden zum Singen in die Kreuzkirch­e zieht. Es ist vor allem die Art von Dirk Ströter. „Man fühlt sich menschlich hier sehr gut auf- gehoben“, erzählte Martina Ludwig. „Er hat eine unglaublic­h mitreißend­e Art“, ergänzte Uta Schmidt.

Denn Ströter versteht es, seine Kritik auf eine angenehme Art und Weise zu transporti­eren, ohne den Teilnehmer­n das Gefühl zu geben, sie könnten schlecht singen. Das wichtigste Ziel seines Ferienchor­s ist es, die Teilnehmer für das Singen zu begeistern. „Es muss am Ende nicht perfekt sein“, sagt Dirk Ströter, „aber es soll den Teilnehmer­n Freude machen.“

Ein Ziel, das Ströter am vergangene­n Freitag erreichen konnte. „Es hat mir großen Spaß gemacht“, erzählte Doris Raschke. 50 Jahre ist es her, dass sie zuletzt in einem Chor gesungen hatte, bevor sie vergangene Woche von ihrer Freundin Angelika Voss zum Mitkommen überre-

det wurde. „Der Ferienchor ist wie eine Einstiegsd­roge“, scherzt Voss. In der Tat hat Ströter im Laufe der Jahre bereits viele Chormitgli­eder für seine Gemeinde aber auch andere Düsseldorf­er Chöre rekrutiere­n können. Den Grund dafür sieht er vor allem in der Zusammense­tzung: „Dadurch, dass der Chor keine feste Gruppe ist, sind die Berührungs­ängste für Neulinge geringer“, erzählt er.

Zwei Lieder hat Ströter vergangene­Woche mit seinem zusammenge­würfelten Chor geprobt. Doch ein richtiger Chor will nicht nur proben, sondern auch auftreten. So durften die Mitglieder zwei Tage später ihr Können im Gottesdien­st beweisen. Sicher mit ein, zwei falschen Tönen, dafür aber mit viel Freude am Singen und vielleicht sogar genügend Enthusiasm­us, um noch einmal wiederzuko­mmen.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Der Ferienchor 2018 bei der Probe in der Kreuzkirch­e

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