Rheinische Post

Mobile Redaktion kommt nach Flingern

Wie ist das Leben im Boom-Stadtteil? Darum geht es am Samstag am Rewe-Markt an der Bruchstraß­e.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Katti und Michael Jenner lebten 2009 in Pempelfort, als sie sich in Düsseldorf nach einer Eigentumsw­ohnung umsahen. Es war schwer, etwas zu finden, und so landeten die Lehrerin und der Eventmanag­er in Flingern-Nord, wo sie ein Dachgescho­ss ausbauten. Das sei der richtige Zeitpunkt gewesen, 2011/12 seien die Preise angezogen. „Flingern war damals noch anders“, erinnert sich Katti Jenner.

Es sei schon nett gewesen, aber es habe noch nicht so viele Lokale gegeben. Das Hüftgold nicht, das Hashi auf der Ackerstraß­e nicht und auch nicht den Franzosen auf der Hermannstr­aße. „Wir mögen Flingern und fühlen uns hier sehr wohl“, sagt Michael Jenner, „es gibt viele Angebote, man kann alles zu Fuß machen“.

Inzwischen ist aus dem Paar eine Familie geworden, Marlene ist gerade eingeschul­t worden. Dass der Stadtteil brummt und es viel Zuzug gibt (siehe Kasten), hat die Familie gespürt. Marlene ist an der nahen Brehmschul­e angenommen worden, aber die Frage der Übermittag-Betreuung war lange eine Zitterpart­ie. Von 116 i-Dötzchen sollten nur zwei nicht in den Ganztag. Für 15 Kinder reichte das Angebot nicht, Schuldirek­torin Andrea Knopper und ihr Team bekamen es am Ende doch noch hin. Die Container, die als Mensa-Provisoriu­m dienen, werden nun auch für die Betreuung genutzt.

Der Stadtteil wächst. Das benachbart­e Grafental zieht viele Familien an, links und rechts der Bruchstraß­e entstand neuerWohnr­aum, auch vom Quartier Central ist es nicht weit. An der Brehmstraß­e meldeten sich dieses Jahr Kinder aus 57 Kitas an, 29 Kinder mussten abgelehnt werden. An der Maria-Montessori-Gesamtschu­le am Hermannpla­tz sieht es ähnlich aus: 100 Plätze waren in den fünften Klassen zu vergeben, es gab 150 interessie­rte Familien.„Auf Dauer muss hier vermutlich noch mal erweitert werden“, schätzt Direktorin Birgit Planken. Derzeit entsteht eine Dependance an der Rosmarinst­raße. Mit der kompletten Oberstufe, die die Schule ab dem nächsten Jahr aufbaut, werden es mal über 1000 Schüler sein.

Flingern ist bunt, es kommen alle gesellscha­ftlichen Schichten vor, sagt Planken. Und Flingern wächst. Flingern-Nord, das doppelt so groß ist wie Flingern-Süd, besonders. „Das ist ein In-Stadtteil geworden“, sagt Domenico Cecere, der seit 1995 mit seinem Bruder Remo das „La Luce Due“an der Ecke Dorotheen-/Ackerstraß­e betreibt. Das Restaurant hatte mal 30 Plätze, mittlerwei­le ist das Nachbarges­chäft hinzugekom­men und es gibt 90 Plätze. Tischdecke­n, Stoffservi­etten, aus dem urigen La-

den ist eine schicke Adresse geworden. Dass die Planer von Luxuswohnu­ngen einige Projekte verwirklic­ht haben, trägt zur Auslastung der Gastro-Szene bei.

„Wir müssen gucken, dass für alle Platz bleibt“, sagt der altgedient­e Flingerer Ratsherr Martin Volkenrath (SPD) und verweist auf Neubauproj­ekte der Städtische­n Wohngesell­schaft am Hellweg. Wer in Flingern lebe, solle auch dort bleiben können. Dass dies nicht einfach ist, weiß Volkenrath, „auch in Flingern-Süd werden mittlerwei­le beachtlich­e Preise aufgerufen“.

Ein Problem im Stadtteil besteht auch darin, dass die Infrastruk­tur nicht so rasch mitwächst. Beim Rewe an der Bruchstraß­e muss man jetzt eine Parkscheib­e aufs Armaturenb­rett legen. Michael Jenner hatte das Schild, das dies vorschreib­t, übersehen, und bekam beim Einkaufen prompt ein Knöllchen über 24,90 Euro. Als er einen Brief mit der Supermarkt-Quittung zuschickte, wurden diese Kosten erlassen. Eine Kulanz, die Jenner begrüßt und die irgendwie zum entspannte­n Leben in Flingern passt, findet er.

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RP-FOTO: RUHNAU Michael und Katti Jenner mit Tochter Marlene auf der Ackerstraß­e. Die Familie mag das entspannte Leben und die vielen Angebote in Flingern.
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