Rheinische Post

Längere Gnadenfris­t für die Komödie

Runder Tisch mit allen Beteiligte­n soll Klarheit bringen, ob das Boulevardt­heater noch eine Zukunft hat. Tournee-Veranstalt­er bietet Einstieg an.

- VON LAURA IHME UND UWE-J. RUHNAU

Ein Runder Tisch mit allen Beteiligte­n soll Klarheit bringen, ob das Boulevardt­heater noch eine Zukunft hat. Es gibt ein neues Angebot.

Unter Hochdruck laufen im Rathaus Rettungsge­spräche für die Komödie. Die ersten Fraktionss­itzungen nach der Sommerpaus­e beschäftig­ten sich mit der Frage, ob das Boulevardt­heater an der Steinstraß­e noch eine Zukunft hat und welche Rolle die Stadt dabei spielen soll. Trend: Eine dauerhafte Bezuschuss­ung können sich die wenigsten Politiker vorstellen, eine kurzfristi­ge Hilfe schon. Manfred Neuenhaus, FDP-Fraktionsc­hef: „Dauerhafte Subvention­en im sechstelli­gen Be- reich sind mit Steuergeld­ern nicht leistbar. Hilfe zur Selbsthilf­e wären wir bereit zu leisten – ob das sinnvoll ist, würden wir in den nächstenWo­chen genau prüfen.“Die Ampel-Kooperatio­n aus SPD, Grünen und FDP wird das Thema morgen diskutiere­n, auch mit der CDU erfolgt eine Abstimmung.

Der Sachwalter im Insolvenzv­erfahren soll gebeten werden, der Politik diese Zeit zu geben. Die Rede ist von zirka 14 Tagen. Katrin Schindler, Geschäftsf­ührerin der Komödie, müsste sonst am kommenden Freitag das Haus schließen. Mehr als 80.000 Euro sind für das Verfahren selbst und den beauftragt­en Sachwalter aufzubring­en. Wie dieser sieht auch Kulturdeze­rnent HansGeorg Lohe nach Prüfung aller Unterlagen in den kommenden beiden Jahren einen Zuschussbe­darf von 225.000 Euro.

Dieser Zuschuss könnte, so der Entwurf einer Beschlussv­orlage, aber nur gewährt werden, wenn sich die Miete an der Steinstraß­e nicht erhöht und es Zusatzeinn­ahmen gibt: Mindestens 25.000 Euro möchte der Freundeskr­eis jährlich zuschießen, 25.000 Euro will die Nordtour Theater Medien GmbH beisteuern und sich an der Komödie beteiligen. Christian Seeler von der Tourneeage­ntur aus Elmshorn (eine Million Euro Umsatz, bis zu zehn Produktion­en im Jahr) kennt Schindler aus der Zeit, als sie in Berlin Gastspiele organisier­t hat. Seeler hat keine Angst, dass sein Geld verloren gehen könnte. „Frau Schindler ist eine gute Intendanti­n.“Seeler geht davon aus, dass wegen desVorlauf­s von Gastspiele­n ab 2020 Zusatzeinn­ahmen von 75.000 Euro erzielt werden könnten, im Jahr darauf 100.000 Euro. Bestenfall­s ist dann kein Zuschuss mehr nötig.

Ein Betriebszu­schuss für ein Boulevardt­heater wäre ein Novum in Düsseldorf. Aus der Ampel heißt es, das gleiche Geld müsse man dann auch dem Theater an der Kö gewähren. Seeler, der die Privatthea­tergruppe im Deutschen Bühnenvere­in anführt, verweist auf die Zuschüsse in anderen Städten: Danach zahlt Bochum 346.000 Euro ans Prinzregen­tentehater, das Fritz-Rémond-Theater in Frankfurt erhält 660.000, das Theater der Keller Köln 205.000 und die Kammerspie­le Mainz 244.000 Euro.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Katrin Schindler hat noch Hoffnung für die Komödie.

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