Kirchenchor für Einsteiger
In den Sommerferien schart der Derendorfer Kantor Ströter Sangesfreunde aus der ganzen Stadt um sich.
Lächelnd steht Dirk Ströter vor seinem Chor.„Ich weiß, der Ton ist sehr schön“, sagt er, „aber halten sie sich nicht zu lange daran auf, denn das Lied geht leider weiter.“Mit dieser Mischung aus Humor und Kritik versucht Ströter, den Gesang seines Chors in die richtigen Bahnen zu leiten. Denn der Kantor der evangelischen Kreuzkirche in Derendorf hat an diesem Freitagabend in seinem Ferienchor eine besondere Gruppe vor sich: Neben Chorerfahrenen befinden sich auch blutige Anfänger in seiner Gruppe. Eine Herausforderung für den Kantor.
Seit mehr als 20 Jahren bietet Dirk Ströter Hobby-Sängern eine Testbühne während der Sommerferien. Dass dabei Routine aufkommt, verhindert allein schon die hohe Fluktuation. „Ich weiß vorher nie, was mich erwartet“, erzählt er. Das gilt sowohl in der Zusammensetzung als auch Anzahl der Teilnehmer. Mal sind es mehr Altsängerinnen als Sopranistinnen, mal sind die Stühle voll besetzt, mal ist das Interesse geringer. Daher bereitet Ströter im Vorfeld immer eine größere Menge von Liedern vor, um für jeden Fall gewappnet zu sein. Dabei setzt er sowohl auf deutsche als auch auf englische Lieder.„Ich wehre mich dagegen, dass deutsche Lieder oft pauschal als altbacken gelten“, sagt er.
Doch nicht nur die Liedauswahl ist eine Herausforderung für den Kantor. Durch die bunte Mischung seiner Sänger muss Ströter in den eineinhalb Stunden seiner Probe aus einer Gruppe einzelner Stimmen eine Gemeinschaft bilden. Denn die Beweggründe der Teilnehmer könnten kaum unterschiedlicher sein, wie es sich vergangene Woche bei der Chorprobe am Freitagabend zeigte. Dort waren sowohl chorerfahrene Personen als auch Neulinge anwesend.
Unter den erfahrenen Teilnehmern waren die Düsseldorferinnen Uta Schmidt und Martina Lud- wig. Für beide ist der Ferienchor vor allem eine Möglichkeit, trotz Sommerpause ihrer anderen Chöre nicht auf das Singen verzichten zu müssen. „Die Sommerferien ziehen sich“, berichtete Uta Schmidt. Doch es nicht nur die Sommerpause, die die beiden zum Singen in die Kreuzkirche zieht. Es ist vor allem die Art von Dirk Ströter. „Man fühlt sich menschlich hier sehr gut auf- gehoben“, erzählte Martina Ludwig. „Er hat eine unglaublich mitreißende Art“, ergänzte Uta Schmidt.
Denn Ströter versteht es, seine Kritik auf eine angenehme Art und Weise zu transportieren, ohne den Teilnehmern das Gefühl zu geben, sie könnten schlecht singen. Das wichtigste Ziel seines Ferienchors ist es, die Teilnehmer für das Singen zu begeistern. „Es muss am Ende nicht perfekt sein“, sagt Dirk Ströter, „aber es soll den Teilnehmern Freude machen.“
Ein Ziel, das Ströter am vergangenen Freitag erreichen konnte. „Es hat mir großen Spaß gemacht“, erzählte Doris Raschke. 50 Jahre ist es her, dass sie zuletzt in einem Chor gesungen hatte, bevor sie vergangene Woche von ihrer Freundin Angelika Voss zum Mitkommen überre-
det wurde. „Der Ferienchor ist wie eine Einstiegsdroge“, scherzt Voss. In der Tat hat Ströter im Laufe der Jahre bereits viele Chormitglieder für seine Gemeinde aber auch andere Düsseldorfer Chöre rekrutieren können. Den Grund dafür sieht er vor allem in der Zusammensetzung: „Dadurch, dass der Chor keine feste Gruppe ist, sind die Berührungsängste für Neulinge geringer“, erzählt er.
Zwei Lieder hat Ströter vergangeneWoche mit seinem zusammengewürfelten Chor geprobt. Doch ein richtiger Chor will nicht nur proben, sondern auch auftreten. So durften die Mitglieder zwei Tage später ihr Können im Gottesdienst beweisen. Sicher mit ein, zwei falschen Tönen, dafür aber mit viel Freude am Singen und vielleicht sogar genügend Enthusiasmus, um noch einmal wiederzukommen.